Beschluss: einstimmig

Beschluss:

 

Der Landkreis Coburg sieht die Notwendigkeit der Verbesserung der Angebote und Strukturen hin zu einer demenzsensibleren Gesellschaft und begrüßt die Initiative der Landkreise Bamberg, Hof und Forchheim zur Übernahme der Trägerschaft der Fachstelle für Demenz und Pflege Oberfranken. Um die Versorgung ausreichend und flächendeckend zu sichern, sind Bemühungen aller und die Zusammenarbeit der Gebietskörperschaften von großer Bedeutung. Der Landkreis Coburg wird die Fachstelle für Demenz und Pflege Oberfranken ohne formellen Beitritt im Rahmen seiner Möglichkeiten fachlich und inhaltlich unterstützen sowie sich an gemeinsamen Projekten und Umsetzungsstrategien für eine Oberfrankenweite Infrastruktur im Bereich Demenz und Pflege beteiligen. Eine Mitgliedschaft im Kooperationsverbund mit finanzieller Beteiligung wird zum aktuellen Zeitpunkt abgelehnt.

 


Sachverhalt:

 

Bayerische Demenzstrategie und Fachstellen für Demenz und Pflege

Im Jahr 2013 rief das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit die Bayerische Demenzstrategie ins Leben mit dem Ziel, einen Bewusstseinswandel hin zu einer demenzfreundlichen Gesellschaft anzustoßen. Zur Optimierung der Lebensbedingungen für Menschen mit Demenz und deren Angehörigen wurden zehn Handlungsfelder festgelegt. Ein Bestandteil zur Umsetzung sind die Förderung einer Fachstelle für Demenz und Pflege Bayern sowie der Aufbau von regionalen Fachstellen in allen Regierungsbezirken, die sich mit folgenden Themenbereichen befassen:

  • Hilfen für Menschen mit Demenz sowie deren Angehörigen
  • Angebote zur Unterstützung im Alltag
  • Beratung in der Pflege

 

Die Ziele der Fachstellen sollen erreicht werden durch

  • die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema
  • eine flächendeckende Versorgung mit Betreuungs- und Beratungsangeboten
  • starke Netzwerke und Austauschplattformen

 

Am 01.12.2018 nahm die Fachstelle für Demenz und Pflege Bayern unter der Trägerschaft der Freien Wohlfahrtspflege mit Sitz in Nürnberg die Arbeit auf. Anschließend startete das Interessenbekundungsverfahren für die regionalen Fachstellen. Die Förderung für alle Fachstellen für Demenz und Pflege erfolgt aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege sowie durch die Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassenverbände in Bayern und durch die private Pflegeversicherung. Der verbleibende Eigenanteil liegt bei 10%.

 

In den letzten Jahren begannen unter den unterschiedlichsten Trägerschaften die regionalen Fachstellen in allen Bayerischen Regierungsbezirken mit ihrer Tätigkeit.

 

Die Angebote der Bayerischen sowie die regionalen Fachstellen sind kostenfrei und richten sich an pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige, Träger von Angeboten zur Unterstützung im Alltag (AUA), Träger von Fachstellen für pflegende Angehörige und Pflegestützpunkten sowie Akteure im Bereich Demenz und des öffentlichen Lebens.

 

Fachstelle Demenz und Pflege Oberfranken

Den Zuschlag für die Fachstelle in Oberfranken erhielt der Landkreis Bamberg in Kooperation mit den Landkreisen Hof und Forchheim mit Zuwendungsbescheid vom 17.12.2019. Mitte Dezember nahm die Hauptstelle mit Sitz in Bamberg die Arbeit mit einer Vollzeitkraft auf. Im Mai 2020 startete die Außenstelle im Landratsamt Hof ebenfalls mit einer Vollzeitstelle. Haupt- und Außenstelle teilen sich die Aufgaben nach Absprache. Die Leitung übernimmt die Hauptstelle in Bamberg.

 

Zu den Aufgaben zählen bspw.:

  • Bereitstellung von Informationsmaterial zum Thema Demenz
  • Unterstützung bei der Suche nach Beratungsstellen
  • Auskünfte über Angebote zur Unterstützung im Alltag
  • Austauschplattformen für pflegende Angehörige oder Träger
  • Beratung im Förderverfahren für Träger von Angeboten zur Unterstützung im Alltag
  • Beratung zum Aufbau von Fachstellen für pflegende Angehörige oder Pflegestützpunkten
  • Schulungs- und Referentenpool, Fachvorträge und Informationsveranstaltungen
  • Wissensaustausch

 

Die zu erbringenden Eigenmittel für die Fachstelle Demenz und Pflege Oberfranken  in Höhe von 10% der Gesamtkosten belaufen sich auf ca. 15.000.- und werden von den Kooperationspartnern anteilig, wie folgt, getragen: Jeweils 50% tragen der Landkreis Bamberg bzw. der Landkreis Hof. Der Landkreis Forchheim zahlt einen jährlichen Eigenmittelanteil von 4.750.- Euro, der jeweils zur Hälfte an die Landkreise Bamberg und Hof zur Deckung der projektbezogenen Mittel überwiesen wird.

