Sitzung: 07.11.2019 Kreistag
Beschluss: mehrheitlich beschlossen
Abstimmung: Ja: 43, Nein: 7
Vorlage: 214/2019
Beschluss:
Der Kreistag nimmt
den Tätigkeitsbericht des Koordinierungszentrums Bürgerschaftliches Engagement
zur Kenntnis und beschließt den Projektstatus zu beenden und das
Koordinierungszentrum Bürgerschaftliches Engagement mit einer Kapazität von
0,50 Vollzeitäquivalenten dauerhaft weiterzuführen.
Der Stellenplan ist dahingehend zu ändern, dass die bisherige Befristung dieser
Stelle zum 29.02.2020 entfällt. Die Verwaltung wird ermächtigt die Stelle im
Vorgriff auf den Stellenplan 2020 bereits jetzt zu entfristen.
Sachverhalt:
Entwicklung im
Landkreis Coburg
Zur Förderung des
Ehrenamtes im Landkreis Coburg beschloss der Kreis- und Strategieausschuss am
10.07.2014 die Antragstellung zum dreijährigen Förderprogramm zum Aufbau eines
Koordinierungszentrums „Bürgerschaftliches Engagement“.
Nach erfolgreicher Bewerbung startete der Landkreis Coburg am 01.03.2015 mit
der Umsetzung.
Vor Ablauf der Förderperiode zum 28.02.2018 entschied der Kreistag in der
Sitzung vom 09.11.2017 eine – zunächst auf zwei Jahre befristete -
Weiterführung der Koordinierungsstelle „Bürgerschaftliches Engagement“ im
Umfang einer 0,5 Fachkraftstelle als freiwillige Leistung des Landkreises
Coburg.
Der Aufbau ehrenamtsstützender
Infrastruktur und die Entwicklung adäquater Vernetzungsstrukturen waren in der
Anfangsphase ein Schwerpunkt der Tätigkeit. Wenn auch eine ständige Anpassung
an sich verändernde Bedarfe eine Daueraufgabe bleibt, sind Strukturen mittlerweile
erfolgreich etabliert.
Im
Koordinierungszentrum erhalten Vereinsfunktionäre, Vereinsmitglieder,
Projektinitiatoren, kreisangehörige Städte und Gemeinden, Hauptamtliche
gemeinnütziger Institutionen sowie
interessierte Bürgerinnen und Bürger Beratung und Unterstützung rund um
das Thema „Ehrenamt“. Das Spektrum reicht von Informationen zur Ehrenamtskarte
über Hinweise zu Versicherungs- und Finanzierungsfragen bis hin zur Begleitung
von Maßnahmen zur Gewinnung neuer Ehrenamtlicher.
Zu den laufenden Aufgaben
des Koordinierungszentrums zählen
-
Information
und Beratung in organisatorischen Belangen
-
Aufbau,
Erhalt und Weiterentwicklung von Ehrenamtsstrukturen vor Ort
-
Initiierung
und Begleitung von Projekten mit Kooperationspartnern
-
Fördermittelakquise
und Abwicklung
-
Ansprechpartner
für Ehrenamtliche
-
Mitarbeit
an der Entwicklung oberfrankenweiter Strukturen
-
Entwicklung
neuer Formate mit bürgerschaftlichem Engagement
-
Ehrenamtsgewinnung
-
Stärkung
der Vereine und Förderung der Qualität bürgerschaftlichen Engagements
-
Organisation
von Vorträgen und Schulungen
-
Begleitung
und Vermittlung von Ehrenamtlichen
-
Bayerische
Ehrenamtskarte
-
Ehrenamtsempfang
-
Mitarbeit
im Begleitausschuss Demokratie leben!
Tätigkeitsbericht
Im Folgenden sind
die konkreten Schwerpunkte des Koordinierungszentrums Bürgerschaftliches
Engagement (KoBE) in den zurückliegenden 2 Jahren dargestellt:
Zum festen
Bestandteil der KoBE-Tätigkeit gehören alle Aufgaben der „Ehrenamtlichen Wohnraumberatung“. Zum einen werden die inzwischen 17
ehrenamtlichen Beraterinnen und Berater an Landkreisbewohnerinnen und –bewohner
vermittelt. Zum anderen ist das KoBE Organisator der von der Seniorenakademie
Bayern (zertifizierten) Schulungen, der (bislang 5) Fortbildungsveranstaltungen
für die in der Wohnraumberatung ehrenamtlich Aktiven und führt die im
3-monatigen Turnus stattfindenden Austauschtreffen durch.
In 2019 erfuhr die Ehrenamtskarte Bayern in der Region
eine Aufwertung. Die Öffentlichkeitsarbeit wurde intensiviert; gemeinsam mit
der Stadt Coburg gelang es 13 neue Akzeptanzstellen zu gewinnen und beides
zusammen bewirkte, dass die Anzahl der Anträge auf Ausstellung der Karte von
durchschnittlich monatlich 7 auf 51 angestiegen ist.
Den Tag des
Ehrenamtes begeht der Landkreis Coburg in jedem Jahr mit einem Ehrenamtsempfang ausgewählter
bürgerschaftlich Engagierter. In den vergangenen 2 Jahren wurden die
Heimatvereine (2017) und die Bürgervereine (2018) geehrt. In diesem Jahr werden
die Engagierten aus den Bereichen Seniorenarbeit und Selbsthilfe im Mittelpunkt
stehen.
