Sitzung: 22.11.2011 Ausschuss für Landkreisentwicklung und Wirtschaftsfragen
Beschluss: einstimmig
Abstimmung: Ja: 13
Vorlage: 318/2011
Beschluss:
Der Landkreis gewährt dem connect Telezentrum Neustadt für die Fortsetzung und Weiterentwicklung des Ausbildungsprojektes STARegio für die Jahre 2012 und 2013 einen Zuschuss in Höhe von 58.800 € pro Jahr.
Die Kosten sind aus der HHSt. 7912.7160 zu bezahlen.
Entsprechende Haushaltsmittel sind für die Jahre 2012 und 2013 einzustellen.
Sachverhalt:
Gegründet wurde STARegio im Jahr 2005. Damals erfolgte die Förderung über das Bundesinstitut für berufliche Bildung mit dem Ziel, zusätzliche Ausbildungsstellen für Jugendliche ohne Ausbildungsverhältnis zu akquirieren.
Seit dem Jahr 2009 ist der Landkreis Coburg an der Finanzierung beteiligt. In den beiden vergangenen Jahren ging es in erster Linie darum, unter den Jugendlichen die herauszufinden, die für die regionale Wirtschaft besonders geeignet sind. Darüber hinaus sollte dem Abbruch von Ausbildungsverhältnissen entgegen gewirkt, die Kompetenz der Jugendlichen erhöht und die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten verbessert werden. Gleichzeitig wurde das Angebot an die heimische Wirtschaft zur Vermittlung von Auszubildenden aufgebaut.
Im Jahr 2011 war eine deutliche Veränderung im Ausbildungsmarkt erkennbar. Die Zahl der im August unbesetzten Ausbildungsplätze in der Region überstieg erstmals die Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildungsstelle. Viele dieser Jugendlichen sind eher leistungsschwach und zum Teil nicht ausbildungsreif.
STARegio versucht über verschiedene Angebote Jugendliche und Schulen zu unterstützen und hilft kleinen und mittelständischen Firmen und Verwaltungen bei der Auswahl der Auszubildenden. Künftig wird es verstärkt darum gehen, Auszubildende in die Region zu holen, geeignete Auszubildende aus der Region in der Region zu halten sowie kleinere und mittelständische Firmen bei der Kompetenzvermittlung der Auszubildenden zu unterstützen.
Der Kreisausschuss des Landkreis Coburg hatte in seiner Sitzung vom 17.07.2008 für die Jahre 2008 und 2009 einen jährlichen Zuschuss in Höhe von 2/3 der anfallenden Gesamtkosten des Projektes gewährt, maximal 69.000 € pro Jahr. In seiner Sitzung vom 18.02.2010 beschloss der Ausschuss für Landkreisentwicklung und Wirtschaftsfragen das Projekt für weiter zwei Jahre (2010 und 2011) mit 69.000 € pro Jahr zu unterstützen.
Aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit mit Unternehmen der Region und Synergieeffekten aus der Akquisition durch andere Bereiche von connect konnten die Projektkosten im Bereich der Unternehmensakquisition und damit die Gesamtkosten des Projektes von 103.550,27 € auf 88.199,73 € gesenkt werden. Connect bittet den Landkreis Coburg in seinem Schreiben vom 11.10.2011 um die Unterstützung des Projektes in Höhe von jährliche 58.800 € für weitere zwei Jahre (2012/2013). Dies entspricht einem Anteil von 2/3 der Gesamtkosten.
Derzeit suchen 32 Firmen Auszubildende über STARegio – für das Ausbildungsjahr 2012 haben sich bisher 143 Ausbildungssuchende bei dem Projekt beworben.
Gerade auch vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und der Umkehrung des Ausbildungsmarktes wird es entscheidend sein, die Personalressourcen unserer Region frühzeitig und nachhaltig an die heimische Wirtschaft zu binden und zusätzliche geeignete Auszubildende für die Region zu akquirieren.
aus der Beratung:
Geschäftsführer Georg Hofmann und Sabine Lesch (Kaufm. Leiterin)
berichten im Vortrag über die Dienstleistungen und Arbeiten des
STARegio-Projektes der connect GmbH aus Neustadt bei Coburg.
Die Anforderungen würden sich ändern, daher müsse auf zweijährige
Ausbildungsberufe hingewiesen werden, denn oftmals fehle den Jugendlichen die
Ausdauer zu einer dreijährigen Berufsausbildung stellt Kreisrat Rainer Mattern
fest.
In diesem Zusammenhang müsse geprüft werden, ob es weiterhin alleinige
Aufgabe des Landkreises sein könne, dieses Projekt weiter zu finanzieren, oder
ob sich die Unternehmen in Zukunft ebenfalls finanziell daran beteiligen sollten.
Da das Projekt in Schulen vorgestellt wird, interessiert Kreisrat Gerold
Strobel, ob die Schulen bei connect anfragen oder ob connect auf die Schulen
zugehe. Sabine Lesch berichtet, dass connect alle Schulen anschreibe, jedoch
komme nicht überall eine Kooperation zustande. Sonnefeld nehme das Angebot
gerne an. In Bad Rodach komme eine große Anzahl der Schulabgänger bei einem Automobilzulieferer vor Ort unter; mit
einem weiteren ortsansässigen Unternehmen arbeitet connect seit ca. acht Jahren
zusammen. Bei den siebten und achten Klassen erreiche man viele Schüler über
Facebook.
In diesem Zusammenhang regt Kreisrätin Elke Protzmann an, zu gegebener
Zeit Informationen über die Struktur der Handwerksbetriebe, die auf connect
zukommen, zu erhalten.
Wirtschaftsförderer Martin Schmitz berichtet, er habe vor einiger Zeit
an einer Informationsveranstaltung der Wirtschaftsjunioren der IHK zu Coburg am
Gymnasium Ernestinum zum Thema 'Berufsorientierung im Wirtschaftsraum Coburg'
teilgenommen. Dort sei die provokante Frage gestellt worden, ob es in
Anbetracht der demografischen Entwicklung in Zukunft für eine Stelle in der
heimischen Wirtschaft ausreiche, wenn Schüler durchschnittliche oder gar
unterdurchschnittliche Leistung erbrächten.
Der Wirtschaftsförderer stellt fest, der
Arbeitsmarkt drehe sich und Betriebe würden sich verstärkt um junge
Nachwuchskräfte bemühen. Martin Schmitz nimmt die provokante Nachfrage aus der
Veranstaltung aber auch zum Anlass darauf hinzuweisen, es reiche für eine
positive Wirtschaftsraumentwicklung in Zukunft nicht aus, wenn sich die
heimische Wirtschaft mit (unter-)durchschnittlich qualifizierten Arbeitskräften
begnügen müsse. Es sei wichtig, dass in der Region Coburg Unternehmen und
öffentliche Stellen die Thematik gemeinsam und engagiert angehen. Die
demografische Entwicklung dürfe nicht als Argument bei der jungen Generation
aufgebaut werden, dass in Zukunft (unter-) durchschnittliche Leistungen
ausreichten. Der Wirtschaftsraum Coburg würde auf diese Weise mittel- bis
langfristig im globalen Wettbewerb der Regionen und Standorte verlieren. Auch
vor diesem Hintergrund seien nach Ansicht des Wirtschaftsförderers Projekte wie
STARegio zu bewerten.
Der Sitzungsvortrag ist der Niederschrift als Anlage 1 beigefügt.