Sitzung: 20.07.2021 Ausschuss für Jugend und Familie
Beschluss: mehrheitlich beschlossen
Abstimmung: Ja: 13, Nein: 1
Vorlage: 100/2021
Beschlussempfehlung:
Die Verwaltung wird beauftragt, die Antragsstellung auf staatliche
Förderung für die Einrichtung der Jugendsozialarbeit ab 01.09.2021 an der
Grund- und Mittelschule Untersiemau, den Rödentaler Grundschulen, sowie den
Grundschulen Wildenheid/Haarbrücken, Weidhausen, Dörfles-Esbach, Meeder,
Weitramsdorf, Ahorn, Grub a.Forst, Itzgrund und Großheirath in die Wege zu
leiten und bei positiver Förderentscheidung mit der angekündigten
verdreifachten Förderhöhe umzusetzen.
Sachverhalt:
Mit Vorlage
168/2019 hatte der Kreistag des Landkreises Coburg am 26.09.2019 den Ausbau der
Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) beschlossen. Eine Umsetzung scheiterte
zunächst daran, dass das staatliche Förderprogramm ausgeschöpft war.
Zum Schuljahr 2020/21 wurde der bereits vom Ministerrat am 18.09.2018
beschlossene JaS-Ausbau angegangen und 70 zusätzliche „Förderstellen“
geschaffen. Über das Bundesprogramm „Aufholen nach Corona“ kamen noch einmal 70
Stellen hinzu.
Am 14.04.2021
wurde über die Veröffentlichung im
Bayerischen Ministerialblatt die neue Richtlinie zur Förderung der
Jugendsozialarbeit an Schulen rückwirkend zum 01.01.2021in Kraft gesetzt
(Anlage 1). Eine ursprünglich angekündigte Anhebung des staatlichen
Förderbetrages wurde nicht realisiert. Weiterhin werden pauschal 16.360 € für
eine Vollzeitstelle bezuschusst.
JaS ist eine
bedingte Pflichtaufgabe der Jugendhilfe, zielt auf die Förderung
Benachteiligter ab und ist seit 2009 staatliches Förderprogramm.
Seit dem Schuljahr 2018/2019 setzt das Bayerische Staatsministerium für
Unterricht und Kultus Schulsozialpädagog*innen an Schulen ein. Gem. Art. 60
Abs. 3 BayEUG unterstützen sie die Erziehungsarbeit der Schule durch
gruppenbezogene Prävention und wirken an der Werteerziehung und
Persönlichkeitsentwicklung der Schüler*innen mit.
Gegenstand des
Kreistagsbeschluss war, den JaS-Ausbau vor allem an den Schulen zu realisieren,
an denen keine Schulsozialpädagog*innen eingesetzt sind, um möglichst
flächendeckend sozialpädagogische Fachkräfte an Schulen verortet zu wissen.
In der
nachfolgenden Übersicht ist der Ausbaustand der Landkreisschulen am 01.09.2021
tabellarisch aufgelistet:
Förderzentren |
Heinrich-Schaumberger-Schule |
0,5 JaS |
|
Glockenbergschule |
0,5 JaS |
Mittelschulen |
MS Am
Moos/NEC |
0,5 JaS |
|
MS
Rödental-Oeslau |
0,5 JaS |
|
MS Am
Lauterberg/Lautertal |
Schulsozialpädagogik |
|
GS/MS
Bad Rodach |
0,5 JaS |
|
GS/MS
Seßlach |
0,5 JaS |
|
GS/MS
Untersiemau |
- |
|
GS/MS
Ebersdorf |
0,5 JaS |
|
GS/MS
Sonnefeld |
0,5 JaS |
Realschulen |
Realschule
CO II |
Schulsozialpädagogik |
|
Realschule
Neustadt |
Schulsozialpädagogik |
Grundschulen |
GS An
der Heubischer Str./NEC |
0,5 JaS |
|
GS
Wildenheid-Haarbrücken/NEC |
- |
|
GS
Rödental-Einberg |
- |
|
GS
Rödental-Mitte |
- |
|
GS
Rödental-Mönchröden |
- |
|
Emil-Fischer-GS/Dörfles-Esbach |
- |
|
Anna-B.-Eckstein-Schule/Meeder |
- |
|
Hermann-Grosch-GS/Weitramsdorf |
- |
|
Johann-Gemmer-GS/Ahorn |
- |
|
Siegfried-Möslein-GS/Großheirath |
- |
|
Oskar-Schramm-GS/Itzgrund |
- |
|
GS
Weidhausen |
- |
Der Einsatz von
JaS an der Berufsfachschule für Ernährung und Versorgung Coburg wurde in der
Kreistagssitzung kritisch diskutiert.
