Sitzung: 15.02.2012 Ausschuss für Landkreisentwicklung und Wirtschaftsfragen
Beschluss:
Der Ausschuss für Landkreisentwicklung und Wirtschaftsfragen hat sich in seiner Sitzung am 15.02.2012 mit dem Thema befasst und mit 9:3 Stimmen zur Annahme empfohlen:
Dem Kreistag wird empfohlen, wie folgt zu beschließen:
"Der Kreistag befürwortet die Einrichtung eines Zukunftscoaches im Arbeitsumfeld der Wirtschaftsförderung des Landkreises Coburg. Im Falle eines positiven (Förder-)Bescheides durch das StMAS zur Einrichtung eines Zukunftscoaches im Landkreis Coburg wird die Kofinanzierung auf Basis des Finanzierungsplanes für das Projekt sichergestellt."
Beschluss Zukunftscoach: 9:3
Sachverhalt:
Landrat Michael
Busch stellt in der Einleitung zu diesem TOP fest, dass es um ein Projekt
"Zukunftscoach" ginge, das über Mittel des Europäischen Sozialfonds
gefördert werden könne. Ausgangspunkt für das bayernweite Angebot an die
Regionen sei das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung,
Familien und Frauen (StMAS).
Die Behandlung des
Themas in der heutigen Sitzung sei als sachliche Informationsweitergabe zum
Stand der Arbeiten aus der Verwaltung zu sehen. Insofern sollen die heute
vermittelten Informationen eine fachliche und sachliche Basis für die
Behandlung des Themas in den HH-Vorberatungen im Kreisausschuss am 16.02.2012
darstellen.
Landrat Michael
Busch stellt noch einmal heraus, dass sich der Landkreis Coburg beim
bayerischen Förderangebot von Zukunftscoaches für die bayerischen Teilräume in
einem Interessensbekundungsverfahren befinde. Es sei dem Landrat wichtig, dass
die Verwaltung mit ihren bisherigen Arbeiten der Kreispolitik im Landkreis
Coburg die Chance wahre, an diesem Förderprogramm des StMAS zu partizipieren.
Ein konkreter Förderantrag sei damit bis dato gleichwohl nicht in Verbindung zu
bringen, weil dieser erst auf Basis eines kreispolitischen Votums bzw. Auftrags
zu erstellen sei.
Malte Tiedemann
erläutert nach kurzer persönlicher Vorstellung in seinem Sachvortrag die
Hintergründe des Förderangebotes „Zukunftscoach“ und die bisherigen Schritte
der Landkreisverwaltung im Interessensbekundungsverfahren. Hierzu werden die
Inhalte seines Sachvortrages als Tischvorlage ausgehändigt.
Der Sitzungsvortrag
ist der Niederschrift als Anlage 1 beigefügt.
aus der Beratung:
In der
anschließenden Diskussion erklärt Kreisrat Rainer Mattern, dass er noch immer
unter den jüngst vermittelten Eindrücken des Arbeitsmarktprojektes
„MehrAusbildung“ (MAB) stünde. Es sei ihm wichtig, dass im Falle einer etwaigen
Projektumsetzung die Vernetzung mit bestehenden Projekten, Maßnahmen und
Institutionen (wie z.B. IHK und HWK) sichergestellt sei.
Landrat Michael
Busch weist die zuletzt vorgebrachte Kritik am Projekt „MAB“ argumentativ
zurück: Das Bundesprojekt sei incl. aller Nebenkosten zu 100 % gefördert.
Außerdem handle es sich um ein wissenschaftliches Projekt, in dem man an die
Vorgaben des Bundesministeriums gebunden sei. Insofern entstünden dem Landkreis
beim Projekt „MAB“ keinerlei Kosten. Der Mehrwert sei im Ausschuss für
Landkreisentwicklung und Wirtschaftsfragen bereits sehr deutlich dargelegt
worden: Es ginge dort vor allem darum, dass der Landkreis auf Basis einer
gesicherten Datengrundlage Schlüsse für sein weiteres Handeln im Bereich
Ausbildung ziehen könne.
Diese (gemeinsame Wissens-)Basis ermögliche erst die zu Recht eingeforderte
Vernetzung der Projekte und Institutionen. Insofern sei man noch lange nicht
bei der Umsetzung, sondern erst in der wissenschaftlichen Erhebung, was den
eigentlichen Sinn des Projektes „MAB“ widerspiegle.
