Sachverhalt:

 

 

1.            Entstehungsgeschichte:

 

Im Jahr 1999 begann die Zusammenarbeit zwischen der Geriatrie des Klinikums Coburg, der AWO Seniorenbegegnungsstätte Coburg und der Hochschule Coburg mit dem Ziel, den Ist-Stand der Versorgungslandschaft im Bereich der gerontopsychiatrischen Versorgung vor Ort zu erfassen und mögliche Bedarfe zu formulieren.

 

1.1.        Der gerontopsychiatrische Arbeitskreis Coburg nimmt die Arbeit auf

 

Um die gewonnenen Erkenntnisse regelmäßig in politische Entscheidungsgremien einfließen lassen zu können, bildete sich der gerontopsychiatrische Arbeitskreis als Untergruppe der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft des Standardversorgungsgebietes Coburg/Kronach/ Lichtenfels (PSAG). Dessen Geschäftsführung liegt beim Gesundheitsamt Coburg. Die PSAG wiederum ist mit einem Vorstandsmitglied im Planungs- und Koordinierungsaus-schuss des Bezirks Oberfranken vertreten.

 

Im gerontopsychiatrischen Arbeitskreis kamen Akteure mit viel Erfahrung im Umgang mit älteren hilfebedürftigen und/oder gerontopsychiatrisch erkrankten Menschen zusammen. Sie arbeiten in verschiedenen Bereichen der Altenhilfe, wie z.B. im ambulanten und stationären Pflege- und Betreuungsbereich, in Beratungsstellen und im klinischen Bereich. Die Koordina­tion des Arbeitskreises übernahm ebenfalls das Gesundheitsamt Coburg.

Der Arbeitskreis Gerontopsychiatrie der PSAG diente der Vernetzung und dem regelmäßigen Informationsaustausch möglichst aller an der psychosozialen Versorgung und Begleitung älterer Menschen in der Region beteiligter Einrichtungen und Gruppierungen.

Hierzu gehören Vertreter der Sozialstationen, des Aufgabenbereiches Senioren der Stadt Coburg sowie des Landkreises Coburg, Einrichtungsleitungen/Pflegedienstleitungen bzw. Gerontofachkräfte von Seniorenheimen, der Sozialdienst und der ärztliche Leiter der Klinik für Rehabilitation und Geriatrie sowie der Chefarzt der Akutgeriatrie, Vertreter der Fachstelle für pflegende Angehörige, Vertreter von Tagespflegeeinrichtungen, Vertreter von Betreu­ungsgruppen, Mitarbeiter aus Seniorentreff`s und Mehrgenerationenhäusern.

1.2.        Bedarfe definieren:

Während der Zusammenarbeit wurde deutlich, dass es einen verstärkten Bedarf an Öffent­lichkeitsarbeit gibt, um Betroffene, Angehörige, aber auch die Gesamtgesellschaft über gerontopsychiatrische Krankheitsbilder zu informieren und Hilfe bei der Versorgung aufzu­zeigen.

Es entstand die Fachstelle für pflegende Angehörige, deren Trägerschaft der AWO Bezirks­verband Ofr./Mfr. e.V. übernahm. Die Fachstelle fand ihre Heimat in der damals noch als AWO Seniorentreff Coburg bekannten und inzwischen als AWO Mehrgenerationenhaus ar­beitenden Institution am Oberen Bürglaß. In den ersten Jahren gestaltete sich die finanzielle Förderung durch Stadt und Landkreis Coburg noch etwas schwierig, da die Fallzahlen und Bedarfe erst nachgewiesen werden mussten. Die Fachstelle griff viele Bedarfe auf, die im Arbeitskreis definiert wurden. Die Mitarbeiterinnen entwickelten über die Jahre eine breite Angebotspalette, die vom Vortrag und der Einzelberatung über die Begleitung von Ge­sprächskreisen für pflegende Angehörige, Schulungen von Ehrenamtlichen für den stunden­weisen Helfereinsatz bei Erkrankten zu Hause bis zum Gruppenbetreuungsangebot für an Demenz Erkrankte reichte. Hier wären noch viele weitere Angebote zu nennen. Diese Unter­stützungsangebote wurden inzwischen auch von vielen weiteren Institutionen in ein festes Leistungsangebot übernommen.

2.            Demografische Entwicklung und das Krankheitsbild Demenz:

Wie in allen westlichen Gesellschaften steigt in Deutschland – damit auch in Bayern – die Lebenserwartung der Bevölkerung. In der Folge wächst die Zahl der an Demenz erkrankten Menschen, denn Demenzerkrankungen nehmen mit dem Alter zu. In der Altersgruppe der über 90-jährigen weist derzeit mehr als jeder Dritte demenzielle Symptome auf. Wir haben heute bereits 240 000 Menschen in Bayern, die an Demenz erkrankt sind.

Das Krankheitsbild der Demenz forderte die zunehmende Aufmerksamkeit aller Professio­nen, die mit der Versorgung und Betreuung von Senioren betraut sind. Aus diesem Grund wurde der gerontopsychiatrische Arbeitskreis vor einigen Jahren in Demenznetzwerk Coburg umbenannt. Es wurde der Fokus verstärkt auf dieses Thema gelegt.

Demenz bezeichnet ein Syndrom des Abbaus der geistigen Leistungsfähigkeit, vor allem des Gedächtnisses. Darüber hinaus können demenzielle Erkrankungen auch viele andere Funk­tionen betreffen, wie z.B. das Urteilsvermögen, den Orientierungssinn sowie emotionale und soziale Fähigkeiten.

