Beschluss: einstimmig

Abstimmung: Ja: 11, Nein: 0

Der Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport beauftragt die Verwaltung mit der Organisation und Durchführung der Veranstaltung „Internationales Fest für Demokratie“ unter der folgenden Bedingung: Das Festival findet nach Möglichkeit in einer kreisangehörigen Kommune statt. Findet sich dort kein geeigneter Spielort, welcher die Einhaltung des Kostenrahmens ermöglicht, kann die Verwaltung auf eine Kooperation mit dem JUZ domino ausweichen.

 

Der Landkreis Coburg wird im Kulturbereich entsprechende Haushaltsmittel bereitstellen, die eine Zwischenfinanzierung der Veranstaltung erlauben. Die entstehenden Kosten sollen zu 90 % durch Fördermittel, Sponsorengelder und Eintrittsgelder gedeckt werden. Können im Vorfeld nicht ausreichend Fördermittel akquiriert werden, wird von der Durchführung der Veranstaltung abgesehen.


Durch eine Privatperson wurde an den AB 234 die Idee eines internationalen Konzertabends im Bereich der Rockmusik herangetragen. Hintergrund ist über Musik unter dem Eindruck des scheinbaren Rechtsrucks der jungen Generation einen Beitrag zu Völkerverständigung und Toleranz zu leisten.

Der Initiator unterhält seit längerem Kontakte zu Studierenden des Musikkonservatoriums Konzervator Jaroslava Ježka in Prag und zu mehreren Bands der Metropolregion Nürnberg. Sowohl auf der deutschen als auch auf der tschechischen Seite findet die Idee großen Anklang.

Um die Botschaft zur Demokratie, Toleranz und Völkerverständigung noch deutlicher hervortreten zu lassen, sollte das Musikfest um ein Rahmenprogramm ergänzt werden.

 

Nach Wissen des AB 234 gibt es in der Region Coburg bereits einige Veranstaltungen, die dem Subkulturbereich des Rock/ Heavy Metal zuzuordnen sind, sich allerdings auf lokale Bands beschränken. Bei einigen Veranstaltungen wird auch bewusst der Fokus auf Weltoffenheit und Toleranz gelegt. Ein Musikfest mit internationaler Dimension, das die Altersgruppe Jugendliche und junge Erwachsene anspricht, ist in der Region nicht bekannt. Auch die Ergänzung um ein Rahmenprogramm ist bei anderen Veranstaltungen nicht gegeben.

Die Wahlergebnisse zur Landtagswahl 2018 in einigen Kommunen des Landkreises lassen eine beunruhigende Tendenz erkennen: Gedankengut, das als populistisch, nationalistisch und zum Teil menschenverachtend einzustufen ist, scheint in der Region vermehrt Zuspruch zu finden.

 

Soziologische Studien belegen nachfolgend dargestellte Wirkweisen und biografische Entwicklung in die Radikalisierung junger Menschen:

Das Ausblenden der Welt neben der eigenen Lebenswirklichkeit und die Weigerung die eigene Perspektive auch mal mit dem Blickwinkel des Gegenübers zu tauschen, stellen ernstzunehmende Bedrohungen unserer demokratischen Werteordnung dar.

Besonders gefährdet scheint hierbei die Altersgruppe der ausgehenden Jugend und jungen Erwachsenen. Diese Generation ist in Wohlstand und einer pluralistischen Gesellschaft aufgewachsen – dennoch, oder gerade deswegen zeigen sich wieder vermehrt Radikalisierungstendenzen in dieser Altersschicht. Für Jugendliche und junge Heranwachsende ist es schwer, sich selbst in der Vielzahl der gleichberechtigt nebeneinander stehenden Lebensentwürfe zurecht zu finden und das geeignete Model für sich zu finden; vor allem dann, wenn (erwachsene) Vorbilder fehlen, die bei Abwägung und Wahl helfen. Populistische und radikale Weltanschauungen zeichnen sich dagegen durch ihre unglaubliche Einfachheit aus: keine Vielzahl von Wahlmöglichkeiten, sondern Richtig und Falsch! Erleben die betreffenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen dabei noch Frustration durch ihre eigene Erfolgsbiografie, wie fehlende Schulabschlüsse und schlechte Berufsperspektiven oder gar Arbeitslosigkeit, so kann diese Gruppe leicht in die Radikalisierung abrutschen.

 

Die Presseberichterstattung im November diesen Jahres zeigen zwei Dinge: Auch in unserer Region gibt es Personen, die offen und empfänglich sind für nationalistisches und populistisches Gedankengut und dies durch Vandalismus bekannt tun. Genauso gibt es in der Region mehr Menschen, die bereit sind offen für unsere demokratischen Grundwerte einzustehen.

Um ein klares Zeichen für Offenheit und Toleranz zu setzen, wurde dem Landkreis Coburg die Ausrichtung eines Konzertabends mit Rahmenprogramm angeboten.

Die Veranstaltung bietet mehrere positive Ansatzpunkte.

Sie verbindet den internationalen Austausch zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik mit der Förderung des regionalen Nachwuchses:

Nachwuchsmusiker und in der Szene bekannte Bands kommen für einen Konzertabend zusammen. Ganz bewusst soll auch eine lokale Nachwuchsband die Möglichkeit zum Auftritt bekommen.

Das Rahmenprogramm könnte durch die regionalen Schulen ausgestaltet werden. Besonders die gymnasialen Oberstufen mit den W- und P-Seminaren wären hier angesprochen, aktuelle oder gerade abgeschlossene Arbeiten zu präsentieren, die sich mit dem Themenfeld „demokratische Werte – Weltoffenheit – Völkerverständigung“ beschäftigen.

 

Für die Durchführung der Veranstaltung würde der Landkreis Coburg noch einen lokalen Ausrichter benötigen, der folgende Anforderungen erfüllt:

-       Bereitstellen eines Veranstaltungsraumes für ca. 100 – 200 Personen.

-       Eignung des Veranstaltungsraumes für Konzerte aus dem Bereich Rock/ Heavy Metal: Bühne und Offenheit für diese Subkultur zwingend erforderlich; Soundanlage und Mischpult wünschenswert.

-       Vorerfahrung des lokalen Ausrichters im Konzertbereich nötig.

-       Trägerschaft durch Verein oder Kirche, um gegebenenfalls für „Demokratie leben!“ förderfähig zu sein.

Nach Beauftragung durch den Ausschuss wird die Verwaltung einen geeigneten Veranstaltungsraum im Landkreis Coburg suchen.

Sollte kein geeigneter Raum im Landkreis zur Verfügung stehen, so wäre das JUZ domino in Coburg ein denkbarer Veranstaltungsort. Grundsätzlich ist das JUZ immer wieder gerne zu Kooperationen mit dem Landkreis bereit.

 

Ein vorläufiger Kostenplan ist beigefügt.

Die Ausgaben werden aktuell auf etwa 5.000,- EUR geschätzt. 90 % der Kosten sollen durch Fördermittel, Sponsorengelder und Eintrittsgelder gedeckt werden. Der Landkreis hätte den offenen Betrag von 500,- EUR zu tragen.