Der Landrat
verweist darauf, dass es beim Projekt 'Zukunftscoach' andere, komplementäre
Schwerpunkte gäbe. Dazu käme, dass es hier eine metropolitane Dimension und
Vernetzung gäbe. Dabei stünde zur Diskussion, ob sich der Landkreis Coburg für
ein solches Netzwerk positionieren möchte.
Der Sachvortrag und
die bisherige Interessensbekundung seien also als Angebote an die Kreispolitik
zu verstehen, die entscheiden müsse, ob solche Dinge weiterverfolgt oder fallen
gelassen würden.
Bei den
vorbereitenden Arbeiten (Konzept) der
Verwaltung ginge es konkret um Angebote an die kleinen und mittleren Betriebe
im Landkreis der Region. Dabei ginge es hier im Kern um Arbeitsmarktthemen zur
Sicherung des zukünftigen Fachkräftebedarfs der heimischen Betriebe.
MORO hingegen lege
seine Schwerpunkte in den Bereich der Daseinsvorsorge. Im dortigen Konzept
würden die Arbeitsmarktthemen eigentlich keine Rolle spielen, so dass eine
tiefere Projektvernetzung hier nicht möglich scheint.
Martin Schmitz
ergänzt, dass die Frage nach der Vernetzung vor dem Hintergrund berechtigt sei,
dass es auch in der Region Coburg bereits eine ganze Reihe an
Arbeitsmarktprojekten gegeben habe und auch noch gibt. Der Wirtschaftsförderer
vermittelt seine Einschätzung, dass die Ministerin des Bayerischen Arbeits- und
Sozialministeriums großräumig Zukunftscoaches im Freistaat installiert wissen
wolle. Die Zukunftscoaches sollen sich auch bayernweit untereinander
austauschen. In der Metropolregion Nürnberg würde das explizit für die
Metropolregion nochmals koordiniert. Dort sei geplant, vier Zukunftscoaches in
der Geschäftsstelle zu installieren, die die Arbeit der Zukunftscoaches
innerhalb der EMN dezentral koordinieren sollen. Nach dem aktuellen
Wissensstand des Wirtschaftsförderers würden 15 Gebietskörperschaften in der
EMN ein Vor-Ort-Konzept für Zukunftscoaches verfolgen. Bei insgesamt 19
Gebietskörperschaften in der EMN könne man nahezu von flächendeckendem
Kommunalinteresse sprechen.
Sollte es zu einem
Projekt „Zukunftscoach im Landkreis Coburg“ kommen, sei die Projektvernetzung
mit anderen Arbeitsmarktprojekten unserer Region eine unabdingbare
Voraussetzung. Allerdings verweist Herr Schmitz darauf, dass man bei der
Umsetzung nicht gänzlich in seinen Entscheidungen frei sei. Es gäbe mit
Sicherheit gewisse Spielregeln, die das StMAS über die Förderrahmenbedingungen
den Projekträumen auferlegen werde.
Kreisrat Hendrik
Dressel begrüßt ausdrücklich, dass die Verwaltung versucht, für die Politik der
Region Coburg solche Chancen wie das Projekt Zukunftscoach für den Landkreis
Coburg zu ergreifen. Andererseits würde jedoch inhaltlich ein
Konkretisierungsgrad beim Grobkonzept des Landkreises fehlen. Er habe
verstanden, dass dies zum derzeitigen Stand der Verfahren und mit Bezug auf die
vom Ministerium gesetzten Rahmenbedingungen noch nicht möglich sei. Dennoch ist
ihm ein kooperatives Vorgehen mit den Arbeitsmarktakteuren aus der Region
besonders wichtig - nicht nur mit
Politik, sondern auch mit Schulen, VHS, IHK, HWK, Agentur für Arbeit etc.. Er
stelle sich dabei vor, dass alle zusammen an einen Tisch gebracht würden, um
die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit für die Region besser aufzuzeigen.
Martin Schmitz
erklärt, dass dies in Teilen bereits so verfolgt würde (man habe beispielsweise
bereits Kontakt mit der Stadt Coburg, Stephan Horn, aufgenommen). Zwar würde
die Stadt Coburg selbst keinen Antrag stellen, sie würde aber über ihre
Wirtschaftsförderung
den Antrag des Landkreises für einen Zukunftscoach ideell unterstützen.
Daneben würde die
Wirtschaftsförderung bereits jetzt die Arbeitsmarktakteure der Region mit dem
Grobkonzept für einen Zukunftscoach im Landkreis Coburg kontaktieren. Es sei
geplant, die Unterstützung durch Letters of Intent zu verschriftlichen.
