Beschluss: Kenntnis genommen

Sachverhalt:

 

Ob Tagesspiegel oder Ärzteblatt, ob Ministerium oder Kliniken: seit einiger Zeit ist das Thema der psychischen Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche in den Fokus gerückt:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Datenerhebungen zeigen eine deutliche Zunahme von Depressionen oder Angstzuständen bei Kindern und Jugendlichen. Die Zahlen haben sich in Deutschen und einigen anderen Ländern verdoppelt, teil­weise sogar verdreifacht“, sagte Christopher Prinz vom OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusam­men­arbeit und Entwicklung) Berlin Centre, bei einer digitalen Diskussionsveranstaltung mit dem Titel“ Psychische Gesundheit in der Pandemie – Junge Menschen unter Druck“.
Generell sei die Zahl der psychischen Erkrankungen während der Coronakrise in sämtlichen Bereichen angestiegen. „Diese Entwicklung ist nicht überraschend, aber das Ausmaß ist es schon“ sagte Prinz. …………Die Schulschließungen haben Prinz zufolge das Lernen in den 37 Ländern der OECD massiv gestört – be­troffen sind vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien. Die meisten Mit­glie­der der OECD gehören zu den Ländern mit hohem Pro-Kopf-Einkommen. „Bei den meisten Kindern aus prekären Verhältnissen bleiben die psychischen Probleme unerkannt“, betonte Prinz. In der Pandemie sei der Bedarf an Hilfe enorm gestiegen.“[1]

Die COPSY-Studie des Universitätskrankenhauses Hamburg-Eppendorf berichtet von einer Zunahme psychischer Auffälligkeiten wie Hyperaktivität, emotionalen Probleme, depressiven Symptomen wie Energielosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Niedergeschlagenheit sowie von einer Zunahme psychomotorischer Beschwerden bei vielen Kindern und Jugendlichen.

 

Und: Reduzierte Lernzeiten, geringere Lern- und Unterstützungsangebote, fehlende Zugänge zu digitaler Bildung sowie ungünstige häusliche Lernbedingungen verschärfen Disparitäten.

 

Diese Folgewirkung hat dazu geführt, dass spezifische Förderprogramme auf Bundes- bzw. Landesebene aufgelegt wurden, die in Anlage 1 dargestellt werden.

 

Zu den Umsetzungen in Bayern bzw. im Landkreis Coburg:

 

1.         Sprach-Kitas


Aktuell nehmen 4  Kitas aus dem Landkreis Coburg an dem Förderprogramm teil. Das Antragsverfahren für die Aufstockung ist angelaufen. Im gesonderten Tagesordnungspunkt zum frühkindlichen Spracherwerb wird hierauf nochmals eingegangen.

 

2.         Frühe Hilfen

 

Aus den Mitteln der Bundesstiftung Frühe Hilfen, die gem. Richtlinien bereits für den Einsatz von Familienhebammen und z. T. für die Willkommenspakete eingesetzt werden, werden 2021 10.000 € zusätzlich für die Unterstützungsangebote für belastete Familien mit Kindern bis 3 Jahren ausgezahlt.

 

3.         Abbau von Lernrückständen und Ferienangebote

Bayern hat die zur Verfügung gestellten Bundesmittel im Programm „gemeinsam.Brücken.bauen“ eingesetzt. Schulische und außerschulische Förderangebote sollen über Brückenkurse, Ferienkurse und Tutorenprogramme sowie Ferienprogramme, die unter www.bjr.de/ferienportal abrufbar sind, pandemiebedingte Nachteile für Schülerinnen und Schüler ausgleichen.


Das Programm wird von den einzelnen Schulen bereits jetzt umgesetzt.

 

Bei den Ferienangeboten ist das verfügbare haupt- und ehrenamtliche Betreuungspersonal limitierender Faktor. Die Links zu den regionalen Ferienangeboten, auch denen, die nicht über zusätzliche Förderprogramme finanziert werden, sind in einem Handzettel (Anlage 2) zusammengestellt worden.

