Sitzung: 20.02.2019 Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport
Beschluss: geändert beschlossen
Abstimmung: Ja: 13, Nein: 0
Vorlage: 017/2019
Beschluss:
Im Bildungsbericht sind die wesentlichen Segmente des Bildungsverlaufs abgebildet. Der Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport nimmt den Bericht zustimmend zur Kenntnis.
Unter dem Vorbehalt der erfolgten Aufstockung des Förderprogramms „Bildung integriert“ und der Verlängerung der betreffenden Stelle im Stellenplan 2019 sollen im Sinne des Monitorings die erhobenen Daten in allen Handlungsfeldern fortgeschrieben werden.
Unter gleichem Vorbehalt soll im Rahmen der aktuellen Schwerpunktsetzung der Bildungsregion auf dem Weg zur Antragstellung zur „Digitalen Bildungsregion“ eine vertiefte Betrachtung des Feldes „Digitale Bildung“ erfolgen, um daraus Handlungsansätze für die Region entwickeln zu können.
Stadt
und Landkreis Coburg haben sich der Herausforderung gestellt, ein
datenbasiertes kommunales Bildungsmanagement für lebenslanges Lernen
aufzubauen. Mit dem vorliegenden ersten Bildungsbericht der Bildungsregion
Coburg haben Stadt und Landkreis umfassend und systematisch Bildungsdaten
erfasst und analysiert sowie erste Handlungsfelder aufgezeichnet.
Mit
Hilfe ausgewählter Indikatoren und Kennzahlen wird das Bildungswesen in der
Region entlang des lebenslangen Lernens dargestellt. Bildung findet immer und
überall statt. In der KITA, in Schulen, im Beruf, auf dem Spielplatz, zuhause
in der Familie, im Sportverein etc. Alle Bildungsmöglichkeiten und –orte
darzustellen, ist kaum möglich. Der Bericht konzentriert sich deshalb auf
formale und non-formale Bildungsangebote und die Teilnahme daran. Informelle
und zufällige Bildung, die jederzeit im Alltag stattfindet, findet keine
Berücksichtigung.
Der
Bildungsbericht ist in folgenden fünf einzelnen, thematischen Kapiteln
erschienen:
·
Demografie
und Arbeitsmarkt
·
Frühkindliche
Bildung und Übergang zur schulischen Bildung
·
Schulische
Bildung
·
Berufliche
Ausbildung
·
Hochschulbildung,
berufliche Weiterbildung und Erwachsenenbildung
Das
Kapitel Demografie und Arbeitsmarkt dient als Einleitung und Rahmenbedingung.
Die einzelnen Kapitel der Bildungsbereiche enthalten darüber hinaus eine kurze
Darstellung der demografischen Entwicklung der entsprechenden Altersklasse.
Neutral
werden Fakten, Trends und Entwicklungen präsentiert, die als Grundlage für
zukünftige Planungen dienen und Informationen zu Bildung an alle weitertragen.
Aufbauend auf diesen Entwicklungen können Themen vertieft bearbeitet und
analysiert werden. Erste Empfehlungen zur
Weiterarbeit auf der Grundlage des Bildungsberichts wird der Bildungsbeirat, ein
gemeinsames Gremium von Stadt und Landkreis Coburg in seiner Sitzung am
13.02.2019 abgeben. Sie sollen den zuständigen Ausschüssen und Senaten von
Landkreis und Stadt Coburg als Grundlage für ihre Beschlüsse dienen.
Die
interkommunale Kooperation im Bereich Bildung ist in dieser Ausprägung
einzigartig in Deutschland und weckt das Interesse vieler anderer Kommunen. Die
Region Coburg ist dabei einen Schritt voraus und hat erkannt, dass man im
Bereich Bildung nur gemeinsam über Grenzen zum Ziel kommt.
Aus der Beratung:
Brigitte Keyser
weist daraufhin, dass die Grundlagen für das kommunale datenbasierten
Bildungsmanagement für die Region im Rahmen des Projektes “Bildung integriert“
geschaffen wurden, bevor Tina Förtschbeck die Präsentation zum Bildungsbericht
vorstellt.
Dieser Bildungsbericht
beschreibt den Istzustand von Bildungsangeboten und Bildungsteilnahme in
unserer Region und wird um die Beschreibung von Handlungsfeldern ergänzt. Auf
Grundlage dieser Daten wird überlegt, welche Stellen von diesen Daten wissen
sollten und wie man diese Erkenntnisse in die Region transportiert (z. B.
Schulleitertagung, KiTa-Leitungen). In den Transferagenturen findet der Bericht
deutliche Anerkennung. Institutionen vor Ort, wie IHK und Hochschule,
profitieren bereits von den Daten des Bildungsberichts.
Mit den Worten von
Tina Förtschbeck, Daten sind das neue Gold, wird der 1. Coburger
Bildungsbericht vorgestellt, der in fünf einzelne Kapitel, wie nachfolgend
aufgeführt, untergliedert ist:
Demografie und
Arbeitsmarkt
Frühkindliche
Bildung und Übergang zur schulischen Bildung
Schulische Bildung
Berufliche
Ausbildung sowie
Hochschulbildung,
Berufliche Weiterbildung und Erwachsenenbildung
Der Vorteil der
Aufteilung in Einzelberichte ist, dass die Fortschreibung der Kapitel
unterschiedlich schnell erfolgen kann.
