Der Ausschuss für Jugend und Familie beschließt die Einführung von
Willkommenbesuchen bei Familien mit neugeborenen Kindern im Landkreis Coburg.
Dem Kreistag wird empfohlen, die erforderlichen zusätzlichen Finanzmittel für
das Begrüßungsgeschenk in Höhe von 12.000 € ab dem Haushaltsjahr 2012 zur
Verfügung zu stellen.
Der Ausschuss für Jugend und Familie beschließt die Einführung von
Willkommenbesuchen bei Familien mit neugeborenen Kindern im Landkreis Coburg.
Dem Kreistag wird empfohlen, die erforderlichen zusätzlichen Finanzmittel für
das Begrüßungsgeschenk in Höhe von 12.000 € ab dem Haushaltsjahr 2012 zur
Verfügung zu stellen.
Sachverhalt:
2006 entwickelte
die Stadt Dormagen unter Federführung ihres Bürgermeisters Heinz Hilgers,
gleichzeitig auch Vorsitzender des Deutschen Kinderschutzbundes, ein Konzept
aufsuchender Begrüßung von Familien mit Neugeborenen. Dieses „Dormagener
Modell“ orientierte sich dabei an Dänemark, wo jede Familie nach der Geburt
eines Kindes von einem Sozialarbeiter besucht wird.
Die dahinter stehende Idee ist, Kontakt zu den
Eltern in ruhigen Zeiten aufzubauen, sodass im Falle von Problemen in der
Kindeserziehung oder gar einer möglichen Gefährdung des Kindes frühzeitig Hilfen
anbieten oder intervenieren zu können.
Diese Willkommenbesuche sind inzwischen in
zahlreichen Städten und Landkreisen eingeführt worden. Bei den Besuchen werden
die Überreichung von umfangreichen Informationsmaterialien und eines Geschenkes
mit einem ersten Gespräch in der Familie kombiniert. Sie sind freiwillig und
werden von der überwiegenden Anzahl von Eltern positiv angenommen.
Zur
Situation in Bayern
In Bayern werden derzeitig systematisch keine
Willkommensbesuche mit o.g. Zielsetzung durchgeführt. Einige Städte und
Gemeinden begrüßen ihre jüngsten Neubürger mit einem Geschenk, das den Eltern
zugeschickt wird oder das diese sich in ihrem Rathaus abholen können.
Die bisherigen Ideen, dieses in der
Federführung der Jugendämter umzusetzen, scheiterte an den einschlägigen
Datenschutzbestimmungen, der ein Zugriff auf Meldedaten nicht erlaubte. Eine entsprechende
Gesetzesänderung ist derzeitig in Planung.
Zur
Situation im Landkreis Coburg
In 15 von 17 Städten und Gemeinden erhalten
Familien anlässlich der Geburt Glückwunschschreiben oder –karten; 7 versehen
diese Glückwünsche mit einem Geschenk, das entweder abgeholt werden muss,
mitgeschickt oder persönlich vorbei gebracht wird. In Niederfüllbach werden
diese Familien zum Jahresende eingeladen und erhalten ein
„Niederfüllbacher-EXTRA-Kindergeld“.
Die Städte und Gemeinden des Landkreises
werden in die endgültige Ausgestaltung und in die Umsetzung des nachfolgenden
Konzeptes einbezogen.
Konzept
für das Willkommenspaket des Landkreises
Am 12.02.2008
hat der Ausschuss für Jugend und Familie Leitlinien für Familienfreundlichkeit
im Landkreis Coburg verabschiedet. Unter anderem hat er sich darin für eine
möglichst frühzeitig anzusiedelnde und flächendeckende Elternbildung und
familienentlastende Angebote ausgesprochen.
„Dem Ausschuss für Jugend
und Familie ist es wichtig, stabile Eltern-Kind-Beziehungen zu fördern, um
somit die Grundlage zu schaffen, den Anforderungen des Lebens gerecht zu
werden.“
(aus AJF-Beschluss
12.02.2008)
Auf dieser Basis
wurde das Konzept für das Willkommenspaket entwickelt.
Es basiert auf
den Grundsätzen,
► sich als familienfreundlicher Landkreis zu
verstehen,
► junge Menschen und Familien in
unterschiedlichster Form zu unterstützen
► zu wissen, dass Eltern ihre Kinder
bestmöglich erziehen wollen und
► dass Zufriedenheit von Eltern und das Wohl
der Kinder eng miteinander verknüpft sind.
Mit dem
Willkommensbesuch werden dementsprechend folgende wesentliche Zielsetzungen
verfolgt:
► Familienfreundlichkeit offensiv und aktiv
zu leben: Jedes Kind ist in unserem Landkreis
willkommen !
► Prävention im Kinderschutz zu Beginn der
Elternschaft zu starten, zu agieren anstatt zu
reagieren und in einer unbelasteten und positiven Situation Informationen und Beratung zu vermitteln.