3.            Vom Gerontopsychiatrischen Arbeitskreis zum Demenznetzwerk Coburg

Zielsetzung und Struktur des Demenznetzwerkes Coburg wurden neu definiert.

 

3.1.        Ziele des Demenznetzwerkes Coburg:

 

  • Öffentlichkeitsarbeit (aktiv gegen Tabus kämpfen, sensibilisieren und informieren, themenbezogene Veranstaltungen und lokale Aktivitäten planen)
  • Bisher Unbeteiligte für das Thema sensibilisieren (z.B. Schüler, Berufsgruppen)
  • Beratung und Unterstützung für Betroffene und deren Angehörige anbieten
  • Austausch der Akteure vor Ort

 

3.2.     Struktur des Demenznetzwerkes Coburg:

 

3.2.1 Netzwerkforum:

 

Alle Netzwerkpartner treffen sich zwei Mal pro Jahr (im Frühjahr und im Herbst) im Landratsamt Coburg in der großen Runde (Forum), um

 

  • Arbeitsziele zu definieren
  • Arbeitsergebnisse mitzuteilen
  • Fachlichen Input zu leisten bzw. zu erfahren
  • Zum allgemeinen Austausch

 

Aus dem Netzwerkforum wird ein Sprecher für die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft des Standardversorgungsgebietes Coburg/Kronach/Lichtenfels gewählt, deren Untergruppe das Demenznetzwerk Coburg ist.

 

 

3.2.2 Steuerungsgruppe:

 

Aus dem Forum bildet sich eine kleine Gruppe für die Koordination, Organisation und Moderation der Arbeit.

 

  • Vorbereitung und Durchführung der Netzwerkforum-Treffen
  • Ansprechpartner für verschiedene Arbeitsgruppen

 

3.2.3 Arbeitsebene:

 

Hier findet die Umsetzung der Einzelmaßnahmen statt. Dazu arbeiten interessierte Netzwerkpartner in kleineren Arbeitsgruppen. Themenschwerpunkte werden im Forum festgelegt. Aktuell sind dies:

 

  • AG Schulungen für Berufsgruppen
  • Demenzwoche / Welt-Alzheimertag Planung und Umsetzung
  • Das Demenzfreundliche Krankenhaus

 

3.2.3.1 Bisherige Arbeitsergebnisse:

Es wurde ein Wegweiser für Menschen mit Demenz und deren Angehörige mit allen Versor­gungsangeboten und Beratungsstellen entwickelt und in Stadt und Landkreis verteilt. Der Wegweiser wird regelmäßig aktualisiert und steht sowohl in Papierform als auch als Down­load zur Verfügung.

Auf der Internetseite des Landratsamtes wurde unter www.demenz-netzwerk-coburg.de ebenfalls versucht, die Versorgungslandschaft vor Ort zu präsentieren.

In Postkartengröße entstanden Pocket-Hilfen, die kurz und knapp bei der Kommunikation mit Betroffenen unterstützen sollen.

Ein Konzept, um Schulungsangebote für Berufsgruppen anbieten zu können, die im beruflichen Setting mit Erkrankten zu tun haben (Einzelhandel, Verwaltung, Busfahrer…) wurde erarbeitet und an Interessierte weitergegeben.

2018 wurde ein Schülerwettbewerb ausgelobt, um das Thema auch im Schulunterricht zu platzieren.

Mit einer Materialsammlung zur Unterrichtsgestaltung, die in Form eines sogenannten „Demenzkoffers“ zur Ausleihe für Schulklassen, Jugendgruppen und auch für die Ehrenamtsarbeit zur Verfügung stehen, soll auch weiterhin die Möglichkeit bestehen mit den benannten Zielgruppen am Thema zu arbeiten.

Mit der VHS, dem Landestheater, dem Einzelhandel oder Berufsfachschulen wurde zusammengearbeitet, um immer wieder neue Formen der Öffentlichkeitsarbeit zu gestalten.

In der Vergangenheit konnten verschiedene Ausstellungen zum Thema präsentiert werden.

Rund um den Welt-Alzheimertag am 21.September wurden Veranstaltungsreihen für unterschiedliche Zielgruppen konzipiert. Im Herbst 2019 gab es die erste Bayerische Demenzwoche vom 13. – 22.09.2019, die auch mit einer Reihe von Veranstaltungsangeboten bedient wurde. Erfreulicherweise gelingt es immer wieder Netzwerkpartner zu gewinnen, die mit in die Planungs- und Umsetzungsphase gehen.

Das Demenznetzwerk greift eigenständig in der Region aktuell bestehende Fragen auf, ar­beitet der PSAG und dem Planungs- und Koordinierungsausschuss zu. Ein bis zweimal jähr­lich berichtet ein Netzwerksprecher den Mitgliedern der PSAG von der im Zeitraum geleiste­ten Arbeit. Die Koordinatorin des Demenznetzwerkes Coburg arbeitet mit der neu geschaffe­nen Koordinierungsstelle Gerontopsychiatrie Oberfranken eng zusammen und nahm an der ersten Dienstbesprechung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pfle­ge zum Thema Demenz in Bayern teil.

In einer Arbeitsgruppe des Netzwerkes wurde zuletzt das Thema „Demenzfreundliches Krankenhaus“ erörtert. Denn auch Krankenhäuser müssen sich dieser neuen Herausforderung stellen, da die Zahl der Patienten mit einer Nebendiagnose Demenz - also nicht dem eigentlichen Anlass des Krankenhausaufenthaltes - ständig ansteigt.