Der Bildungsbericht
beinhaltet Themen entlang des Bildungsverlaufes aus Stadt und Landkreis Coburg.
Thema: Bildungsbericht „Frühkindliche
Bildung und Übergang zur schulischen Bildung“
Voraussetzungen für
Bildungserfolge und Bildungsgerechtigkeit können in den ersten Lebensjahren von
Kindern geschaffen werden.
Beim Begriff „Kita“
sind Kindergärten, -krippen, Häuser für Kinder aber auch Horte, die Schulkinder
betreuen, gemeint. Insgesamt zeigt sich, dass Betreuungsangebote ausgeweitet
und geschaffen wurden. Auch der Bedarf an Plätzen ist vorhanden und die Region
begegnet diesem mit einem Ausbau der Krippenplätze.
Die Betreuungsquote
der 3- bis unter 6-Jährigen von ca. 95% im Landkreis und von 105% in der Stadt
Coburg spricht dafür, dass Kinder nicht nur am Wohnort, sondern wahrscheinlich
auch am Arbeitsort der Eltern gehütet werden. Zudem dauert der
durchschnittliche, tägliche Kita-Besuch sehr lange an. Über die Hälfte der
Kinder gehen länger als 7 Stunden in die Kita.
Im Schnitt werden
selbst unter 3-Jährige täglich 7 Stunden betreut, bei 3 – 6-Jährigen sind es
7,5 Stunden und bei Schulkindern nach Ende des Schultages über 4 Stunden.
Beim Übergang vom
Kindergarten zur Grundschule werden Zahlen zum Vorkurs Deutsch näher
beleuchtet.
Der Vorkurs Deutsch
ist ein Kooperationsmodell für Kinder mit sprachlichem Förderbedarf, der im
Vorschuljahr stattfindet. In einer kleinen Gruppe von 6-8 Kindern werden diese
in der deutschen Sprache von Erzieherinnen und Lehrern geschult. Insgesamt
nehmen 300 Kinder daran teil. 43 % dieser teilnehmenden Kinder sind Kinder mit
deutscher Sprachherkunft mit Defizite in der deutschen Sprache.
Defizite in der
deutschen Sprache setzen sich in der Bildungsbiographie fort. So zeigt sich,
dass ausländische Kinder eher eine Mittelschule besuchen und häufiger die
Mittelschule ohne Schulabschluss verlassen. Dies ist aber nicht nur in der
Region auffällig, sondern zeigt sich als ein allgemeines, deutschlandweites
Phänomen.
Kreisrat Peter
Jacobi fragt, ob es Erfahrungen darüber gibt, warum deutsche Kinder einen
Deutsch-Vorkurs besuchen müssen. Gibt es an Schulen Befragungen oder
Untersuchungen darüber bzw. Vorstellungen, warum das so ist.
Tina Förtschbeck
äußert, dass keine Zahlen oder Erfahrungen schriftlich zur Hand sind. Die
Erzieherinnen gaben in einer Umfrage an, dass sie generell das Empfinden haben,
dass Kinder schwieriger werden und öfter einen Förderbedarf in Sprache und im
sozialen Bereich aufweisen.
Lehrerinnen und
Lehrer der Erstklässler der Grundschule sind dazu noch nicht abgefragt. Die
Zusammenarbeit und die Schnittstelle mit den Kindergärten und der Grundschule
muss verstärkt werden.
Elke Protzmann
greift hier noch die Thematik über die nicht ausreichenden Krippenplätze auf.
Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Kommune einerseits zwar die Betreuung
der Plätze gewährleisten muss - sowohl für Krippenkinder als auch für
Regelkinder-; andererseits kann die Umsetzung für den Ausbau von Kitas nicht so
zügig durchgeführt werden, da hierfür die Genehmigungsverfahren zu lange
dauern. Ebenso spielt auch der Personalmangel eine wichtige Rolle dabei.
Thema Bildungsbericht „Schulische Bildung“:
Derzeit werden
sinkende Schülerzahlen in fast allen Schularten verzeichnet; Grund dafür ist
der demografische Wandel. Es ist jedoch auffällig, dass die FOS und die
Förderzentren (Schwerpunkte Sprache, Lernen und emotionale und soziale
Entwicklung) in der Vergangenheit steigende Schülerzahlen aufwiesen.
Eine weitere
Schulart mit steigenden oder konstanten Schülerzahlen aus Stadt- und
Landkreiskindern, ist die private Schule hier in der Region.
Wenn wir uns die
Entwicklung vor Augen führen, dass fast über alle Schularten hinweg sinkende
Schülerzahlen zu verzeichnen sind, die Anzahl an der Privatschule aber gleich
bleibt, heißt dies im Rückschluss, dass anteilig gesehen mehr Schüler im
Zeitverlauf in eine private Schule gehen. Gründe hierfür sind noch nicht
eruiert.
