Beschluss:

 


Schriftliche Anfrage von Kreisrat Thomas Lesch :

 

Der Ausgabe der „Neuen Presse“ vom 03.12.2011 war ein Angebot des „Hausarztvereins Coburg Stadt und Land“ an den Landrat zu entnehmen, gemeinsam für eine solide Hausarztversorgung auf dem Land zu arbeiten.

 

Da auch viele Bürger des Landkreises Coburg auf eine ausreichende Hausarztversorgung angewiesen sind, bitte ich um Stellungnahme zu folgenden Fragen:

 

Wie lautet die Antwort des Landrats auf das Gesprächsangebot?

 

Welche Kriterien und welche Schwerpunkte sind bei einer solchen Zusammenarbeit zugrunde zu legen?

 

Welche Institutionen sind hierbei zusätzlich mit ein zu beziehen?

 

Ist eine – regelmäßige - Berichterstattung an bestimmte Kreisgremien vorgesehen?

 

Rödental, 04.12.2011

Thomas Lesch, Kreisrat

 

 

Landrat Michael Busch antwortet:

 

Das Gesprächsangebot des Hausärztevereins Coburg Stadt und Land habe sich auf den Presseartikel bezogen, in dem das Modellvorhaben „Aktionsprogramm regionale Daseins­vorsorge“ vorgestellt wurde.

 

Eines der insgesamt acht Handlungsfelder, die in diesem Modellvorhaben in den kom­menden beiden Jahren bearbeitet werden sollen, sei die ärztliche Versorgung in unserer Region. Es sei eine wichtige Zukunftsaufgabe, dafür zu sorgen, dass die Bürgerinnen und Bürger in annehmbarer Zeit und mit vertretbarem Aufwand einen Arzt erreichen können.

 

Der Hausärzteverein habe in der Pressemeldung und mit Anschreiben eine Zusammen­arbeit im Rahmen des Aktionsprogramms regionale Daseinsvorsorge angeboten.

 

Wie lautet die Antwort des Landrats auf das Gesprächsangebot?

 

Das Angebot werde selbstverständlich sehr gerne angenommen. Mit Dr. Gregor habe er telefoniert und er sei eingeladen, am Prozess mitzuwirken. Die Herausforderung könne nur gemeinsam in der Zukunft gemeistert werden.

 

Welche Kriterien und welche Schwerpunkte sind bei einer solchen Zusammenarbeit zugrunde zu legen?

 

Die kassenärztliche Vereinigung Bayerns habe einen Versorgungsatlas herausgegeben, aus dem hervorgehe, dass ein erheblicher Anteil der niedergelassenen Haus- und Kinder­ärzte bereits kurz vor dem Ruhestand stehe. Zum Teil würden Praxen bereits unmittelbar vor der Schließung sehen oder seien bereits aufgegeben, weil es nicht möglich gewesen sei, einen Nachfolger zu finden, der die Praxis übernimmt. Wenn eine Praxis auf einmal nicht mehr da sei, seien vor allem alte Menschen und Familien mit Kindern betroffen. Ältere Menschen seien oft nicht mobil genug, um lange Strecken alleine überwinden zu können, und für Familien mit mehreren Kindern stelle sich die Betreuungsfrage für die gesunden Kinder.

 

Die Bevölkerung nehme zwar insgesamt ab, dies führe aber nicht zu einer sinkenden Nachfrage an ärztlicher Leistung, da gleichzeitig alle älter würden und damit ein steigen­der medizinischer Versorgungsbedarf einhergehe. Deswegen seien in der Betrachtung nicht nur die Standorte der Hausarztpraxen wichtig, sondern natürlich auch die Erreich­barkeit von Fachärzten, der nächstgelegenen Apotheke oder der Sanitätshäuser. Es gehe darum, die medizinische Betreuung unserer Bevölkerung möglichst umfassend in allen Bereichen sicherzustellen.

 

Neben der Versorgung im Krankheitsfall gehe es gleichzeitig aber auch darum, viel für die Gesunderhaltung der Bevölkerung zu tun. In einer immer älter werdenden Gesell­schaft nehme die Prävention, zum Beispiel durch gesundheitsfördernde Sport- und Frei­zeitangebote einen besonderen Stellenwert ein. In diesem Bereich gehe es darum, vom Radwegenetz über Sportvereine bis hin zu Fitnesscentern zu erfassen, wie die Region aufgestellt ist, damit die Angebote dem Bedarf angepasst weiterentwickelt würden. Ziel sei es, ein möglichst flächendeckendes und wohnortnahes Gesundheitsnetz, das allen Bevölkerungsgruppen zur Verfügung stehe, vorzuhalten.

