Beschluss:

 

Der Antrag wird in den Geschäftsgang verwiesen.


Sachverhalt:

 

Der Antrag vom 15.04.2021 ist als Anlage beigefügt.

 

Bericht des Koordinierungszentrums Bürgerschaftliches Engagement (KoBE) zum Antrag der SPD-Kreistagsfraktion, Kreisrätin Alexandra Kemnitzer  vom 15.04.2021

 

Ehrenamt in Corona-Zeiten

 

Das Coronavirus (COVID-19) beeinflusst das bürgerschaftliche Engagement im Landkreis Coburg in vielfältiger Hinsicht. Während die einen ihr Ehrenamt nicht mehr oder sehr eingeschränkt ausüben können, entstehen andererseits innovative Ideen und neue Projekte.

Gerade besonders gefährdete Personen, insbesondere auch ältere, sind auf Unterstützung angewiesen; ganz gleich ob beim Einkaufen, bei Postsendungen oder anderen alltäglichen Tätigkeiten. Die Hilfsbereitschaft war sofort groß im gesamten Landkreis Coburg und es entstanden unterstützende, oft Risikogruppen aufsuchende Netzwerke und Angebote, die vom Koordinierungszentrum Bürgerschaftliches Engagement (KoBE) begleitet wurden.

Im KoBE gingen im Zeitraum von 01.04.2020 bis 31.03.2021 allerdings, neben den Aufrufen sich an Projekten zu beteiligen, nur 4 Anfragen von Helfenden, ein. Alle vier ehrenamtlich Interessierten hat das KoBE an landkreiseigene Projekte vermittelt. Aus einer Vielzahl an Gesprächen, die das KoBE mit ehrenamtlich Tätigen geführt hat, lässt sich die Erfahrung gewinnen, dass die Menschen im Landkreis die örtlichen Vereins- und Verbandsstrukturen sehr gut kennen und sich hauptsächlich dort engagieren.

 

Folgende Hilfs- und Unterstützungsangebote, Projekte und zusätzliche Maßnahmen wurden vom KoBE zur Verfügung gestellt und umgesetzt:

 

1.    Ehrenamtliche nähen für Ehrenamtliche

Über 80 Ehrenamtliche kamen im Mai 2020 dem Aufruf des KoBE im Landkreis Coburg nach, Community-Masken zu nähen. Davon nähten die Freiwilligen insgesamt 4071 Community-Masken für ehrenamtliche Hilfskräfte, die während der Corona-Krise beispielsweise ältere Menschen durch Einkäufe, etc. unterstützen. Die Masken wurden weiterhin an Ehrenamtliche der Seniorenbüros, Nachbarschaftshilfen, der kommunalen Jugendpflege, Helferkreisen und in einigen sozialen Quartieren des Landkreises ausgegeben. Die Community-Masken wurden  – getreu dem Motto „Ehrenamtliche nähen für Ehrenamtliche“ - kostenlos verteilt.

Aufgrund der geltenden Corona-Hygienevorschriften wurden alle Masken einzeln durch das KoBE verpackt.

Zusätzlich haben die ehrenamtlichen Näherinnen nochmals auf die Wichtigkeit der Community-Masken hingewiesen und starteten in Stadt und Landkreis Coburg eine Plakataktion mit dem Motto „Danke fürs Tragen!“.

Das auch von den Medien breit aufgenommene Projekt war möglich, weil die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Coburg die Idee der beiden Initiatoren Hans-Joachim Lieb (Kreisrat) und Dr. Wolfgang Hasselkus (Kreisrat und Seniorenbeauftragter des Landkreises Coburg) großzügig finanziell förderte. Die Koordination und die Logistik des Projektes oblag dem KoBE des Landkreises.

 

2.    Beratungen von Ehrenamtlichen und Vereinen in der Corona-Zeit

Die Ausbreitung des neuartigen SARS-CoV-2-Virus (COVID-19-Pandemie) hat in der Bundesrepublik Deutschland zu ganz erheblichen Einschränkungen in allen Bereichen des Privat- und Wirtschaftslebens geführt, die noch vor wenigen Monaten undenkbar erschienen. Auch für die Arbeit der Vereine und Stiftungen haben sich dadurch Änderungen ergeben.

So können Vereine, die ihre jährliche Mitgliederversammlung vor dem Start der Corona-Pandemie noch nicht abgehalten hatten, auch dann Beschlüsse fassen, wenn in ihrer Satzung keine Möglichkeiten für Videokonferenzen oder andere „virtuelle Sitzungen“ vorgesehen sind (siehe hierzu: § 5 Abs. 2 des Gesetzes zur Abmilderung der Folgen der COVID-19-Pandemie im Zivil-, Insolvenz- und Strafverfahrensrecht),

Gemeinsam mit dem Büro Ehrenamt und Senioren der Stadt Coburg hat das KoBE alle Vereine in Stadt und Landkreis über diese Änderungen informiert. Seitdem steht das KoBE im regen Austausch mit vielen Vereinen. Die häufige Beratung der Vereine durch das KoBE im Rahmen des täglichen Dienstbetriebs umfasst u .a. folgende Themenschwerpunkte:

-          die Regelung zur Durchführung von Jahreshauptversammlungen.