Kreisrat Jochen
Lieb fehlt im Kapitel „Schulische Bildung“ noch die Statistik zur Inklusion.
Derzeit liegen dem Landkreis noch keine Zahlen dazu vor, werden aber
nachgereicht, sobald diese eruiert wurden. Bei der FOS sollte eine Unterteilung
in die Bereiche Wirtschaft, Technik und Sozialwesen erfolgen, um Aussagen
treffen zu können, wie die Zukunft der Berufsschulen aussehen wird.
Im Kapitel „Berufliche Ausbildung“ werden die
Staatlichen Berufsschulen und die Staatlichen Berufsfachschulen, als auch
Zahlen zur dualen Ausbildung von IHK, HWK und Agentur für Arbeit beleuchtet.
Die privaten Berufsschulen sind diesem Bericht nicht mit aufgenommen. Für
kommende Berichte ist vorgesehen, diese mit aufzunehmen, da sie vor allem in
den pflegerischen und sozialen Berufen einen wichtigen Teil in der Region
darstellen.
Im Bereich der
beruflichen Ausbildung gibt es das Netzwerk für Jugendberufsagenturen, welches
in der Region gut funktioniert. Die Bildungsregion hatte 2017 das Jahresthema
„Jugendliche ohne Ausbildung“, wozu es auch einen Bildungskongress gab. Auf
Basis des Kongresses, hat sich das Netzwerk der Jugendberufsagenturen
gegründet; eine Jugendberufsagentur gibt jeweils in der Stadt sowie im
Landkreis Coburg. Diese bestehen immer aus dem Jugendamt, der Berufsberatung
der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter. Dieses Netzwerk hat sich aus den
Jugendberufsagenturen aus Stadt und Landkreis gemeinsam mit IHK, HWK, der
Berufsschule und den Staatlichen Schulämtern gebildet. Ziel war es u.a. die
Kommunikationswege zwischen einzelnen Institutionen zu verbessern.
Letztes Kapitel Hochschulbildung, Berufliche
Weiterbildung und Erwachsenenbildung:
Die Hochschule
Coburg hat neben steigenden Studierendenzahlen auch steigende Zahlen bei den
Erstsemestern. Im Schnitt stammen etwa 20 % der Erstsemester aus der
Bildungsregion Coburg.
Das Kapitel der
beruflichen Bildung ist recht dünn, obwohl dieser Begriff weit gefasst ist und
es viele verschiede Möglichkeiten zur Weiterbildung gibt.
Die Zahlen zeigen:
Immer mehr Personen nehmen die berufliche Weiterbildung wahr; der Bedarf steigt
und deshalb wäre wichtig, insb. vor dem Hintergrund der Digitalisierung, zu
erfahren, wer an Weiterbildungen teilnimmt.
Das Institut für
Arbeitsmarkt und Berufsforschung hat in Studien gezeigt, dass in Zukunft knapp
50% der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in den Branchen der
Versicherungsdienstleistungen und des verarbeitenden Gewerbes, welche auch in
Coburg stark vertreten sind, durch digitale und computergestützte Maschinen
ersetzt werden.
Was macht die
Digitalisierung in unserer Region.
Rainer Mattern
informiert, dass bereits der Kontakt mit dem Kopf der Wirtschaftsförderung des
Landkreises Coburg, Martin Schmitz, hergestellt wurde und hier gemeinsam am
gleichen Thema Fachkräftemangel gearbeitet wird.
Wenn der Bildungsbericht
in allen Gremien vorgestellt wurde, ist vorgesehen, diesen auf der Homepage der
Bildungsregion einzustellen.
Auf Anregung von
Landrat Straubel sollte auch den Bürgermeistern über den Gemeindetag der
Bildungsbericht ausführlich vorgestellt werden.
Ein brennendes
Thema für Rainer Mattern ist das Thema der Gesundheits- und Pflegeberufe. Diese
Berufe werden von privaten Trägern angeboten und Jugendliche dort ausgebildet.
Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels, könnte die Ausbildung zum Beispiel
der Kinderpflegerin oder Erzieherinnen zum Teil auch dual geschehen, da hier
dann leichter nachgesteuert werden könnte, um eine Eignung für den Beruf
festzustellen.
Im Handwerk und der
Wirtschaft bestehen bereits im Bereich der dualen Ausbildung hervorragende
Systeme.
Weil es bestimmte
Berufe irgendwann nicht mehr gibt, stehen an Berufsschulen die freien
Lehrkräfte für eine duale Ausbildung zur Verfügung.
Um diese kommunalen
Angelegenheiten anzugehen, ist ein Zusammenschluss zwischen dem Bildungsmanagement
und der Politik mit Einbeziehung der Fachleute zu den einzelnen Themen
notwendig. Impulse aus dem Bildungsbericht sollen an diejenigen, die die
Ausbildungen festlegen weitergegeben werden und die Ergebnisse des Berichts
sollten an die Regierung durch die Politik vertreten werden.
Martin Stingl
ergänzt, dass der Bildungsbericht dann wertvoll wird, wenn dieser
fortgeschrieben wird.