Beschluss: Kenntnis genommen

Sachverhalt:

 

Zum 1. Januar 2020 ist das neue Pflegeberufegesetz (PflBG) in Kraft getreten, das die Ausbildung der Pflegeberufe grundlegend reformiert. Die neue Pflegeausbildung vereint die früheren Ausbildungen der Altenpflege, Kinderkrankenpflege und Krankenpflege miteinander. Alle künftigen Auszubildenden erhalten zwei Jahre lang eine gemeinsame, generalistisch ausgerichtete Ausbildung, in der sie einen Vertiefungsbereich in der praktischen Ausbildung wählen. Auszubildende, die im dritten Ausbildungsjahr die generalistische Ausbildung fortsetzen, erwerben den Berufsabschluss „Pflegefachfrau“ bzw. „Pflegefachmann“. Auszubildende, die ihren Schwerpunkt in der Pflege von Senioren oder der Versorgung von Kindern und Jugendlichen sehen, können im dritten Jahr wählen, ob sie – statt die generalistische Ausbildung fortzusetzen – einen gesonderten Abschluss in der Altenpflege oder Gesundheits- und Kinderkrankenpflege erwerben wollen. Durch die Vereinheitlichung der Pflegeausbildung ab 2020 stehen Absolventen damit künftig alle drei Fachgebiete der Pflege offen.

Aufgrund dieser Neuregelung müssen sich sowohl die Pflegeschulen der verschiedenen Sparten inhaltlich neu ausrichten als auch die Ausbildungsträger die bisherige Ausbildungspraxis anpassen, denn mit der veränderten Ausbildung gehen auch deutlich veränderte Praxiseinsätze und erhebliche Unsicherheiten einher.

Die Auszubildenden werden ab dem Jahr 2020 im fachpraktischen Bereich zu Beginn ihrer Ausbildung einen Orientierungseinsatz mit 400 Std. bei ihrem Ausbildungsträger absolvieren. Danach folgen drei Pflichteinsätze in den allgemeinen Versorgungsbereichen: stationäre Akutpflege 400 Std., stationäre Langzeitpflege 400 Std., ambulante Akut- / Langzeitpflege 400 Std. und pädiatrische Versorgung 120 Std. Insgesamt absolvieren die Auszubildenden somit im ersten und zweiten Ausbildungsdrittel 1.720 Std. im fachpraktischen Bereich – allerdings nicht (wie bisher) in ihrer Ausbildungseinrichtung, sondern in den verschiedenen o.a. Sparten, wobei gerade im Bereich der pädiatrischen Versorgung ein Engpass an möglichen externen Einsatzstellen zu erwarten ist. Im letzten Ausbildungsdrittel folgen ein Pflichteinsatz mit 120 Std. in der allgemein-, geronto-, kinder- oder jugendpsychiatrischen Versorgung, ein Vertiefungseinsatz mit 500 Std, der in der Regel beim Träger der praktischen Ausbildung absolviert wird, sowie weitere Einsätze mit 160 Std.. Von diesen werden 80 Std. zum Beispiel in den Bereichen Pflegeberatung, Rehabilitation oder Palliativpflege abgeleistet. Weitere 80 Std. werden wiederum im Versorgungsbereich des gewählten Vertiefungseinsatzes absolviert.

Für die Träger der Ausbildung bedeutet das, dass die Auszubildenden deutlich weniger Zeit in ihren eigentlichen Ausbildungseinrichtungen verbringen werden, da sie die verschiedenen Sparten durchlaufen müssen. Gleichzeitig bedarf es nicht nur der intensiven Koordination der praktischen Einsätze sondern vor allem auch in aller erster Instanz der Suche nach möglichen Einsatzstellen. Die Einführung der generalistischen Pflegeausbildung stellt damit alle Ausbildungsträger sowie die Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflegeschulen der Region Coburg vor große Herausforderungen, die nur im Verbund zu schultern sind.