► Durch diese Form der Hausbesuche werden
Hemmschwellen bei Familien abgebaut, da
sie die für sie für Erziehungsfragen zuständige Mitarbeiter/innen des
Jugendamtes so gleich persönlich kennenlernen.
► Die ab dem 01.01.2012[1]
im Bundeskinderschutzgesetz den Jugendämtern zugeordnete
Verpflichtung, Eltern ein Beratungsangebot zu unterbreiten, wird damit realisiert.
Sobald die
melderechtlichen Voraussetzungen geschaffen sind, wird die Geburt eines Kindes
im Landkreis dem Jugendamt mitgeteilt.
Die Eltern werden vom Landrat angeschrieben. Neben den Glückwünschen zur Geburt
des neuen Erden- und Landkreisbürgers erhalten die Familien das Angebot eines
Besuches mit einem konkreten Terminvorschlag unterbreitet. Dieser kann von der
Familie auch ohne Angabe von Gründen abgesagt werden. Weitere Auswirkungen
erwachsen daraus nicht.
Der Besuch wird
von einem Sozialpädagogen des Jugendamtes durchgeführt, das Willkommenspaket
überreicht und der Familie erste Informationen und Beratung angeboten, im
Bedarfsfall wird auch schnell und unmittelbar Unterstützung in die Wege
geleitet.
Insbesondere die
Aktiven im Netzwerk Frühe Kindheit sind dabei unverzichtbare
Kooperationspartner.
Das Willkommenspaket enthält umfangreiche Informationsmaterialien, wie
z.B. die Broschüren
► Rund um Schwanger – Informationen für
Schwangere und junge Eltern in Stadt und
Landkreis Coburg
http://www1.landkreis- coburg.de/fileadmin/user_upload/Bilder/Chimienti/Broschueren__Internetadressen/Rund_um_schwang er_2008.pdf
► Kurz.Knapp. Elterninfo - Materialien für
Eltern von Babys und Kleinkindern
http://www.kindergesundheit-info.de/angebote-der-bzga/kurzknappelterninfo/
► Geliebte
Babys – gesunde Kinder – Infobroschüre u.a. mit Texten der Bindungsforscherin Prof. Dr. Ute
Ziegenhain
http://www.tk.de/tk/broschueren-und-mehr/informationen-rundums- kind/geliebte-babys-gesunde- kinder/238748
► Mein
Notfall-Verhinderungsbuch -
Vorsorgemaßnahmen für alterstypische Gefahrensituationen
bei Kindern
http://www.mein-kind.hexal.de
Beigefügt werden außerdem
► Antragsvordrucke für Kindergeld und
Elterngeld
► die ersten beiden Elternbriefe des
Bayerischen Landesjugendamtes
► ein Gutschein in Höhe von 20 € zur
Teilnahme an einem Elternkurs
► der Informationsflyer der KoKi und die
Visitenkarte des zuständigen Sozialraummitarbeiters.
Das alles soll das Begrüßungsgeschenk des Landkreises -eine
Babywickeltasche- füllen.
Kosten
Zusätzliche Personalkosten entstehen nicht. Die Besuche werden zu
einem Drittel von der KoKi-Fachkraft, zu zwei Dritteln von allen anderen
geeigneten Fachkräften des Jugendamtes wahrgenommen. Die KoKi-Fachkraft würde
damit ca. 4 x wöchentlich, jede weitere Vollzeitkraft ca. 2 x monatlich
–zusätzlich- einen Willkommensbesuch durchführen.
Während Broschüren, Anträge und Elterngeld wie auch individuelle
Zuschüsse bei der Teilnahme an Elternkursen bereits jetzt angeboten werden und
bei der derzeitigen Inanspruchnahme keinen zusätzlichen Finanzaufwand nach sich
ziehen, entstehen Kosten für das Willkommensgeschenk des Landkreises.
Dabei ist die Wahl auf eine Wickeltasche gefallen. Sie gehört häufig
nicht zu den ersten Anschaffungen einer jungen Familie, wird aber häufig nach
den ersten Terminen außer Haus „vermisst“. Sie begleitet die Familien in der
Regel 1 – 2 Jahre.
Im Nebeneffekt ist die Werbewirkung für den Landkreis Coburg nicht zu
unterschätzen, soweit eine optisch ansprechende und stabile Tasche angeschafft
wird und diese mit dem Landkreislogo versehen wird.
Eine (stabile) Wickeltasche kostet im Einzelhandel zwischen 30 und 70
€. Bei 600 Geburten im Jahr würden damit Kosten von 18 – 42.000 € entstehen,
ohne dass z.B. zusätzliche Ausgaben für Druckkosten mit einkalkuliert sind.
Im Hinblick auf diese Hochrechnung wurden Gespräche mit regional
ansässigen Firmen geführt. Die Firma Hauck in Sonnefeld steht der Idee sehr
aufgeschlossen gegenüber und würde das Projekt unterstützen. Mit deren
Sponsoring kosten Anschaffung und Druck ca. 12.000 € jährlich.
Dem Ausschuss für Jugend und Familie wird vorgeschlagen, folgenden
Beschluss zu fassen: