Beschluss:

Im Bildungsbericht sind die wesentlichen Segmente des Bildungsverlaufs abgebildet. Der Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport nimmt den Bericht zustimmend zur Kenntnis.

Unter dem Vorbehalt der erfolgten Aufstockung des Förderprogramms „Bildung integriert“ und der Verlängerung der betreffenden Stelle im Stellenplan 2019 sollen im Sinne des Monitorings die erhobenen Daten in allen Handlungsfeldern fortgeschrieben werden.

 

Unter gleichem Vorbehalt soll im Rahmen der aktuellen Schwerpunktsetzung der Bildungsregion auf dem Weg zur Antragstellung zur „Digitalen Bildungsregion“ eine vertiefte Betrachtung des Feldes „Digitale Bildung“ erfolgen, um daraus Handlungsansätze für die Region entwickeln zu können.


Stadt und Landkreis Coburg haben sich der Herausforderung gestellt, ein datenbasiertes kommunales Bildungsmanagement für lebenslanges Lernen aufzubauen. Mit dem vorliegenden ersten Bildungsbericht der Bildungsregion Coburg haben Stadt und Landkreis umfassend und systematisch Bildungsdaten erfasst und analysiert sowie erste Handlungsfelder aufgezeichnet.

 

Mit Hilfe ausgewählter Indikatoren und Kennzahlen wird das Bildungswesen in der Region entlang des lebenslangen Lernens dargestellt. Bildung findet immer und überall statt. In der KITA, in Schulen, im Beruf, auf dem Spielplatz, zuhause in der Familie, im Sportverein etc. Alle Bildungsmöglichkeiten und –orte darzustellen, ist kaum möglich. Der Bericht konzentriert sich deshalb auf formale und non-formale Bildungsangebote und die Teilnahme daran. Informelle und zufällige Bildung, die jederzeit im Alltag stattfindet, findet keine Berücksichtigung.

 

Der Bildungsbericht ist in folgenden fünf einzelnen, thematischen Kapiteln erschienen:

·         Demografie und Arbeitsmarkt

·         Frühkindliche Bildung und Übergang zur schulischen Bildung

·         Schulische Bildung

·         Berufliche Ausbildung

·         Hochschulbildung, berufliche Weiterbildung und Erwachsenenbildung

 

Das Kapitel Demografie und Arbeitsmarkt dient als Einleitung und Rahmenbedingung. Die einzelnen Kapitel der Bildungsbereiche enthalten darüber hinaus eine kurze Darstellung der demografischen Entwicklung der entsprechenden Altersklasse.

 

Neutral werden Fakten, Trends und Entwicklungen präsentiert, die als Grundlage für zukünftige Planungen dienen und Informationen zu Bildung an alle weitertragen. Aufbauend auf diesen Entwicklungen können Themen vertieft bearbeitet und analysiert werden. Erste Empfehlungen zur Weiterarbeit auf der Grundlage des Bildungsberichts wird der Bildungsbeirat, ein gemeinsames Gremium von Stadt und Landkreis Coburg in seiner Sitzung am 13.02.2019 abgeben. Sie sollen den zuständigen Ausschüssen und Senaten von Landkreis und Stadt Coburg als Grundlage für ihre Beschlüsse dienen.

 

Die interkommunale Kooperation im Bereich Bildung ist in dieser Ausprägung einzigartig in Deutschland und weckt das Interesse vieler anderer Kommunen. Die Region Coburg ist dabei einen Schritt voraus und hat erkannt, dass man im Bereich Bildung nur gemeinsam über Grenzen zum Ziel kommt.

 


Aus der Beratung:

Brigitte Keyser weist daraufhin, dass die Grundlagen für das kommunale datenbasierten Bildungsmanagement für die Region im Rahmen des Projektes “Bildung integriert“ geschaffen wurden, bevor Tina Förtschbeck die Präsentation zum Bildungsbericht vorstellt.

 

Dieser Bildungsbericht beschreibt den Istzustand von Bildungsangeboten und Bildungsteilnahme in unserer Region und wird um die Beschreibung von Handlungsfeldern ergänzt. Auf Grundlage dieser Daten wird überlegt, welche Stellen von diesen Daten wissen sollten und wie man diese Erkenntnisse in die Region transportiert (z. B. Schulleitertagung, KiTa-Leitungen). In den Transferagenturen findet der Bericht deutliche Anerkennung. Institutionen vor Ort, wie IHK und Hochschule, profitieren bereits von den Daten des Bildungsberichts.

 

Mit den Worten von Tina Förtschbeck, Daten sind das neue Gold, wird der 1. Coburger Bildungsbericht vorgestellt, der in fünf einzelne Kapitel, wie nachfolgend aufgeführt, untergliedert ist:

 

Demografie und Arbeitsmarkt

Frühkindliche Bildung und Übergang zur schulischen Bildung

Schulische Bildung

Berufliche Ausbildung sowie

Hochschulbildung, Berufliche Weiterbildung und Erwachsenenbildung

 

Der Vorteil der Aufteilung in Einzelberichte ist, dass die Fortschreibung der Kapitel unterschiedlich schnell erfolgen kann.

