Beschluss:
Die Verwaltung wird beauftragt, die vorliegende Leistungs-, Entgelt- und
Qualitätsentwicklungsvereinbarung über das Coburger Modell der Früherkennung
und der Frühen Hilfen mit dem Institut für psychosoziale Gesundheit gGmbH
Weitramsdorf für das Jahr 2022 abzuschließen. Die Vereinbarung ist Bestandteil
des Beschlusses.
Sachverhalt:
Die gynäkologische Praxis
meldet sich. Frau M. erwartet ihr erstes Kind, das in 2 Wochen zur Welt kommen
soll. Sie war gerade zur Vorsorgeuntersuchung da und wirkte sehr instabil.
Seit 3 Monaten haben Max, 3,
und Mia, 1 ½, ein neues Geschwisterchen, den kleinen Moritz. Wenn der nur nicht
so viel schreien würde! Und Mama hat keine Zeit mehr….
Lisa hatte sich entschieden,
ihr Kind auch ohne ihren Freund zu bekommen. Aber irgendwie geht seit der
Geburt von Jannis alles schief. Ihr Studium kann sie vergessen, der Haushalt
sieht total chaotisch aus – und sie hat gefühlt seit 1 Jahr keine Nacht mehr
durchschlafen können.
Drei Beispiele,
die deutlich zeigen, welche Belastung und Überforderung auf jungen Familien
lasten kann – und die bei einer rechtzeitigen und passgenauen Unterstützung
schlimmere Entwicklungen verhindern, die stabilisieren, die entlasten kann. Und
die Eltern(teile) in die Lage versetzt, ihr Leben wieder allein gut bewältigen
zu können.
Genau das ist die
Aufgabe von KoKi……
Die Koordinierenden Kinderschutzstellen (KoKi) – Netzwerke frühe
Kindheit bieten (werdenden) Eltern und Alleinerziehenden mit Kindern im Alter
von 0-3 Jahren in belastenden Lebenslagen und Überforderungssituationen
kostenfreie und anonyme Beratung und Unterstützung an. Außerdem informiert die
KoKi über bestehende Angebote in der Region und vermittelt den Familien
passgenaue Hilfen
…. und um dieses Angebot umsetzen zu können, ist die Vernetzung mit
Kitas, Hebammen, Ärzten, Beratungsstellen, mit allen Stellen, mit den junge
Familien Kontakt haben, unerlässlich.
Seit 2009 wird
das Programm bayernweit -auch im Landkreis Coburg- umgesetzt.
Die Stelle wird staatlich gefördert und Förderprogramme wie die Bundesstiftung
Frühe Hilfen oder Aufholen nach Corona sind an sie angedockt worden, um
niederschwellige Angebote Familien zugänglich zu machen.
Eine dieser niederschwelligen Hilfen ist der Einsatz von Familienhebammen oder
-gesundheitspfleger:inne:n in Familien mit Kindern bis zu 3 Jahren. Diese
Fachkräfte verfügen über eine Ausbildung als Hebamme oder als
Kinderkrankenpfleger/-schwester und haben eine verpflichtende
Zusatzqualifikation des Bayerischen Landesjugendamtes durchlaufen, um im
Bereich der Frühen Hilfen in Bayern tätig sein zu können.
Nachdem es in den
ersten Jahren schwierig war, mangels Verfügbarkeit zeitnah und bedarfsgerecht
entsprechend qualifizierte selbständig Tätige einzusetzen, bot das Institut für
psychosoziale Gesundheit (IPSG) an, eine Fachkraft anzustellen.
Mit diesem Schritt wurde die quantitative und qualitative Versorgungssituation
deutlich verbessert. Jährlich erfolgt in bis zu 22 Familien ein i.d.R.
mehrmonatiger Einsatz.
Positiv wirkte sich dabei der kontinuierliche Austausch mit der Koordinierenden
Kinderschutzstelle.
Nach der Erprobung steht nun an, dazu -entsprechend aller ambulanten Angebote
im Landkreis- eine Leistungs-, Entgelt- und Qualitätsentwicklungsvereinbarung
abzuschließen.
Die Berechnung
des Zuschussbedarfs erfolgt auf der Grundlage des TVöD unter Abzug eines
10%igen Trägeranteils. Die Finanzierung erfolgt zu 100% aus Mitteln der
Bundesstiftung Frühe Hilfen.
In der Sitzung
stellen Nathalie Zeh, seit dem 01.12.2021 neue KoKi-Fachkraft im Amt für Jugend
und Familie, und Carola Gollup, Geschäftsführerin des IPSG, das Arbeitsfeld
vor.