Beschluss: mehrheitlich beschlossen

Abstimmung: Ja: 43, Nein: 7

Beschluss:

 

Der Kreistag nimmt den Tätigkeitsbericht des Koordinierungszentrums Bürgerschaftliches Engagement zur Kenntnis und beschließt den Projektstatus zu beenden und das Koordinierungszentrum Bürgerschaftliches Engagement mit einer Kapazität von 0,50 Vollzeitäquivalenten dauerhaft weiterzuführen.
Der Stellenplan ist dahingehend zu ändern, dass die bisherige Befristung dieser Stelle zum 29.02.2020 entfällt. Die Verwaltung wird ermächtigt die Stelle im Vorgriff auf den Stellenplan 2020 bereits jetzt zu entfristen.

 


Sachverhalt:

 

 

Entwicklung im Landkreis Coburg

 

Zur Förderung des Ehrenamtes im Landkreis Coburg beschloss der Kreis- und Strategieausschuss am 10.07.2014 die Antragstellung zum dreijährigen Förderprogramm zum Aufbau eines Koordinierungszentrums „Bürgerschaftliches Engagement“.
Nach erfolgreicher Bewerbung startete der Landkreis Coburg am 01.03.2015 mit der Umsetzung.
Vor Ablauf der Förderperiode zum 28.02.2018 entschied der Kreistag in der Sitzung vom 09.11.2017 eine – zunächst auf zwei Jahre befristete - Weiterführung der Koordinierungsstelle „Bürgerschaftliches Engagement“ im Umfang einer 0,5 Fachkraftstelle als freiwillige Leistung des Landkreises Coburg.

 

Der Aufbau ehrenamtsstützender Infrastruktur und die Entwicklung adäquater Vernetzungsstrukturen waren in der Anfangsphase ein Schwerpunkt der Tätigkeit. Wenn auch eine ständige Anpassung an sich verändernde Bedarfe eine Daueraufgabe bleibt, sind Strukturen mittlerweile erfolgreich etabliert.

Im Koordinierungszentrum erhalten Vereinsfunktionäre, Vereinsmitglieder, Projektinitiatoren, kreisangehörige Städte und Gemeinden, Hauptamtliche gemeinnütziger Institutionen sowie  interessierte Bürgerinnen und Bürger Beratung und Unterstützung rund um das Thema „Ehrenamt“. Das Spektrum reicht von Informationen zur Ehrenamtskarte über Hinweise zu Versicherungs- und Finanzierungsfragen bis hin zur Begleitung von Maßnahmen zur Gewinnung neuer Ehrenamtlicher.

Zu den laufenden Aufgaben des Koordinierungszentrums zählen

-          Information und Beratung in organisatorischen Belangen

-          Aufbau, Erhalt und Weiterentwicklung von Ehrenamtsstrukturen vor Ort

-          Initiierung und Begleitung von Projekten mit Kooperationspartnern

-          Fördermittelakquise und Abwicklung

-          Ansprechpartner für Ehrenamtliche

-          Mitarbeit an der Entwicklung oberfrankenweiter Strukturen

-          Entwicklung neuer Formate mit bürgerschaftlichem Engagement

-          Ehrenamtsgewinnung

-          Stärkung der Vereine und Förderung der Qualität bürgerschaftlichen Engagements

-          Organisation von Vorträgen und Schulungen

-          Begleitung und Vermittlung von Ehrenamtlichen

-          Bayerische Ehrenamtskarte

-          Ehrenamtsempfang

-          Mitarbeit im Begleitausschuss Demokratie leben!

 

Tätigkeitsbericht

 

Im Folgenden sind die konkreten Schwerpunkte des Koordinierungszentrums Bürgerschaftliches Engagement (KoBE) in den zurückliegenden 2 Jahren dargestellt:

 

Zum festen Bestandteil der KoBE-Tätigkeit gehören alle Aufgaben der „Ehrenamtlichen Wohnraumberatung“. Zum einen werden die inzwischen 17 ehrenamtlichen Beraterinnen und Berater an Landkreisbewohnerinnen und –bewohner vermittelt. Zum anderen ist das KoBE Organisator der von der Seniorenakademie Bayern (zertifizierten) Schulungen, der (bislang 5) Fortbildungsveranstaltungen für die in der Wohnraumberatung ehrenamtlich Aktiven und führt die im 3-monatigen Turnus stattfindenden Austauschtreffen durch.

 

In 2019 erfuhr die Ehrenamtskarte Bayern in der Region eine Aufwertung. Die Öffentlichkeitsarbeit wurde intensiviert; gemeinsam mit der Stadt Coburg gelang es 13 neue Akzeptanzstellen zu gewinnen und beides zusammen bewirkte, dass die Anzahl der Anträge auf Ausstellung der Karte von durchschnittlich monatlich 7 auf 51 angestiegen ist.

 

Den Tag des Ehrenamtes begeht der Landkreis Coburg in jedem Jahr mit einem Ehrenamtsempfang ausgewählter bürgerschaftlich Engagierter. In den vergangenen 2 Jahren wurden die Heimatvereine (2017) und die Bürgervereine (2018) geehrt. In diesem Jahr werden die Engagierten aus den Bereichen Seniorenarbeit und Selbsthilfe im Mittelpunkt stehen.