 

Welche Institutionen sind zusätzlich mit einzubeziehen?

 

Im Konzept zum Aktionsprogramm regionale Daseinsvorsorge finde sich hierzu ein ganzer Abschnitt. Bezogen auf die ärztliche Versorgung wäre es erfreulich, wenn sich ein breiter Kreis lokaler Akteure zusammenfinden würde.

 

Dazu gehörten – um nur einige zu nennen – die kassenärztliche Vereinigung, die Haupt­geschäftsführung unseres Klinikverbundes regioMed, die Krankenkassen, selbstverständ­lich sei bereits an den Hausärzteverband gedacht worden, der Seniorenbeauftragte des Landkreises, die Hochschule Coburg mit dem Studiengang integrierende Gesundheits­förderung und der Medical Park Bad Rodach.

 

Ist eine – regelmäßige – Berichterstattung an bestimmte Kreisgremien vorgesehen?

 

Nicht nur eine regelmäßige Berichterstattung sei selbstverständlich vorgesehen, sondern auch eine intensive Mitwirkung im Prozess der Entwicklung einer regionalen Strategie zur Sicherung der Daseinsvorsorge. Letztlich gehe es in dem ganzen Vorhaben darum, die politischen Schwerpunkte so zu setzen, dass sich der Landkreis Coburg in bester Form weiterentwickele und so lebenswert bleibe, wie er es sei.

 

Der einstimmige Kreistagsbeschluss, sich für das Modellvorhaben der Raumordnung „Aktionsprogramm Daseinsvorsorge“ zu bewerben, bringe dabei zum Ausdruck, wie wichtig der Politik dieses Thema sei.

 

Ein Großteil der Handlungsfelder betreffe direkt die Zuständigkeiten der kreisangehörigen Städte und Gemeinden. Sie seien diejenigen, die die einzelnen Projekte in der Folge umsetzen werden. Deswegen sei im Prozess eine zentrale Entscheidungsebene installiert, bestehend aus dem Landrat, allen Bürgermeistern und den Fraktionsvorsitzenden des Kreistags. Dies mache es möglich, schnelle Abstimmungen zu einzelnen Themen zu erhalten, ohne im Prozess in eine Richtung zu laufen, die von den Städten und Gemein­den nicht gewollt sei. Die ständige Einbindung der Fraktionsvorsitzenden stelle sicher, dass der aktuelle Bearbeitungsstand in den einzelnen Handlungsfeldern regelmäßig in die Kreistagsfraktionen kommuniziert werde.

 

In den Kreisgremien sei es originäre Aufgabe des Ausschusses für Landkreisentwicklung und Wirtschaftsfragen, sich mit der Entwicklung der Region zu befassen. Auch hier werde das Aktionsprogramm Regionale Daseinsvorsorge ständiges Thema sein.

 

Mit dem gesamten Prozess werde angesichts der engen Verflechtung mit der Stadt Coburg und den angrenzenden Landkreisen keine Selbstdarstellung betrieben. Mit dem Regionalmanagement und der Initiative Rodachtal habe man zwei wichtige Kooperations­partner an der Seite, um den Prozess gemeinsam anzugehen.

 

Der Landkreis Coburg sei als Modellregion für das Aktionsprogramm regionale Daseins­vorsorge des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung ausgewählt worden.

 

Insgesamt hätten sich 156 Regionen deutschlandweit beworben:

 

·         50 Regionen seien in die Endauswahl gekommen

·         21 Regionen würden in den Jahren 2012 und 2013 in den Genuss einer finanziellen Unterstützung zur Erarbeitung einer Regionalstrategie zur Sicherung der Daseins­vorsorge kommen.

 

 

 

Zum Ende der Sitzung hält Landrat Michael Busch einen Rückblick auf die Arbeit, Projekte und Maßnahmen des ablaufenden Jahres 2011 und wünscht allen Kreisräten ein schönes Weihnachtsfest.

 

 

Stellvertreterin des Landrats Elke Protzmann bedankt sich bei allen Kreisräten und der Verwaltung für die gute Zusammenarbeit und wünscht ebenfalls ein besinnliches Weihnachtsfest.