Sitzung: 06.12.2012 Ausschuss für Landkreisentwicklung und Wirtschaftsfragen
Vorlage: 143/2012
Sachverhalt:
Der Kreistag des Landkreises Coburg hat in seiner 13.
Sitzung am 04.03.2010 mit 51 gegen 3 Stimmen beschlossen, dass eine
Regionalmanagement-Gesellschaft für Stadt und Landkreis Coburg gegründet werden
soll.
Auf Basis dieser Ermächtigung wurde am 23. März 2011 die
Regionalmanagement Stadt und Landkreis Coburg GmbH mit Sitz in Coburg
gegründet.
Als Geschäftsführer der Gesellschaft ist seit dem
01.10.2010 Herr Stefan Hinterleitner bestellt.
Grundlage der Arbeiten der Geschäftsstelle der Regionalmanagement Stadt und
Landkreis Coburg GmbH ist in erster Linie die Gesellschaftssatzung, die auf dem
Handlungskonzept (= gleichzeitig Grundlage der Förderantragstellung) basiert.
Der Kreistag hat in seiner 12. Sitzung am 17.12.2009 dem Handlungskonzept
zugestimmt und mit 59 gegen 1 Stimmen das Ziel verabschiedet, das gemeinsame
Regionalmanagement in Stadt und Landkreis Coburg in der im Handlungskonzept
vorgestellten Form umzusetzen. Darüber hinaus hat der Kreistag in der
Vergangenheit entschieden, dass die Gremien im Landkreis regelmäßig über den
Stand des Regionalmanagements informiert werden.
Vor diesen Hintergründen berichtet der Regionalmanager und
Geschäftsführer Stefan Hinterleitner in der Sitzung über die Arbeit des
Regionalmanagements Coburger Land im Jahr 2011 bis heute.
aus der Beratung:
Regionalmanager
Stefan Hinterleitner berichtet anhand eines Powerpoint-Vortrages (s. Anlage 2) über
die Arbeit des Regionalmanagements im Jahr 2011.
LR
Michael Busch betont die aus seiner Sicht wichtige Arbeit des installierten
Regionalmanagements in der Region Coburg. Er begrüße es nachdrücklich, dass das
Regionalmanagement vorhandene Netzwerke nutzt und eigene Netzwerkstrukturen zur
positiven Entwicklung der Region in den definierten Themenbereichen auf- und
ausbaut. Der Aufsichtsrat des Regionalmanagements habe dies bereits honoriert
und in Form einer Zustimmung zur Weiterführung des Projektes möglichst über den
ersten Förderzeitraum hinaus zum Ausdruck gebracht.
KR
Christoph Raabs merkt an, dass viele Aktivitäten des Regionalmanagements sehr
stark mit dem Themenfeld „Tourismus“ verbunden gewesen seien. Da mache es
seiner Meinung nach doch durchaus Sinn, wenn der Tourismus weiterhin ein ganz
wesentlicher Bestandteil dieser Aktivitäten bliebe. Hier würde er gerne wissen,
welche Überlegungen es hierzu gäbe.
Begrüßen
würde er auch eine Ansiedlung des „Klimaschutzes“ als Thema des
Regionalmanagements.
In
diesem Zusammenhang böte sich dann auch die Möglichkeit der Umsetzung seines
Antrages (v. Ende 2008) hinsichtlich eines Dachflächenkatasters für den
Landkreis.
LR
Michael Busch erklärt, dass in Sachen Klimaschutz von Seiten des Landkreises
bereits alle Weichen in Richtung Übernahme des Themas im Regionalmanagement
gestellt worden seien. Ferner liege der Beschluss vom Kreistag zur Umsetzung des
Klimaschutzkonzeptes (u. a. Klimaschutzmanager) vor. Das Thema
„Solarflächenkataster“ sei darin ebenfalls als potenzielle Maßnahme enthalten.
In diesem Zusammenhang gäbe es allerdings viele Detailfragen zu klären.
Beispielsweise bedürfe es auch der technischen Voraussetzungen – hier: aktiv
betreutes Geo-Informationssystem durch einen GIS-Verantwortlichen - als
Minimalanforderung zur Umsetzung. Ein solches Aufgabengebiet könne eben nicht
nebenbei oder gar in Teilzeit geleistet werden. Insofern sei auch die
Kreispolitik im Kreisausschuss und Kreistag gefordert, die notwendigen
personellen und finanziellen Voraussetzungen zu schaffen.
KR Christoph Raabs argumentiert, dass die Zeit dränge, da die Förderung für
Solarthermie und Photovoltaik gedeckelt sei und manches Projekt in Zukunft
nicht mehr lukrativ sei.
Stefan
Hinterleitner berichtet von den Erfahrungen der Stadt Coburg im Hinblick auf
ein Dachflächenkataster. In Anbetracht weiter steigender Energiepreise geht der
Regionalmanager davon aus, dass die Gesamtthematik weiter attraktiv bleibt. Er
stimme dem Landrat dabei explizit zu, dass die Voraussetzungen zur aktiven
Bearbeitung dieses umfassenden Themenfeldes stimmen müssen. Dem zu
installierenden Klimaschutzmanager käme sicher eine Schlüsselrolle zu.