Der Bildungsbericht beinhaltet Themen entlang des Bildungsverlaufes aus Stadt und Landkreis Coburg.

 

Thema: Bildungsbericht „Frühkindliche Bildung und Übergang zur schulischen Bildung“

Voraussetzungen für Bildungserfolge und Bildungsgerechtigkeit können in den ersten Lebensjahren von Kindern geschaffen werden.

Beim Begriff „Kita“ sind Kindergärten, -krippen, Häuser für Kinder aber auch Horte, die Schulkinder betreuen, gemeint. Insgesamt zeigt sich, dass Betreuungsangebote ausgeweitet und geschaffen wurden. Auch der Bedarf an Plätzen ist vorhanden und die Region begegnet diesem mit einem Ausbau der Krippenplätze.

Die Betreuungsquote der 3- bis unter 6-Jährigen von ca. 95% im Landkreis und von 105% in der Stadt Coburg spricht dafür, dass Kinder nicht nur am Wohnort, sondern wahrscheinlich auch am Arbeitsort der Eltern gehütet werden. Zudem dauert der durchschnittliche, tägliche Kita-Besuch sehr lange an. Über die Hälfte der Kinder gehen länger als 7 Stunden in die Kita.

Im Schnitt werden selbst unter 3-Jährige täglich 7 Stunden betreut, bei 3 – 6-Jährigen sind es 7,5 Stunden und bei Schulkindern nach Ende des Schultages über 4 Stunden.

 

Beim Übergang vom Kindergarten zur Grundschule werden Zahlen zum Vorkurs Deutsch näher beleuchtet.

Der Vorkurs Deutsch ist ein Kooperationsmodell für Kinder mit sprachlichem Förderbedarf, der im Vorschuljahr stattfindet. In einer kleinen Gruppe von 6-8 Kindern werden diese in der deutschen Sprache von Erzieherinnen und Lehrern geschult. Insgesamt nehmen 300 Kinder daran teil. 43 % dieser teilnehmenden Kinder sind Kinder mit deutscher Sprachherkunft mit Defizite in der deutschen Sprache.

Defizite in der deutschen Sprache setzen sich in der Bildungsbiographie fort. So zeigt sich, dass ausländische Kinder eher eine Mittelschule besuchen und häufiger die Mittelschule ohne Schulabschluss verlassen. Dies ist aber nicht nur in der Region auffällig, sondern zeigt sich als ein allgemeines, deutschlandweites Phänomen.

 

 

Kreisrat Peter Jacobi fragt, ob es Erfahrungen darüber gibt, warum deutsche Kinder einen Deutsch-Vorkurs besuchen müssen. Gibt es an Schulen Befragungen oder Untersuchungen darüber bzw. Vorstellungen, warum das so ist.

 

Tina Förtschbeck äußert, dass keine Zahlen oder Erfahrungen schriftlich zur Hand sind. Die Erzieherinnen gaben in einer Umfrage an, dass sie generell das Empfinden haben, dass Kinder schwieriger werden und öfter einen Förderbedarf in Sprache und im sozialen Bereich aufweisen.

Lehrerinnen und Lehrer der Erstklässler der Grundschule sind dazu noch nicht abgefragt. Die Zusammenarbeit und die Schnittstelle mit den Kindergärten und der Grundschule muss verstärkt werden.

 

Elke Protzmann greift hier noch die Thematik über die nicht ausreichenden Krippenplätze auf. Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Kommune einerseits zwar die Betreuung der Plätze gewährleisten muss - sowohl für Krippenkinder als auch für Regelkinder-; andererseits kann die Umsetzung für den Ausbau von Kitas nicht so zügig durchgeführt werden, da hierfür die Genehmigungsverfahren zu lange dauern. Ebenso spielt auch der Personalmangel eine wichtige Rolle dabei.

 

Thema Bildungsbericht „Schulische Bildung“:

Derzeit werden sinkende Schülerzahlen in fast allen Schularten verzeichnet; Grund dafür ist der demografische Wandel. Es ist jedoch auffällig, dass die FOS und die Förderzentren (Schwerpunkte Sprache, Lernen und emotionale und soziale Entwicklung) in der Vergangenheit steigende Schülerzahlen aufwiesen.

Eine weitere Schulart mit steigenden oder konstanten Schülerzahlen aus Stadt- und Landkreiskindern, ist die private Schule hier in der Region.

Wenn wir uns die Entwicklung vor Augen führen, dass fast über alle Schularten hinweg sinkende Schülerzahlen zu verzeichnen sind, die Anzahl an der Privatschule aber gleich bleibt, heißt dies im Rückschluss, dass anteilig gesehen mehr Schüler im Zeitverlauf in eine private Schule gehen. Gründe hierfür sind noch nicht eruiert.