Gemeinsames Ziel war es daher zum Start der generalistischen Pflegeausbildung in der Region Coburg am 1. September 2020 einen Ausbildungsverbund zwischen der GGSD-Berufsfachschule Coburg, den REGIOMED-Berufsfachschulen Coburg und Lichtenfels sowie den praktischen Ausbildungsträgern der stationären Akut- und Langzeitpflege und der ambulanten Pflege zu etablieren. Da der Hauptsitz der beteiligten Berufsfachschulen für Pflege in der Region Coburg verortet ist, bot sich die Geschäftsstelle der Gesundheitsregionplus Coburg als neutrale Plattform zur Kooperation der Berufsfachschulen für Pflege untereinander, aber auch mit den Ausbildungsträgern der Region an. Die Geschäftsstelle der Gesundheitsregionplus bildet somit die Schnittstelle im Netzwerk.

Bereits im November letzten Jahres lud die Geschäftsstelle der Gesundheitsregionplus gemeinsam mit den Berufsfachschulen für Pflege der GGSD und der REGIOMED-Kliniken GmbH alle Träger der praktischen Ausbildung der Region zu einer ersten Informationsveranstaltung zum Thema Generalistik in der Pflege ins Landratsamt Coburg ein. Im Rahmen des Treffens konnten sich die Vertreter der Träger eingehend über die mit dem Pflegeberufegesetz einhergehenden Neuerungen in der Pflegeausbildung informieren. Zudem wurde das Vorhaben eines Ausbildungsverbundes Pflege Coburg, in dem alle Schulen und Ausbildungsträger der Region kooperieren und, um die Einsätze in Theorie und Praxis sinnvoll aufeinander abzustimmen, und um alle Ausbildungskapazitäten in der Region ausschöpfen zu können, die Pflegeschulen die Aufgabe der Koordination der praktischen Ausbildung übernehmen, vorgestellt.

Ende Februar 2020 konnte den Trägern die in Zusammenarbeit der Geschäftsstelle der Gesundheitsregionplus Coburg und der Berufsfachschulen der GGSD und der REGIOMED-Kliniken GmbH erarbeitete Kooperationsvereinbarung für den Ausbildungsverbund Pflege Coburg im Rahmen weiterer Informationsveranstaltungen vorgestellt werden. Mit der Unterzeichnung der ersten Einrichtungen wurde der Ausbildungsverbund Pflege Region Coburg noch zu diesem Zeitpunkt, kurz vor Ausrufung des durch die Corona-Pandemie begründeten Katastrophenfalles, gegründet. Zwischenzeitlich konnte der Gründungsprozess des Ausbildungsverbundes abgeschlossen werden.

Dem überregionalen Ausbildungsverbund Pflege Coburg gehören neben den drei Berufsfachschulen für Pflege der GGSD und der REGIOMED-Kliniken GmbH in Coburg und Lichtenfels mit 584 Ausbildungsplätzen zur Pflegefachfrau / zum Pflegefachmann zum 1. September 2020 57 bayerische und thüringische Ausbildungsträger mit 94 Einrichtungen (6 im Bereich stationäre Akutpflege, 50 im Bereich stationäre Langzeitpflege und 38 im Bereich ambulante Pflege) an. Vertreten sind Einrichtungen aus den Landkreisen Coburg, Bamberg, Haßberge, Hildburghausen, Kulmbach, Kronach, Lichtenfels und Sonneberg.

Im Rahmen des Ausbildungsverbundes Pflege Coburg ist die Etablierung einer gemeinsamen Stelle („Koordinierungsstelle Pflegeberufe Coburg“, kurz „KoPfleCo“) vorgesehen. Im Rahmen dieser werden sich Vertreter der Berufsfachschulen für Pflege sowie der Geschäftsstelle der Gesundheitsregionplus in regelmäßigen Abständen treffen, um den Ausbildungsverbund Pflege Coburg beständig weiterzuentwickeln. Nach einer Abfrage möglicher Kapazitäten für den Ausbildungsverbund im „Nadelöhrbereich“ pädiatrische Versorgung, wird es eine der nächsten Aufgaben der KoPfleCo sein, eine Kooperationsvereinbarung zwischen den Trägern der Praktischen Ausbildung und den externen Einsatzorten der Auszubildenden aufzusetzen und mit allen Beteiligten abzustimmen.