 

 

 

 

4.         Kinderfreizeitbonus


Für jeden jungen Menschen, für dessen Familie SGB II, SGB XII, Asylbewerber- oder Versorgungs-Leistungen, Wohngeld oder Kindergeldzuschlag gewährt wird, werden einmalig 100 € ausbezahlt, damit Angebote in der Freizeit, in den Ferien wahrgenommen werden können.

 

 

5.         Sozialarbeit an Schulen/Schulsozialarbeit als Angebot der Kinder- und Jugendhilfe

 

Bayern hat das Förderprogramm „Jugendsozialarbeit an Schulen“ um 70 Stellen aufgestockt. Dazu wird ausführlich im gesonderten Tagesordnungspunkt berichtet.

 

Dieser Bereich wird unter dem Titel „Aktion Zukunft“ behandelt und beinhaltet auch, dass z. B. Lehramtsstudierende als Mentor*innen für die Lernförderung oder beim sozialen Lernen eingesetzt werden können.

 

 

6.         Außerschulische Bildungsangebote

 

Gefördert werden außerschulische Lernangebote als Bündnisse für Bildung über das Programm „Kultur macht stark“.

Über das Netzwerk der Schülerlabore in Deutschland und des Bundesverbands der Schülerlabore - Lernort Labor (LeLa) sollen zusätzliche außerschulische Lernangebote z. B. in den Bereichen Naturwissenschaften und Technik, Sprachen, Wirtschafts- und Politikwissenschaften bereitgestellt werden.

 

Die BMBF-Förderung wird um 50 Mio Euro für 2021/22 aufgestockt.

 

Eine vom BMBF geförderte Initiative des Netzwerks Stiftung und Bildung „Freischwimmen 21“ ruft zivilgesellschaftliche Organisationen – Stiftungen, Vereine, Initiativen – auf, ab den Sommerferien 2021 außerschulische Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche zu initiieren und fördert diese finanziell.

 

All diese Zusatzprogramme widmen sich den psychosozialen Konsequenzen der Pandemie.

Aber auch weitere Regelprogramme sind nutzbar.

 

 

7.         Demokratie leben

Querdenkern und Corona-Leugnern standen Infektionsschutzmaßnahme- und Impfverordnungen gegenüber. Was zu kurz gekommen ist, ist die neutrale Vermittlung einer konstruktiven Auseinandersetzung damit, die politische Bildung. Im Programm „Demokratie leben“ werden regelhaft Projekte der Demokratieförderung, der Vielfaltsgestaltung und Extremismusprävention gefördert. Die Demokratiebildung wird in den nächsten Monaten verstärkt in den Fokus genommen.

 

 

8.         Bildungskommunen

Angekündigt ist ein Förderprogramm „Bildungskommunen“, bei dem über einen Zeitraum von zunächst 4 Jahren beginnend im 1. Quartal 2022 anteilig Stellen gefördert werden sollen. Ziele sind der Aufbau von Strukturen von Verwaltung und externen Bildungsakteuren, die analog-digital vernetzte Weiterentwicklung der Bildungslandschaft und eines oder mehrerer thematischer Schwerpunkte (kulturelle Bildung, Demokratiebildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Integration, Bildung im Strukturwandel). Denkbar wäre es, dieses Programm z. B. für den Ausgleich von Bildungsungleichheiten, die sich durch die Auswirkungen der Pandemie ergeben haben, zu nutzen. Die Förderrichtlinien liegen noch nicht vor. Dem Ausschuss Bildung, Kultur und Sport wird zeitnah berichtet.

 

Neben den psychosozialen Folgen der Pandemie sollen auch Defizite im Bereich der Bewegung ausgeglichen werden. Auch hierzu sind Förderungen zumindest angekündigt.

 

 

9.         Sport für Grundschulkinder

 

In seinem Bericht aus der Kabinettsitzung vom 29. Juni 2021 verkündet der Freistaat, dass er vermehrt den Vereinssport unterstützen wird. So sollen für ein Schuljahr Neueintritte von Grundschülern in bayerische Sportvereine gefördert werden.  Für Vorschulkinder und Erstklässler werden Kurse zum Erwerb des „Seepferdchens“ bezuschusst.