-          Finanzierungsfragen aufgrund wegfallender Einnahmen.

-          die Frage der Möglichkeiten zur Öffnung der Vereinstätigkeiten.

 

3.    Initiative „Unser Soziales Bayern: wir helfen Zusammen!“

Der Freistaat Bayern stellte im Rahmen der Initiative „Unser Soziales Bayern: wir helfen Zusammen!“ jedem Landkreis einen Pauschalbetrag von 60.000 € zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements während der Corona-Krise, zur Verfügung.

Hiervon hat der Landkreis Coburg durch das KoBE folgende Projekte und Unterstützungsmaßnahmen finanziert und koordiniert:

3.1   Broschüre „Bewegung ist Leben“

Die meisten Seniorinnen und Senioren bleiben zu ihrem eigenen Schutz weitgehend zu Hause. Um der Vereinsamung sowie dem körperlichen und kognitiven Abbau der Seniorinnen und Senioren entgegenzuwirken, entstand die Idee der Broschüre „Bewegung ist Leben“ in Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Schülern und Schülerinnen der Medau-Schule. Alle Bürgerinnen und Bürger ab 70 Jahren  erhielten diese Broschüre teilweise in Verbindung mit einem Anschreiben der Bürgermeister aus Lautertal, Seßlach und Ebersdorf, in dem auf weitere Angebote in der Gemeinde hingewiesen wurde.

3.2   Anschaffung von mobilen Galileogeräten

Aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus bleiben viele Senioren derzeit lieber zu Hause. Die Galileo-Kurse in den Gemeinden können daher nicht stattfinden. Gleichgewichtsfähigkeit und Kraft sind aber im Alter wichtige Schutzfaktoren, um Stürzen vorzubeugen und Mobilität und Gesundheit positiv zu beeinflussen. Ohne den körperlichen Ausgleich drohen Muskel- und Knochenschwund. Aus diesem Grund wurden im Herbst 2020 für die ehrenamtlichen und ausgebildeten Mitarbeiter der „Häuslichen Hilfen“ 17 mobile Galileo-Geräte, sog. Vibrationsplatten, angeschafft.

Das Galileo-Gerät erzeugt eine Wipp-Bewegung, die die Muskeln trainiert und stimuliert. Die dadurch ausgelösten Reflexe führen zu schnellen und präzisen Muskelbewegungen. Auch bei motorisch stark eingeschränkten Patienten kann damit ein Muskelaufbau und somit eine Kraftsteigerung erzielt werden und z. B. die Rückenschmerzen bessern sich. Die Häuslichen Hilfen begleiten das Training zu Hause bei den hilfebedürftigen Senioren.

 

3.3  Spielekisten für Ehrenamtliche zur Beschäftigung der Senioren

Die Corona-Pandemie trifft die Bewohnerinnen und Bewohner in den Altenpflege- und Behindertenheimen, aber auch Seniorinnen und Senioren in den eigenen vier Wänden derzeit in besonderem Maße. Die Gefahr der Vereinsamung bereitet den Menschen große Schwierigkeiten. Zwar sind Besuche in den Einrichtungen grundsätzlich, aber unter Auflagen, wieder erlaubt und die mobilen Bewohnerinnen und Bewohner können das Haus auch verlassen, dennoch unterliegen die Menschen immer noch großen Einschränkungen.

Der Fachbereich Senioren unterstützt gemeinsam mit dem KoBE des Landkreises Coburg die Pflegeheime und Behinderteneinrichtungen, indem man Beschäftigungsmaterial bereitstellt, das in den Einrichtungen und von den Ehrenamtlichen der „Häuslichen Hilfen" genutzt werden kann.
Beispielsweise können Ehrenamtliche, die über den regionalen Pflegepool der „Gesundheitsregion Plus" an Pflegeeinrichtungen vermittelt wurden, oder die zum Besuchsdienst in die Senioreneinrichtungen gehen, die Beschäftigungsmaterialien nutzen, um etwas Abwechslung in den Tag der Bewohnerinnen und Bewohnern zu bringen.

Aber auch ehrenamtliche und ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der „Häuslichen Hilfen" helfen älteren Menschen im Landkreis Coburg, so lange wie möglich selbstständig zu Hause zu bleiben. Sie greifen den älteren Menschen unter die Arme und helfen in der Wohnung, im und ums Haus, machen Besorgungen und Einkäufe, reden mit ihnen und hören zu, kümmern sich um deren leibliches Wohl, gehen mit ihnen spazieren, lesen vor und vieles mehr. Da kommt das Angebot genau richtig, wenn Ehrenamtliche Beschäftigungsutensilien und Spiele ausleihen können.