 

Anfrage auf Mitgliedschaft im Kooperationsverbund

Mit Anschreiben vom 16.11.2020 erging die Anfrage von Landrat Kalb, Landkreis Bamberg, bezüglich einer Mitgliedschaft im Kooperationsverbund der Fachstelle für Demenz und Pflege an den Landkreis Coburg. Der Beitritt steht allen Oberfränkischen Landkreisen und kreisfreien Städten offen. Als Vorteil ergäbe sich, Teil des Trägerverbundes zu sein und damit Mitglied des Lenkungsgremium, das die Schwerpunkte der Arbeit festlegt. Mit der Mitgliedschaft sind demgegenüber finanzielle Verpflichtung über mindestens drei Jahre in derzeit unbestimmter Höhe verbunden. Die Höhe der finanziellen Beteiligung wird seitens des Kooperationsverbundes auf jährlich 1.000.- bis 2.000.- Euro für die Dauer der Fördermittelperiode (z.Zt. 2022) beziffert und hängt voraussichtlich von der Anzahl der Kooperationspartner ab. Über eine mögliche Weiterführung und damit einhergehende Verbindlichkeiten nach Ablauf der Förderphase ist nichts bekannt.

 

Beratungs- und Unterstützungsstrukturen zu Demenz und Pflege im Landkreis Coburg

In Stadt und Landkreis Coburg bestehen seit einigen Jahren unterschiedliche Beratungs- und Unterstützungsstrukturen zum Thema Pflege und Demenz, die kontinuierlich angepasst und erweitert werden. Anbei eine nicht abschließende Übersicht an Angeboten:

 

  • Der Pflegestützpunkt berät rund um das Thema Pflege und Demenz und hält zahlreiches Informationsmaterial bereit
  • Die Fachstelle für pflegende Angehörige bietet ein umfassendes Angebot im Bereich Demenz und Pflege. Sie berät und unterstützt Betroffene u.a. mit Angeboten zur Unterstützung im Alltag. Die ehrenamtlich Tätigen des Helferkreises erhalten spezielle Schulungen zum Thema Demenz. Auch Gruppenangebote werden vorgehalten sowie Schulungen für pflegende Angehörige.
  • Schwerpunkte der Gerontopsychiatrischen Beratungsstelle sind Depressionen im Alter und Demenz.
  • Das Demenznetzwerk Coburg ist ein Zusammenschluss verschiedener Institutionen zum Austausch, Wissenstransfer und zur Weiterentwicklung.
  • Der Wegweiser Demenz informiert über die Anlaufstellen in Stadt und Landkreis Coburg
  • Die Fachstelle Prävention in der Seniorenarbeit im Landratsamt Coburg ist mit einer gerontopsychiatrischen Fachkraft besetzt
  • Die „Häusliche Hilfen“ konnten bei Interesse an Seminaren zum Thema Demenz teilnehmen und in diesem Jahr werden spezielle Schulungen entwickelt.
  • Im Rahmen des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts wurden und werden Bestand und Bedarf ermittelt.

 

Ergänzung der Beschlussvorlage Fachstelle Demenz durch den Seniorenbeauftragten des Landkreises Coburg:

1. Fachbereich Senioren und ich haben beschlossen, unsere Angebote für Demente in sozialraumorientierten Angeboten zu gestalten. Wir planen für die einzelnen Kommunen oder Quartiere. Demente Bürger/innen sollen ebenso wie Hochbetagte so lange wie möglich zu Hause bleiben können.

2. Dazu sind wir als Team mit einer gerontopsychiatrischen Fachkraft ausgerüstet, die ebenfalls über große Erfahrungen im Bereich der Prävention für ältere Menschen verfügt. Mit ihr gemeinsam entwickeln wir mit der Kommune abgestimmte Maßnahmen für Demente.

3. Zur Durchführung verfügen wir u.a. über zahlreiche Ehrenamtliche, die im Konzept der Häuslichen Hilfen in fast allen Kommunen sehr erfolgreich arbeiten, trotz Corona Pandemie. Wir begleiten etwa 90 Ehrenamtliche, die etwa 260 Hochbetagte zu Hause versorgen und schon Demenz-Schulung erfahren haben und weiterhin bekommen. Ein Teil ihrer Senioren hat bereits Demenz in unterschiedlicher Stärke. Die Mitarbeiter haben somit auch praktische Erfahrung.

4. Wir suchen als Team gemeinsam mit den Ehrenamtliche weiter an Bausteinen, die in die Kommune passen und das Leben der Dementen erleichtern. Für Lösungen über den Landkreis Coburg hinaus besteht deswegen keine Notwendigkeit.

 

Dr. Wolfgang Hasselkus, Seniorenbeauftragter des Landkreises Coburg