Sitzung: 12.07.2022 Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport
Beschluss: Kenntnis genommen
Vorlage: 088/2022
Chronologie
2015 wurde mit dem
Eintritt des Landkreises Coburg in das staatliche Förderprogramm der
„Familienstützpunkte“ erstmals mit einer systematischen Erfassung und
Bedarfserhebung zur Familienbildung begonnen und die Ergebnisse im Rahmen einer
Konzeption verarbeitet.
Darauf basierend
wurden 2018 die beiden Familienstützpunkte in Bad Rodach und Neustadt eröffnet.
Die Datenerhebungen
bei Anbietern und Familien wurden 2020 aktualisiert und das Konzept in 2021
fortgeschrieben.
Finanzierung
Für die
Koordinierung von Angeboten, die laufende Konzeptfortschreibung und die
Bestand- und Bedarfserhebung erhält der Landkreis einen jährlichen Zuschuss in
Höhe von ca. 21.000 €. Diese Einnahmen werden nicht im Jugendhilfehaushalt,
sondern bei den Personalkosten verbucht. Der Landkreis hält dafür eine 0,5
Stelle, die –wie es das staatliche Förderprogramm fordert- mit einer
Sozialpädagogin besetzt ist, vor.
Die an die beiden
Familienstützpunkte ausgezahlten Zuschüsse in Höhe von 4.400 €/jährlich werden
aus den Sachkosten der Jugendhilfe bestritten, lehnen sich an den Vorgaben der
Familienstützpunkte an und fließen in den staatlich geforderten Eigenanteil
ein.
Rechtlicher Kontext
Familienbildung ist
eine strukturelle Pflichtleistung der öffentlichen Jugendhilfe, die in § 16 SGB
VIII festgeschrieben ist:
(1) Müttern, Vätern,
anderen Erziehungsberechtigten und jungen Menschen sollen Leistungen der
allgemeinen Förderung der Erziehung in der Familie angeboten werden……
(2) Leistungen zur Förderung der Erziehung in der Familie sind insbesondere ……….
Angebote der Familienbildung, die
auf Bedürfnisse und Interessen sowie auf Erfahrungen von Familien in
unterschiedlichen Lebenslagen und Erziehungssituationen eingehen, die Familien
in ihrer Gesundheitskompetenz stärken, die Familie zur Mitarbeit in
Erziehungseinrichtungen und in Formen der Selbst- und Nachbarschaftshilfe
besser befähigen, zu ihrer Teilhabe beitragen sowie junge Menschen auf Ehe,
Partnerschaft und das Zusammenleben mit Kindern vorbereiten,
Im Zuge der SGB
VIII Reform 2021 wurde die Familienbildung mit der Aufzählung von Themen
konkretisiert und dahingehend präzisiert, dass die Angebote auch die Teilhabe
stärken sollen und niedrigschwellige, partizipative und sozialraumorientierte
Angebote unterstützt werden sollen.
Familienbildung
im Landkreis Coburg
Für Familien im
Landkreis Coburg werden zentrale und dezentrale familienbildende Angebote u.a.
von der Volkshochschule, dem Evangelisches Bildungswerk, den Mehrgenerationshäusern
und Bürgertreffs, dem Bayerischen Rotes Kreuz, dem Kinderschutzbund, dem Schlupfwinkel
Ahorn und den Familienstützpunkten vorgehalten.
Während 2020
zunächst pandemiebedingt -wie so vieles- die Familienbildung zunächst komplett
zum Erliegen kam, nutzten die Akteure diese Zeit, um alternative Zugänge zu erschließen.
Der „Boom“ der Entwicklung und Installation digitalisierter Angebote ist
Gegenstand der gesonderten Vorlage zur Digitalen Bildungsregion.
Deshalb wird hier
nur exemplarisch auf einige Punkte eingegangen:
·
Elterntalk
2021
Über
80 % der insgesamt durchgeführten 236 Talks fanden digital statt.
Damit konnte Elterntalk auf dem gleichen Niveau wie vor Corona fortgeführt
werden.
·
Mit
dem Workshop „Digitale Kompetenzen“ im Juli 2021 -finanziert aus Geldern des STMAS-
wurden Anbieter von Familienbildungsangeboten geschult.
·
In
Kooperation mit den beiden Familienstützpunkten in Bad Rodach und Neustadt
wurde das Onlineangebot zum Thema „Babysignale“ erarbeitet und durchgeführt.
Perspektiven in
der Familienbildung
Um die begonnene
Entwicklung fortzusetzen und den erweiterten gesetzlichen Ansprüchen zu
genügen, sind weitere Punkte aufzugreifen:
è
Zugänge
erschließen …
… bedarfsgerecht
Bislang wurde vor allem auf schriftlichem Wege die Bedarfsermittlung
angegangen. Diese erreichen aber –auch digital- nur einen geringen Anteil an
Familien. Deshalb wird hier bereits seit einiger Zeit ergänzend der
niedrigschwellige und informelle Kontakt, das Gespräch auf Veranstaltungen
umgesetzt. Beispiele dafür sind die Präsenz beim KidsDay in Rödental oder
Besuche von Krabbelgruppen.
… informiert
Eine Übersicht über die lokalen und regionalen Angebote der Familienbildung, in
kalendarischer Form und sozialraumorientierter Darstellung gibt es nicht. Es
gibt viel, auch noch nicht strukturiert erfasstes. Und deshalb ist es manches
Mal auch weiterhin dem Spürsinn der Familien überlassen, sich zu informieren.
Macht ein Familien-ABC oder wie auch immer digitale Formate heißen, Sinn im
Landkreis Coburg?
è
„Barrierearme“
Bildungsangebote…
… in der Geh-Struktur
Im Elterntalk und hier insbesondere mit ElternTalk and Walk geht die
Familienbildung zu den Eltern und nicht umgekehrt. Das gilt es weiter
auszubauen, um damit eine weitere Facette der niederschwelligen Inanspruchnahme
zu ermöglichen.
Wichtig: Familienbildung „besetzt“ damit nicht den öffentlichen oder privaten
Raum, sondern bietet an informellen Orten der Begegnung die Möglichkeit von
Teilnahme.
… digital
Die entstandenen Online-Formate sollen beibehalten werden und ggf. um hybride
Veranstaltungen erweitert werden. Digitale Zugänge erleichtern die
Inanspruchnahme für Familien. Z.B. braucht man abends keinen Babysitter, um
teilzunehmen.
… thematisch
Mein Kind lebt im Heim! ist kein
enttabuisiertes Thema, erst recht nicht die Frage nach dem Warum. Und die
meisten betroffenen Eltern gehören nicht zur von der Familienbildung bislang
erreichten Zielgruppe.
Das gilt es anzugehen – in enger Kooperation mit der Erziehungshilfe.
Haben Sie weitere Anregungen und Ideen?
Über unsere Aktivitäten, Erkenntnisse und Umsetzungen informieren wir Sie
regelmäßig.