Fragen rund um das Thema „Ehrenamt“ werden in Form von Beratungsgesprächen oder in Form von Veranstaltungen angegangen.

In den 2018 und 2019 durchgeführten 164 persönlichen Beratungen standen insbesondere die Themen Steuern und Vereinsrecht, die Ehrenamtskarte oder die Fördermittelakquise im Mittelpunkt. Über die durchgeführten telefonischen Auskünfte und Kurzberatungen wurde keine Statistik geführt.

Die in den vergangenen 2 Jahren angebotenen 12 Veranstaltungen waren mit durchschnittlich knapp 30 Teilnehmer*innen gut besucht:

 

Das Veranstaltungsformat Vereinsforum entwickelte das KoBE gemeinsam mit dem Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement und war Teil des LEADER-Projektes „engagiert und vernetzt“. Es handelte sich um einen Fachtag für Vereinsfunktionäre und –mitglieder mit Vorträgen, Workshops und Coaching, der in Folgetreffen evaluiert wurde. Das daraus entstandene Konzept dient dem Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales als Grundlage für ein neues bayernweites Förderprogramm.

 

Diese überregionale Aufmerksamkeit und Anerkennung war auch der Grund, dass das KoBE von der RAPS-Stiftung angefragt wurde und beim Aufbau der Konzeption der Ehrenamtsakademie Oberfranken der RAPS-Stiftung als Mitglied des Expertenteams mitgewirkt hat. Mit Umsetzungsbeginn sollen hier Referenten vermittelt und Fördermittel beantragt werden können.

 

Fördermittel haben für die Durchführung von Ehrenamtsprojekten eine besondere Bedeutung. Das KoBE entwickelt Projektideen zu den Fördermitteln, die die Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligen-Agenturen/Freiwilligen-Zentren/Koordinierungszentren Bürgerschaftlichen Engagements (lagfa) im Auftrag des Ministeriums vergibt, berät Antragsteller*innen, rechnet diese Mittel ab und erledigt die abschließenden sachliche Berichterstattung.

2018 und 2019 wurde die Finanzierung für folgende Projekte vom Koordinierungszentrum Bürgerschaftliches Engagement durch Fördergelder der lagfa im Rahmen der Ausschreibung „Miteinander leben - Ehrenamt verbindet“ sichergestellt:

-          Durch Sprache Wurzeln schlagen (die Finanzierung durch die LAGFA ist auch für 2020 abgedeckt)

-          Fachbezogener Sprachnachhilfeunterricht

-          Genuss verbindet über Grenzen hinweg – Familienpicknick

-          Vorhang auf und Bühne frei

-          Ehrenamtsmesse

Fördermittel der lagfa bayern können nur von anerkannten KOBEs oder Freiwilligenagenturen beantragt und abgerechnet werden und setzen eine Mitgliedschaft bei der lagfa voraus.

In den letzten beiden Jahren konnten auf diesem Weg 25.245,78 € in den Landkreis geholt werden.

2020 wird „Miteinander leben – Ehrenamt verbindet“ mit einem anderen Schwerpunkt fortgeführt. Um mehr Chancengerechtigkeit durch bürgerschaftliches Engagement zu fördern sollen nun auch weitere Zielgruppen eingebunden und in den Fokus gerückt und die Zielgruppen diverser sein. Da die Antragsfrist bereits im Oktober auslief, wurden vorsorglich für 2020 drei Anträge mit einem Gesamtvolumen von 41.000 € gestellt. Durch die Projekte „Hitzepaten“, „Lust auf Gesellschaft? Tu was!“ und „Wissen verbindet“ ist beabsichtigt, dass der Landkreis neue Ehrenamtliche gewinnt. Sollte KoBE nicht fortgeführt werden, ist es unproblematisch, die Anträge zurückzuziehen.

 

Zusammenfassung

 

Das Koordinationszentrum Bürgerschaftliches Engagement ist mittlerweile eine feste Anlaufstelle zum Thema Ehrenamt im Landkreis Coburg und genießt auch überregional eine hohe Anerkennung.

Sie hat sich bewährt, bietet den für Bürgerschaftlich Engagiert erforderlichen unterstützenden Rahmen, kümmert sich um die Gewinnung neuer Ehrenamtlicher und akquiriert jährlich Mittel im fünfstelligen Bereich für die Durchführung ehrenamtlicher Projekte im Landkreis. Neben Themen, die generell für das Ehrenamt wichtig sind, ist auch weiterhin die Verzahnung mit den ehrenamtsrelevanten Themen aus dem seniorenpolitischen Gesamtkonzept von Bedeutung.

 

Vorgeschlagen wird deshalb, den bisherigen Projektstatus zu beenden und das Koordinierungszentrum Bürgerschaftliches Engagement dauerhaft weiterzuführen.
Die staatliche Förderung der Stelle ist bereits zum 28.02.2018 ausgelaufen. Die Bemühungen über weitere Fördermittel für die Stelle (nicht für Projekte) blieben bislang erfolglos, werden aber selbstverständlich weiter betrieben.
Der Arbeitgeberaufwand für die Stelle liegt aktuell bei knapp 30.000/Jahr.

Im Stellenplan ist die Stelle vorhanden, unterliegt aber der Befristung bis zum 29.02.2020.