 

Kreisrat Jochen Lieb fehlt im Kapitel „Schulische Bildung“ noch die Statistik zur Inklusion. Derzeit liegen dem Landkreis noch keine Zahlen dazu vor, werden aber nachgereicht, sobald diese eruiert wurden. Bei der FOS sollte eine Unterteilung in die Bereiche Wirtschaft, Technik und Sozialwesen erfolgen, um Aussagen treffen zu können, wie die Zukunft der Berufsschulen aussehen wird.

 

Im Kapitel „Berufliche Ausbildung“ werden die Staatlichen Berufsschulen und die Staatlichen Berufsfachschulen, als auch Zahlen zur dualen Ausbildung von IHK, HWK und Agentur für Arbeit beleuchtet. Die privaten Berufsschulen sind diesem Bericht nicht mit aufgenommen. Für kommende Berichte ist vorgesehen, diese mit aufzunehmen, da sie vor allem in den pflegerischen und sozialen Berufen einen wichtigen Teil in der Region darstellen.

Im Bereich der beruflichen Ausbildung gibt es das Netzwerk für Jugendberufsagenturen, welches in der Region gut funktioniert. Die Bildungsregion hatte 2017 das Jahresthema „Jugendliche ohne Ausbildung“, wozu es auch einen Bildungskongress gab. Auf Basis des Kongresses, hat sich das Netzwerk der Jugendberufsagenturen gegründet; eine Jugendberufsagentur gibt jeweils in der Stadt sowie im Landkreis Coburg. Diese bestehen immer aus dem Jugendamt, der Berufsberatung der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter. Dieses Netzwerk hat sich aus den Jugendberufsagenturen aus Stadt und Landkreis gemeinsam mit IHK, HWK, der Berufsschule und den Staatlichen Schulämtern gebildet. Ziel war es u.a. die Kommunikationswege zwischen einzelnen Institutionen zu verbessern.

 

 

Letztes Kapitel Hochschulbildung, Berufliche Weiterbildung und Erwachsenenbildung:

Die Hochschule Coburg hat neben steigenden Studierendenzahlen auch steigende Zahlen bei den Erstsemestern. Im Schnitt stammen etwa 20 % der Erstsemester aus der Bildungsregion Coburg.

 

Das Kapitel der beruflichen Bildung ist recht dünn, obwohl dieser Begriff weit gefasst ist und es viele verschiede Möglichkeiten zur Weiterbildung gibt.

Die Zahlen zeigen: Immer mehr Personen nehmen die berufliche Weiterbildung wahr; der Bedarf steigt und deshalb wäre wichtig, insb. vor dem Hintergrund der Digitalisierung, zu erfahren, wer an Weiterbildungen teilnimmt.

Das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung hat in Studien gezeigt, dass in Zukunft knapp 50% der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in den Branchen der Versicherungsdienstleistungen und des verarbeitenden Gewerbes, welche auch in Coburg stark vertreten sind, durch digitale und computergestützte Maschinen ersetzt werden.

Was macht die Digitalisierung in unserer Region.

 

Rainer Mattern informiert, dass bereits der Kontakt mit dem Kopf der Wirtschaftsförderung des Landkreises Coburg, Martin Schmitz, hergestellt wurde und hier gemeinsam am gleichen Thema Fachkräftemangel gearbeitet wird.

 

Wenn der Bildungsbericht in allen Gremien vorgestellt wurde, ist vorgesehen, diesen auf der Homepage der Bildungsregion einzustellen.

 

Auf Anregung von Landrat Straubel sollte auch den Bürgermeistern über den Gemeindetag der Bildungsbericht ausführlich vorgestellt werden.

 

Ein brennendes Thema für Rainer Mattern ist das Thema der Gesundheits- und Pflegeberufe. Diese Berufe werden von privaten Trägern angeboten und Jugendliche dort ausgebildet. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels, könnte die Ausbildung zum Beispiel der Kinderpflegerin oder Erzieherinnen zum Teil auch dual geschehen, da hier dann leichter nachgesteuert werden könnte, um eine Eignung für den Beruf festzustellen.

Im Handwerk und der Wirtschaft bestehen bereits im Bereich der dualen Ausbildung hervorragende Systeme.

Weil es bestimmte Berufe irgendwann nicht mehr gibt, stehen an Berufsschulen die freien Lehrkräfte für eine duale Ausbildung zur Verfügung.

 

Um diese kommunalen Angelegenheiten anzugehen, ist ein Zusammenschluss zwischen dem Bildungsmanagement und der Politik mit Einbeziehung der Fachleute zu den einzelnen Themen notwendig. Impulse aus dem Bildungsbericht sollen an diejenigen, die die Ausbildungen festlegen weitergegeben werden und die Ergebnisse des Berichts sollten an die Regierung durch die Politik vertreten werden.

Martin Stingl ergänzt, dass der Bildungsbericht dann wertvoll wird, wenn dieser fortgeschrieben wird.