Zum
Thema Tourismus erklärt Regionalmanager Stefan Hinterleitner, dass es derzeit
vordringliche Aufgabe des Regionalmanagements sei, touristische Produkte (i. S.
v. Infrastruktur) zu entwickeln. Eine positive Tourismusentwicklung sähe er
anhand folgender drei Kernthesen gewährleistet:
1.
Service
auf Ebene der Betriebe
2.
Überregionale
Vermarktung (Marketing)
3.
Vorhalten
verkaufbarer Tourismusprodukte, die mit Leistungsträgern entwickelt und
angeboten werden müssen („Tourismus-Kümmerer“)
Er
plädiere in diesem Zusammenhang dafür, die drei Leistungsbereiche in eine Hand
zu geben, beispielsweise bei der Stadt Coburg und ihrem neuen Tourismusleiter.
LR
Michael Busch ergänzt, dass im Hinblick auf den Tourismus und seine zukünftigen
Organisationseinheiten noch vieles in Bewegung sei. Als Landrat ginge es ihm in
erster Linie um eine Effizienzsteigerung. In diesem Zusammenhang seien
möglichst schlanke und flache Organisationsstrukturen anzustreben. Gleichzeitig
müssten die zu schaffenden Einheiten aber möglichst schlagkräftig und vor allen
Dingen im Sinne der anzusprechenden Touristen attraktiv sein. Es zeige sich im
Wettbewerb der Regionen um Touristen, dass sich auch andere
Tourismusdestinationen – und damit auch Wettbewerber – zu immer größeren
Einheiten zusammenschließen. Eine Tourismusregion „Vom Rennsteig bis zum Main“
könnte da beispielsweise eine Antwort unserer Region sein. Als Landrat befinde
er sich diesbezüglich auch bereits in einem ersten Austausch mit Thüringer
Nachbarn, die ihrerseits in den Gesprächen bereits Interesse an einer solchen
Kooperation bekundet hätten.
Wirtschaftsförderer
Martin Schmitz erinnert noch einmal an seinen Auftrag aus dem ALaWi zur
fachlichen Vorbereitung und fachlichen (Vor-)Verhandlungsführung für Vorschläge
zur zukünftigen Organisationsform des Tourismus aus Sicht des Landkreises. Er
bittet in diesem Zusammenhang um Rücksichtnahme darauf, dass er sich in einem
Spannungsfeld von Individualinteressen und auch äußeren Rahmenbedingungen
bewegen müsse. Beispielsweise wurde zum Start der Regionalmanagements in Bayern
seitens des zuständigen Wirtschaftsministeriums definiert, dass
Tourismusmarketing nicht zu den Kernaufgaben der geförderten Regionalmanagements
zählen solle, da man mit dem neu geschaffenen Instrument keine Konkurrenz zu
bereits etablierten Tourismusstrukturen in den Landesteilen aufbauen wolle. Es
sei daher in Bayern bis heute durchaus üblich, dass den Regionalmanagements
weniger die Vermarktungsaufgaben im Tourismus zugesprochen wurden, sondern in
erster Linie die Förderung und die Entwicklung touristischer Infrastrukturen, wie
z.B. die Konzeption und die Beschilderung von Rad- und Wanderwegen. Der Vorteil
vieler Regionalmanagements liegt darin, dass hier auch finanzielle
Möglichkeiten, wie beispielsweise über LEADER-Förderungen, möglich seien. Die
entwickelten (Tourismus-) Produkte würden dann von den etablierten
Marketing-Instanzen vermarktet.
In der Region Coburg sei man dieser Struktur konzeptionell gerecht geworden,
was auch den Aussagen der gemeinsamen Tourismuskonzeption von Stadt und
Landkreis, aber eben auch der Regionalmanagementkonzeption gerecht wird.
Der
Wirtschaftsförderer betont dabei auch, dass aus seiner Sicht der Engpass in der
Vergangenheit weniger im Tourismusmarketing und mehr in der touristischen
Produktentwicklung lag. Dies würde auch vom Gutachter der Tourismuskonzeption
so analysiert.
Die sehr guten Arbeiten des Regionalmanagements bei der Entwicklung und
Ausschilderung des Lutherwegs (u. a.) zeigen, dass der beschrittene Weg in
diesem Sinne strategisch angelegt ist. Entscheidend sei eine gute Zusammenarbeit
der Strukturentwicklung mit der Marketingebene. Dabei spielen auch die
Vor-Ort-Angebote in den einzelnen Orten eine wichtige Rolle.
Dem
stimmt KR Hendrik Dressel zu, der einerseits eine Notwendigkeit überregionaler
Ebenen in der Tourismusvermarktung sieht, andererseits aber auch die
Notwendigkeit und Bedeutung der Vor-Ort-Ebenen darunter herausstellt.
Kritisch
hinterfragt KR Hendrik Dressel diesbezüglich auch das Ansinnen des
Regionalmanagers, eine Dachmarke für die Region zu etablieren. Auch im Hinblick
auf die Diskussionen zu den Ansätzen einer oberfränkischen Dachmarke sei er
sich nicht sicher, ob eine Region Coburg Stadt und Land überhaupt in der Lage
sei, die notwendigen Finanzmittel aufzubringen, um eine Dachmarke einer noch
kleineren Regionaleinheit im Wettbewerb der Regionen zu etablieren.