Fragen rund um das
Thema „Ehrenamt“ werden in Form von Beratungsgesprächen oder in Form von
Veranstaltungen angegangen.
In den 2018 und
2019 durchgeführten 164 persönlichen Beratungen
standen insbesondere die Themen Steuern und Vereinsrecht, die Ehrenamtskarte
oder die Fördermittelakquise im Mittelpunkt. Über die durchgeführten
telefonischen Auskünfte und Kurzberatungen wurde keine Statistik geführt.
Die in den
vergangenen 2 Jahren angebotenen 12 Veranstaltungen
waren mit durchschnittlich knapp 30 Teilnehmer*innen gut besucht:
Das Veranstaltungsformat Vereinsforum entwickelte das KoBE
gemeinsam mit dem Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement und war Teil des
LEADER-Projektes „engagiert und vernetzt“. Es handelte sich um einen Fachtag
für Vereinsfunktionäre und –mitglieder mit Vorträgen, Workshops und Coaching,
der in Folgetreffen evaluiert wurde. Das daraus entstandene Konzept dient dem
Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales als Grundlage
für ein neues bayernweites Förderprogramm.
Diese überregionale
Aufmerksamkeit und Anerkennung war auch der Grund, dass das KoBE von der
RAPS-Stiftung angefragt wurde und beim Aufbau der Konzeption der Ehrenamtsakademie Oberfranken der
RAPS-Stiftung als Mitglied des Expertenteams mitgewirkt hat. Mit
Umsetzungsbeginn sollen hier Referenten vermittelt und Fördermittel beantragt
werden können.
Fördermittel haben
für die Durchführung von Ehrenamtsprojekten eine besondere Bedeutung. Das KoBE
entwickelt Projektideen zu den Fördermitteln, die die Landesarbeitsgemeinschaft
der Freiwilligen-Agenturen/Freiwilligen-Zentren/Koordinierungszentren
Bürgerschaftlichen Engagements (lagfa) im Auftrag des Ministeriums vergibt,
berät Antragsteller*innen, rechnet diese Mittel ab und erledigt die
abschließenden sachliche Berichterstattung.
2018 und 2019 wurde die Finanzierung für folgende Projekte
vom Koordinierungszentrum Bürgerschaftliches Engagement durch Fördergelder der
lagfa im Rahmen der Ausschreibung „Miteinander leben - Ehrenamt verbindet“
sichergestellt:
- Durch Sprache Wurzeln schlagen (die Finanzierung durch die LAGFA ist auch für 2020 abgedeckt)
- Fachbezogener Sprachnachhilfeunterricht
- Genuss verbindet über Grenzen hinweg – Familienpicknick
- Vorhang auf und Bühne frei
- Ehrenamtsmesse
Fördermittel der lagfa bayern können nur von anerkannten KOBEs oder Freiwilligenagenturen beantragt und abgerechnet werden und setzen eine Mitgliedschaft bei der lagfa voraus.
In den letzten beiden Jahren konnten auf diesem Weg 25.245,78 € in den Landkreis geholt werden.
2020 wird „Miteinander leben – Ehrenamt verbindet“ mit einem anderen Schwerpunkt fortgeführt. Um mehr Chancengerechtigkeit durch bürgerschaftliches Engagement zu fördern sollen nun auch weitere Zielgruppen eingebunden und in den Fokus gerückt und die Zielgruppen diverser sein. Da die Antragsfrist bereits im Oktober auslief, wurden vorsorglich für 2020 drei Anträge mit einem Gesamtvolumen von 41.000 € gestellt. Durch die Projekte „Hitzepaten“, „Lust auf Gesellschaft? Tu was!“ und „Wissen verbindet“ ist beabsichtigt, dass der Landkreis neue Ehrenamtliche gewinnt. Sollte KoBE nicht fortgeführt werden, ist es unproblematisch, die Anträge zurückzuziehen.
Zusammenfassung
Das Koordinationszentrum
Bürgerschaftliches Engagement ist mittlerweile eine feste Anlaufstelle zum
Thema Ehrenamt im Landkreis Coburg und genießt auch überregional eine hohe
Anerkennung.
Sie hat sich
bewährt, bietet den für Bürgerschaftlich Engagiert erforderlichen
unterstützenden Rahmen, kümmert sich um die Gewinnung neuer Ehrenamtlicher und
akquiriert jährlich Mittel im fünfstelligen Bereich für die Durchführung
ehrenamtlicher Projekte im Landkreis. Neben Themen, die generell für das
Ehrenamt wichtig sind, ist auch weiterhin die Verzahnung mit den
ehrenamtsrelevanten Themen aus dem seniorenpolitischen Gesamtkonzept von
Bedeutung.
Vorgeschlagen wird
deshalb, den bisherigen Projektstatus zu beenden und das Koordinierungszentrum
Bürgerschaftliches Engagement dauerhaft weiterzuführen.
Die staatliche Förderung der Stelle ist bereits zum 28.02.2018 ausgelaufen. Die
Bemühungen über weitere Fördermittel für die Stelle (nicht für Projekte)
blieben bislang erfolglos, werden aber selbstverständlich weiter betrieben.
Der Arbeitgeberaufwand für die Stelle liegt aktuell bei knapp 30.000/Jahr.
Im Stellenplan ist die Stelle vorhanden,
unterliegt aber der Befristung bis zum 29.02.2020.