Beschluss: Kenntnis genommen

Sachverhalt

 

Hintergrund

 

Bereits heute können im Landkreis Coburg (aber auch in der Stadt) Betten in Pflegeheimen nicht mehr belegt werden, weil die vorhandene Personaldecke zu dünn ist und es nicht mehr gelingt offene Stellen zu besetzen. Besonders die ambulante Pflege sieht sich mit zunehmenden Problemen konfrontiert. Die Corona Pandemie hat die vorliegende Problematik noch weiter verschärft. Der Fachkräftemangel in der Pflege stellt somit sowohl aktuell als auch perspektivisch eine große Herausforderung für die Region dar. Der Landkreis und seine Städte und Gemeinden haben im Rahmen der Daseinsvorsorge ein klares Interesse daran, dass eine gute Pflegeinfrastruktur vorhanden ist und die ansässigen Einrichtungen unterstützt werden.

 

Mit dem Beschluss des Kreis- und Strategieausschusses vom 06.12.2017 wurde die Landkreisentwicklung damit beauftragt, Schritte zur Fachkräftegewinnung aus dem Ausland weiter voranzubringen.

 

Wie wurde das Vorhaben „Fachkräftesicherung in der Pflege“ bisher umgesetzt?

Im Jahre 2018 konnten zwei Förderungen für die Umsetzung akquiriert werden. Zum einen das Modellvorhaben (MORO): „Lebendige Regionen“ vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und zum anderen das Vorhaben: „Land.Zuhause.Zukunft“ der Robert Bosch Stiftung. Hieraus resultierten Integrationskonzepte, Sondierungen zur Auswahl geeigneter Herkunftsländer (Kosovo) sowie die Ausarbeitung einer Kooperationsform zur Umsetzung und Verstetigung des Vorhabens (Genossenschaft).

Zusammen mit der Landkreisentwicklung und den beteiligten Trägern der Altenpflege wurde gemeinsam ein Konzept entwickelt, um die Rekrutierung und Bindung ausländischer Mitarbeiter nachhaltig zu gestalten.

 

Der erste praktische Durchlauf einer Auslandsanwerbung war 2019. Es wurden mit Hilfe der APPK, einer im Kosovo ansässigen Nicht-Regierungsorganisation, Auszubildende mit medizinischen Vorkenntnissen in Deutsch- und Integrationskursen auf ihre Ausbildung im Coburger Land vorbereitet. Diese reisten, durch Corona verspätet, im Herbst 2020 ein und werden diesen Sommer ihre Ausbildung abschließen (1. Jahrgang generalistische Ausbildung). Mittlerweile findet die 4. Anwerbung statt und seit Beginn des Vorhabens sind 39 kosovarische Auszubildende angeworben worden, ihre Pflegeausbildung im Landkreis zu absolvieren.

 

Jahrgang

Teilnehmer (39)

Abbrüche (2)

2020

12

2

2021

13

0

2022

8

0

2023

6

0

 

 

 

 

 

 

 

 

Verstetigung des Vorhabens

 

Regelmäßig tauschen sich die Akteure bei trägerübergreifenden Zusammenkünften über aktuelle Problemlagen, bisherige Erfahrungen bei der Personalakquise und das zukünftige gemeinsame Vorgehen aus. Ein Ergebnis hierbei war die Einigung auf Gründung eines Kooperationsverbundes in Form einer Genossenschaft, um das Themenfeld gemeinsam und langfristig weiter bearbeiten zu können.

Als gleichberechtigte Mitglieder innerhalb einer Genossenschaft beschließen und agieren die verschiedenen Träger gemeinsam und abseits von wirtschaftlicher Konkurrenz, um den Herausforderungen des Fachkräftemangels in der Region Coburg zu begegnen. Die Bündelung der Ressourcen trägt dazu bei die Prozesse der Personalgewinnung zu vereinfachen, indem Kapazitäten gemeinsam genutzt und dadurch Kosten für jeden einzelnen verringert werden. Theoretisch sollte einer Genossenschaftsgründung also nichts im Wege stehen, in der Praxis haben sich jedoch im Zuge der Corona Pandemie und deren finanziellen und organisatorischen Folgen Träger aus dem Vorhaben zurückgezogen.

Beteiligte Träger

Kandidaten

Zeitraum

BRK

1

2020

AWO

2

2020-2021

Diakoniestation Weitramsdorf/Seßlach

1

2020

Diakonisches Werk

6

2020-2022

ASB Kreisverband

5

2020-aktuell

ASB Regionalverband

8

2020-aktuell

Caritas

6

2020-aktuell

Regiomed

8

2021-aktuell

Um die Genossenschaft wirtschaftlich tragfähig zu machen ist jedoch zum einen eine gewisse Anzahl an Anwerbungen notwendig, zum anderen müssen Prozessabläufe und Verfahren standardisiert werden. Die Erfahrung und Standardisierungen sind durch die Durchläufe der letzten Jahre erreicht, jedoch fehlt es an einer soliden planbaren Basis. Durch das Ausscheiden von mittlerweile 4 Trägern und die Gewinnung nur eines neuen Trägers ist die Anzahl der nachgefragten kosovarischen Auszubildenden über die Jahre sehr schwankend gewesen und im Mittel rückläufig.

Die Gründung der Genossenschaft ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht zweckmäßig, die Kosten würden sich verdoppeln, ja fast verdreifachen.

 

Da wir in der Landkreisentwicklung nach der Prämisse arbeiten, Vorhaben anzuschieben und diese dann in die Verstetigung zu bringen, haben wir nach Alternativen gesucht. Uns ist es gelungen, den ASB-Landesverband von dem Vorhaben zu überzeugen.

 

Durch die Einbeziehung weiterer Standorte (bayernweit) kann so eine solidere, breitere Basis gebildet werden. Unserem Wunsch, dass auch zukünftig alle Träger aus der Region Coburg Auszubildende rekrutieren können würde entsprochen. Die federführende Aufgabe des Landkreises wäre hiermit beendet, jedoch wird die Integration der bereits hier lebenden kosovarischen Auszubildenden und auch der Kommenden durch die Integrationslotsin des Landratsamtes weiter begleitet. Auch die Träger können sich weiterhin in gewohnter Weise an das Landratsamt wenden.

 

Jeder Träger muss für sich Lösungen finden, wie man dem Fachkräftemangel entgegen wirken kann. Für den ASB-Landesverband steht fest, dass die Anwerbung von ausländischen Pflegekräften/ Auszubildenden unerlässlich ist und sie ihre Aktivitäten dahin ausrichten. Aus unserer Sicht ist es sinnvoll, die Anwerbung von Pflegepersonal durch einen Träger selbst zu organisieren und erst dann wieder helfend einzugreifen, wenn dies erforderlich ist.