3.4   Anschaffung von Tablets und Laptops (Elterntalk, Häusliche Hilfen,   KOJA, Wohnraumberatung, digitale Lesepaten)

Die Corona-Pandemie trifft aber nicht nur die vorher genannten Risikogruppen, sondern auch Familien, Kinder und Jugendliche. Homeschooling, Homeoffice und insbesondere fehlende soziale Kontakte führen zu erkennbaren Problemlagen in der Gesellschafft. Kontaktbeschränkungen hindern die Ehrenamtlichen daran, mit Hilfesuchenden in Kontakt zu treten und diese in dieser schwierigen Situation gezielt und effektiv zu unterstützen. Der Landkreis hat deshalb im Dezember 2020 40 iPads und 40 Tablets für die Ehrenamtlichen zur Verfügung gestellt. Seitdem fanden bereits 10 digitale Elterntalks im Landkreis statt. Die Kommunale Jugendarbeit verleiht digitale Endgeräte an die Jugendpfleger und Jugendpflegerinnen im Landkreis zur Unterstützung vor Ort in den Städten und Gemeinden des Landkreises. Der Fachbereich Senioren unterstützt die Häuslichen Hilfen mit den Geräten, damit Senioren und Seniorinnen den Kontakt zur Familie digital aufrechterhalten können und digitale Lesepaten fördern das Lesen bei Grundschülern. Im nächsten Schritt sollen nun die ehrenamtlichen Wohnraumberaterinnen und -berater mit Geräten ausgestattet werden, damit auch eine Wohnraumberatung digital erfolgen kann.

 

4.    Online-Seminare

 

4.1  Digitale Kommunikation in Zeiten von Corona

Fast alle Bürger und Bürgerinnen haben inzwischen ein Handy oder Tablet und sind in der Lage, damit zu kommunizieren. Für Ehrenamtliche wird es daher immer wichtiger, auch digitale Wege zu beschreiten. Das KoBE flankiert die fortschreitende Digitalisierung in diesem Bereich. Eine eigene Webseite, Emailverteiler, Newsletter – was muss man wissen, zum Beispiel über den Datenschutz wer kann unterstützen? Diese und weitere Fragen wurden in zwei gemeinsamen Seminaren mit der Seniorenakademie Bayern im Landkreis Coburg angeboten. Die beiden Seminare waren jeweils mit 25 Interessierten vollständig ausgebucht.

4.2  Schulung Ehrenamt und Ich – in Zeiten von Corona

Das Ehrenamt und die Arbeit der Vereine spielten vor Corona eine entscheidende Rolle für das gesellschaftliche Leben. Die Corona-Pandemie und der damit einhergehende Lockdown haben diesen Bereich weitestgehend lahmgelegt und stellen alle vor neue, schwierige Herausforderungen. Man kann seinem Ehrenamt entweder gar nicht oder nur eingeschränkt nachgehen, Aktionen die geplant waren können nicht umgesetzt werden und Mitglieder verlieren die Motivation und melden sich aus den Vereinen ab.

Auf Grund dessen bot das Landratsamt in Zusammenarbeit mit dem KoBE und der Integrationslotsin eine Online-Schulung an, die sich mit dem Thema Ehrenamt in Zeiten von Corona beschäftigte. Vieles hat sich verändert, neue Probleme tauchen auf und es ist schwer sich in diesen Zeiten überhaupt zu engagieren. Doch man ist als Ehrenamtlicher mit dieser Situation nicht allein. Mit Hilfe der erfahrenen Moderatorin Ursula Erb fand hier ein aktiver Austausch untereinander statt und neue Impulse für die ehrenamtliche Tätigkeit wurden gefunden. Aber auch allgemeine Fragen zu dem Bereich Ehrenamt konnten hier angesprochen werden. Auch hier war die Schulung mit über 30 Personen ausgebucht.

4.3  Digitaler Erfahrungsaustausch mit dem Thema „COVID-19 - Herausforderung und Chancen in der Arbeit mit geflüchteten Menschen“

Diese Veranstaltung richtete sich explizit an alle, die im Bereich Asyl und Migration tätig sind. In Zusammenarbeit mit der Integrationslotsin des Landkreises und der lagfa Bayern wurde in diesem Austauschtreffen gemeinsam über viele Fragen, wie z.B. „Wo stehen wir nach einem Jahr Corona? Vor welche Herausforderungen hat uns die Pandemie in der Zusammenarbeit mit Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund gestellt? Welche Chancen haben sich hieraus ergeben? Und wie kann Ehrenamt, das meist von persönlichem Kontakt lebt, digital gestaltet werden?“, diskutiert.

Außerdem wurden dabei praktische Beispiele oder Problemstellungen aus der freiwilligen Arbeit aufgegriffen. Im Anschluss bestand die Möglichkeit zu Austausch und Diskussion. Analog den anderen digitalen Veranstaltungen war auch dieser Erfahrungsaustausch komplett ausgebucht.

 

 

 

 


Aus der Beratung:

 

Kreisrat Frank Rebhan schlägt vor, dass sich der Sportbeirat mit der Thematik befassen soll.