Einschränkend
verweist Martin Schmitz aber auch darauf, dass die Erfahrung zeige, dass gerade
bei Arbeitsmarktprojekten ein gewisser Wettbewerb (u.a. um Fördermittel)
untereinander herrsche. In welcher Form die Konzeption des Landkreises bei
potenziellen Partnern aufgenommen wird, bliebe deshalb noch abzuwarten.
Kreisrat Martin
Mittag dankt der Wirtschaftsförderung für die Ausarbeitung und inhaltliche
Vorstellung der Thematik. Seiner Fraktion sei u.a. wichtig gewesen, dass im
Vorfeld auch finanztechnisch abgewogen werde, an welcher Stelle ein Projekt
„Zukunftscoach“ haushalterisch abgerechnet werde. Diese Entscheidung stünde
noch aus und obliegt der Kreispolitik in den anstehenden Haushaltsberatungen.
Wichtig sei ihm ebenfalls die Abstimmung zwischen den verschiedenen
Arbeitsmarktprojekten und – wo immer möglich – deren Vernetzung untereinander.
Landrat Michael
Busch betont die Erforderlichkeit, ein Projekt „Zukunftscoach“ für den
Landkreis erst einmal vom Grundsatz her auf den Weg zu bringen, bevor über die
Detailfragen zur Mittelherkunft der Kofinanzierung diskutiert werde. Er wisse,
dass es in letzter Hinsicht hierüber differenzierte Meinungen in den
Kreistagsfraktionen gebe. Die Frage stelle sich jedoch dann nicht, wenn das
Konzept inhaltlich bereits von der Kreispolitik verworfen würde.
Kreisrat Bernd
Reisenweber erachtet ein Gespräch mit der Agentur für Arbeit für zwingend
erforderlich, um keine Konkurrenz aufzubauen.
Ihn interessiere
daneben aber insbesondere, ob es schon konkrete Ansätze in Richtung
Maßnahmenumsetzung gebe. Gibt es Erkenntnisse in der Verwaltung, die darauf hindeuten,
dass Finanz- bzw. Fördermittel für Maßnahmenumsetzungen erwartet werden können?
Martin Schmitz
erklärt, dass die konkrete Maßnahmenumsetzung zum Start des Förderprogramms
„Zukunftscoach“ noch nicht seitens des verantwortlichen Ministeriums avisiert
sei. Das Ministerium gehe vielmehr von einer stufenweise Umsetzung aus, bei der
auf die momentane Phase der Interessensbekundung eine sog. „Initiierungsphase“
folgen solle, in der der Zukunftscoach vor Ort in die konkrete Maßnahmenplanung
und Vernetzung vor Ort gehe. Im derzeit abzugebenden Förderantrag würden
Mittelansätze für konkrete Maßnahmenumsetzungen deshalb gestrichen.
Gleichwohl sei das
Wirken eines Zukunftscoaches im Landkreis Coburg natürlich an der Umsetzung von
Maßnahmen in der Zukunft ausgerichtet und zu bemessen. Mit der Phase erster
Maßnahmenumsetzungen sei nach Einschätzung des Wirtschaftsförderers im zweiten
Projektjahr zu rechnen. Welche Maßnahmenfinanzierung sich dazu auftut, könne
heute noch nicht abgeschätzt werden. In jedem Fall könne die Kreispolitik die
Effektivität und Effizienz eines Zukunftscoaches jederzeit auf den Prüfstand
stellen. Außerdem würde die zunächst definierte Projektlaufzeit (bis Ende Juni
2015) diese Evaluierung ermöglichen.
Kreisrat Hendrik
Dressel erkennt gewisse Parallelen in der Förderabwicklung im Hinblick auf
seine Erfahrungen bei der Initiative Rodachtal. Die Programme – und hier
insbesondere diejenigen, die über den ESF gespeist sind – seien alle so
angelegt, dass ein Projektfundament geschaffen werde, aus dem heraus sich
letzten Endes Notwendigkeiten für eine spätere Maßnahmenumsetzung ergeben.
Fachlich fundiert würden sich damit Möglichkeiten ergeben, auch
Folge-Förderungen für Umsetzungen in Anspruch zu nehmen. Ein Garantieanspruch
auf Umsetzungsförderung ließe sich daraus freilich nicht ableiten, aber man
müsse feststellen, dass dies offensichtlich die derzeitige Förderpolitik der
öffentlichen Hand sei.
Der Landrat leitet
damit zum Beschlussvorschlag über und bittet um das Votum des Gremiums: