Beschluss: Kenntnis genommen

Sachverhalt

 

1.         Situation

Im Zwischenlager in Grub am Forst werden seit 2016 alle aus bereits aufgelösten Außenlagern stammenden Objekte der Alten Schäferei verwahrt, die künftig die Sammlung des Gerätemuseums bilden werden. Auch die Objekte aus dem letzten verbliebenen Außenlager im Gut Ahorn werden sukzessive nach Grub gebracht und dort bearbeitet. Ein großer Teil aller Objekte leidet durch bislang ungünstige Lagerungsbedingungen unter äußerst starkem Schädlingsbefall. Eine Schädlingsbekämpfung sollte ursprünglich erst zum Einzug in das neue Depot erfolgen. Da der Neubau gegenwärtig jedoch nicht realisiert werden kann, ist dieser Zeitpunkt völlig ungewiss. Die Objekte werden deutlich länger als geplant im Zwischenlager bleiben. Die Schädlinge breiten sich währenddessen immer weiter aus. Es ist zu befürchten, dass die Museumssammlung bis zum endgültigen Einzug in ein dauerhaftes Depot in großem Umfang irreparabel geschädigt wird. Der Bestand ist schon jetzt akut bedroht. Es besteht dringender Handlungsbedarf, um den Schädlingen Einhalt zu gebieten.

2.         Mögliche Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen

Zur Bekämpfung der Schädlinge kommen in erster Linie eine Begasung oder eine thermische Behandlung der Objekte in Frage. Dabei muss neben den primären finanziellen Aufwendungen vor allem auch der langfristige wirtschaftliche und ökologische Nutzen bedacht werden.

 

Eine Begasung erscheint aus verschiedenen Gründen für die Objekte der Alten Schäferei wenig praktikabel. Die folgenden Erläuterungen gehen daher von einer thermischen Behandlung aus, bei der durch kontrollierte, feuchtegeregelte Erwärmung alle Entwicklungsstadien der Schädlinge abgetötet werden. Für die thermische Behandlung bestehen im Fall der Alten Schäferei drei Durchführungsmöglichkeiten.

2.1.        Behandlung im Zuge des Umzuges in ein neues Depot

Für eine Schädlingsbekämpfung direkt vor der Einlagerung der Objekte in einem neuen Depot spräche, dass bis dahin der Großteil alles zu Deakzessionierende aussortiert ist und somit nur Stücke, die tatsächlich im Bestand verbleiben, behandelt werden müssen. Die Gefahr eines erneuten Befalls ließe sich im neuen Depot durch einen Quarantäneraum sowie strikte Überwachungsroutinen (IPM – Integrated Pest Management) minimieren.

 

Nachteilig bei dieser Variante ist unter den neuen Bedingungen ein deutlich höherer Lagerflächenbedarf bis zum Umzug. Nur eine erhöhte Ausgangsobjektzahl und das Bewahren von Dubletten gewährleisten, dass überhaupt ausreichend Objekte für die zukünftige Museumssammlung erhalten bleiben. Die endgültige Deakzession würde sich für viele Objekte, je nach Zustand, auf kurz vor dem Umzug verschieben. Für etliche Stücke, die eigentlich in der Sammlung verbleiben sollten, käme die Behandlung dann jedoch zu spät.

2.2.        Sofortige, kurzfristige (Teil-)Behandlung in Grub am Forst

Eine zeitnahe Behandlung des bereits in Grub am Forst eingelagerten Objektbestandes würde die Ausbreitung der Schädlinge dort durch eine Art „Cut“ eindämmen. Im Raum stehen Angebote von Fachfirmen mit speziellen LKW-Aufliegern oder Zelten. Die Kosten für die Maßnahme würden sich auf 60.000 bis 80.000 Euro belaufen.

Die Aktion würde allerdings nur den akuten Befall stoppen. Sie verhindert keinen Neubefall. Mit jeder Räumung aus dem Gut werden neue Schädlinge nach Grub eingeschleppt, die sich im Bestand wieder ausbreiten. Die Maßnahme müsste demnach unter Umständen mehrfach, spätestens jedoch vor dem Umzug in ein neues Depot wiederholt werden – auch für bereits behandelte Objekte, und mit wiederholten Kosten.

2.3.        Langfristige Alternative: Aufbau einer eigenen Thermokammer zur dauerhaften Nutzung

Durch den Einbau einer Thermokammer im Depot könnten Großgeräte, kleine Objekte, befallsgefährdete Lager- und Ausstellungsmaterialien sowie zurückkehrende Leihgaben ganz nach Bedarf jederzeit direkt vor Ort behandelt werden. Die ersten Investitionskosten erscheinen hoch. Dennoch hat diese Alternative gegenüber den anderen Möglichkeiten erhebliche Vorteile.

 

Durch die eigene Thermokammer würde nicht nur der akute Befall gestoppt, sondern auch das Risiko eines erneuten Befalls durch eingeschleppte Schädlinge kontinuierlich kleingehalten.

 

Die Behandlung kann durch eingewiesenes Museumspersonal kostensparend eigenständig durchgeführt werden - ganzjährig in vielen Durchläufen neben der eigentlichen Sammlungsarbeit. Zudem besteht die Möglichkeit, auch andere Museen oder Kultureinrichtungen von der Thermokammer profitieren zu lassen, gegebenenfalls in einer Form der Vermietung.

 

Auch ökologisch erscheint die Anlage sinnvoll: Sie benötigt für den Betrieb nur Strom und Wasser, es gelangen keinerlei Gifte in die Umwelt. Dazu entzieht sie den Objekten bereits eingebrachte Gifte, gesundheitsschädliche Ausdünstungen würden zugunsten von Mitarbeitern und Besuchern reduziert.

 

Die Kosten für die Errichtung einer solchen Thermokammer belaufen sich nach Einschätzung der Fachfirmen auf ca. 150.000 Euro. Dazu kommen laufende Kosten für Strom, Wasser und ein Servicevertrag für Technik und Steuerungssoftware. Die Nutzugsdauer einer solchen Kammer liegt jedoch bei etwa 25 Jahren. Da sie mobil konzipiert ist, wäre ein Umzug in das neue Depot problemlos möglich.

 

2.4.        Abwägungen und Fazit

Aus Sicht der Sammlungsbetreuung der Alten Schäferei ist eine zeitnahe Schädlingsbekämpfungsmaßnahme im Zwischendepot Grub am Forst dringend erforderlich. Die Durchführung beim Umzug in ein neues Depot erscheint im Hinblick auf den aktuellen Zustand des Objektbestands als unverantwortlich spät. Um den akuten Befall zu stoppen, würde eine kurzfristige Maßnahme genügen, nachhaltig ist sie jedoch nicht. Längerfristig steht die Thermokammer mit ihren Vorteilen deutlich im Vordergrund. Die vergleichsweise hohen Anschaffungskosten würden schon bei einem Bedarf an nur zwei kurzfristigen Maßnahmen innerhalb der nächsten Jahre wieder aufgewogen. Somit stellt eine eigene Thermokammer als ökologischste, wirtschaftlichste und finanziell sinnvollste Investition die klare Empfehlung der Sammlungsbetreuung dar.