Weitere Schulen,
wie z.B. die Berufsschulen und die Wirtschaftsschule liegen im
Zuständigkeitsbereich der Stadt Coburg. An den Kosten der JaS an der
Berufsschule I beteiligt sich der Landkreis
auf der Grundlage der Schüler*innenzahlen.
In der nächsten
Ausbaustufe sind deshalb zusammenfassend die GS/MS Untersiemau und die
Grundschulen anzugehen.
Die ursprüngliche
Planung sah die Schaffung von jährlich 3 JaS-Stellen im Umfang von 0,5 VZÄ vor.
Davon soll mit
Blick auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie abgewichen werden.
Mit dem ersten
Lockdown, der am 16.03.2020 umgesetzt wurde, wurden alle Kitas (und Schulen)
„geschlossen“. Damals sah das Betretungsverbot vor, dass
a) nur Kinder mit
Notbetreuungsbedarf (Stichwort: „Systemrelevanz“) die Einrichtung besuchen und
b) keine Dritten
in die Kitas kommen durften, was damit auch alle Frühförderangebote zum
Erliegen brachte.
Die Systemrelevanz
war bei den folgenden Lockdowns nicht mehr Zugangsvoraussetzung zur
Notbetreuung. Dennoch –und das war auch beabsichtigt, sonst wäre jedwede
Schließung ins Leere gelaufen- haben auch in der Zeit von November 2020 bis Mai
2021 anfänglich nur ca. 1/3, zum Schluss durchschnittlich 2/3 aller Kita-Kinder
die Einrichtungen besucht.
Therapeutische und Frühförderangebote konnten ab
Oktober 2020 und in den Folgemonaten zwar grundsätzlich innerhalb und außerhalb
von Kitas stattfinden, unterlagen aber deutlichen Einschränkungen (z.B.
Teilschließungen, positive Testungen von Kindern oder Voraussetzung von
Symptomfreiheit, Mindestabstände, etc.).
Der Vorkurs Deutsch war vollständig ausgesetzt.
Und last but not
least: Die vorgezogene Schuleingangsuntersuchung musste aufgrund der
pandemiebedingten Überlastung des Gesundheitsamts 2020 zu einem beträchtlichen
Teil ausgesetzt werden.
Die Lern- und
psychosozialen Folgen in den Grundschulen werden (nicht nur, aber) vor allem
bei den aktuellen Erstklässlern offensichtlich. Diese haben ein Hineinwachsen
in die Schule und in die Klassengemeinschaft nur sehr begrenzt erleben können,
da sie in der meisten Zeit im Homeschooling unterrichtet wurden.
Dass Jugendsozialarbeit
an Schulen eine richtige und wichtige Möglichkeit für das „Aufholen nach
Corona“ ist, wird daran deutlich, dass dies explizit ein Bestandteil des
gleichnamigen bundesweiten Förderprogramms ist. Der Freistaat hat deshalb die
neu zu schaffenden Stellen um weitere 70 angehoben.
Vorgeschlagen wird
deshalb –in Abweichung von der jährlichen Schaffung von 3 x 0,5
Fachkraftstellen an folgenden Schulen JaS neu einzurichten:
·
GS/MS
Untersiemau im Umfang von 0,5 Soz.päd. als einzige noch nicht sozialpädagogisch
abgedeckte Mittelschule im Landkreis, sowie
·
GS Rödental
Einberg, Mitte und Mönchröden im Umfang von 1,0 Soz.päd. für alle 3 Schulen und
·
GS
Wildenheid/Haarbrücken und GS Weidhausen im Umfang von jeweils 0,5 Soz.päd.
Die Auswahl der
Schulen erfolgte nach den sozialräumlichen Belastungsindikatoren.
*https://www.wz.de/ratgeber/beruf-und-bildung/folgen-der-pandemie-fuer-schueler_aid-55868889,
Zugriff am 22.06.2021
Die Einführung von
JaS an den noch verbleibenden Grundschulen in Dörfles-Esbach, Weitramsdorf,
Meeder, Grub am Forst, Großheirath, Ahorn und Itzgrund wird wegen der aktuellen
vorzeitigen Umsetzung um 2 Jahre zurückgestellt.