Der Ausschuss für Jugend und Familie nimmt den Sachstandsbericht KoKi
zur Kenntnis und beschließt die vorliegende Kinderschutzkonzeption. Die
Konzeption ist Bestandteil des Beschlusses.
Sachverhalt:
Seit 2009 ist der Landkreis Coburg im Koordinierenden Kinderschutz
tätig.
Zuletzt wurde ausführlich darüber in der Sitzung des Ausschusses für Jugend und
Familie am 19.02.2013 (Vorlage 006/2013) berichtet.
Einzelfallhilfe
KoKi bietet ein niedrigschwelliges Beratungs- und Vermittlungsangebot
für Familien an. Hier sind die Fallzahlen kontinuierlich gestiegen, die
bestehende Anlaufstelle ist eine bekannte Institution und wird rege genutzt.
Bei den Einzelkontakten handelt es sich sowohl um telefonische Beratung,
einmalige persönliche Beratungsgespräche, aber auch längere Beratungskontakte,
welche in der Regel bei den Familien zu Hause stattfinden.
Willkommenbesuche
Seit Mitte 2012 koordiniert und organisiert die KoKi-Fachkraft die
Willkommensbesuche bei Familien mit Neugeborenen im Landkreis Coburg. Die
Besuche selbst werden von allen Mitarbeiter-/innen des Amtes für Jugend,
Familie und Senioren durchgeführt. Seit Beginn der Willkommensbesuche Insgesamt
wurden so bislang 3164 Neugeborene begrüßt.
Der positive Trend, dass wieder mehr Kinder geboren werden, hält auch in
2017 an. Bis Mitte November wurden dem Landkreis Coburg bereits 616 Geburten
gemeldet.
Bundesinitiative Frühe Hilfen
Durch die Einführung des Bundeskinderschutzgesetzes im Jahre 2012 wurden
die Voraussetzungen für die Bundesstiftung Frühe Kindheit (Begrifflichkeit:
bislang Bundesinitiative Frühe Hilfen, ab 2018 Bundesstiftung) geschaffen. Die
Stiftung fördert die Durchführung von Frühen Hilfen in den Ländern. Der
Landkreis Coburg kann durch die finanzielle Förderung (ca. 32.000 € pro Jahr)
flächendeckend eine Kinderkrankenschwester mit Zusatzausbildung zur
Familiengesundheitspflegerin (FGKiKp – Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen
und -pfleger) einsetzen und so niedrigschwellige Unterstützung für Familien mit
Kinder bis zum 3. Lebensjahr und während der Schwangerschaft anbieten. Die
Kosten sind durch die Zuwendungen der Bundesstiftung zu 100 % gedeckt.
Die Inanspruchnahme hat sich wie folgt entwickelt:
Jahr |
Anzahl
Familien |
daraus
entstandene Hilfen zur Erziehung |
dadurch
erkannte Gefährdungssituationen und Inobhutnahmen |
2013 |
13 |
0 |
0 |
2014 |
19 |
2 |
2 |
2015 |
15 |
2 |
2 |
2016 |
16 |
1 |
2 |
2017 |
17 |
0 |
0 |
Netzwerkarbeit
Die Koordinierende Kinderschutzstelle verfolgt einen familienbezogenen
Ansatz: sie baut vor Ort ein interdisziplinäres, regionales Netzwerk auf und
pflegt dieses, um Familien gezielte und qualifizierte Unterstützung anbieten zu
können. Zunächst werden die vorhandenen Kompetenzen der bereits mit den
Familien befassten Fachkräfte und sonstiger Stellen im Rahmen ihrer jeweiligen
Arbeitsansätze und Zuständigkeiten genutzt. Reichen Hilfen eines
Netzwerkpartners nicht aus, so bezieht dieser im Einvernehmen mit den Eltern
die Koordinierende Kinderschutzstelle ein. Diese stellt der Familie dann ihr
eigenes Beratungsangebot zur Verfügung oder vermittelt weitere Hilfen eines
geeigneten anderen Netzwerkpartners bzw. aus dem zuständigen Fachbereich im
Jugendamt.
Oberstes Ziel ist es, alle Kompetenzen und Handlungsmöglichkeiten vor
Ort zur bestmöglichen Unterstützung junger Menschen und ihrer Familien zu
bündeln. Hierfür ist es erforderlich, gemeinsame Standards mit den
Netzwerkpartnern zu vereinbaren. Besonders bedeutsam ist es in diesem
Zusammenhang, eine gemeinsame Sprache, ein einheitliches Qualitätsmanagement
und einen verbindlichen Kommunikations- und Kooperationsrahmen an den
Schnittstellen zu entwickeln. Neben der Unterstützung im Einzelfall ist die
Pflege dieses Netzwerks und seiner Strukturen ein Aufgabenschwerpunkt für die
Koordinierende Kinderschutzstelle.
Das gemeinsam mit der KoKi Stadt Coburg vor Ort aufgebaute Netzwerk wird
stetig weiterentwickelt und erweitert. Über den aktuellen Verteiler werden ca.
350 Fachkräfte aus den Bereichen frühkindliche Bildung, Beratungsstellen,
Schulen, Träger der Jugendhilfe, Polizei, usw. erreicht. Die Arbeit des
Netzwerkes wird von den KoKi-Fachkräften aus dem Landkreis und der Stadt Coburg
in Abstimmung mit der sogenannten Steuerungsgruppe (Vertreter des Netzwerkes
aus den verschiedenen Professionen als Multiplikatoren) koordiniert. Einmal im
Jahr wird eine Fachveranstaltung zu Themen aus dem Bereich Frühe Kindheit
organisiert. Dabei werden Anregungen aus Fachkreisen und aktuelle Problemlagen
aufgegriffen, wie z.B. „Eltern mit psychischen Erkrankungen und ihre Kinder“
oder „Drogenkonsum und Elternschaft“. Gleichzeitig haben die Fachkräfte die
Möglichkeit sich kennenzulernen, sich auszutauschen und aktiv zu „netzwerken“.
Diese Veranstaltung stößt auf ein hohes Interesse und wird von mittlerweile
jeweils ca. 150 Fachkräften besucht.
Grundlage der Netzwerkarbeit ist eine Kinderschutzkonzeption, die
laufend weiterentwickelt und fortgeschrieben wird. Im Rahmen der Richtlinie zur
Förderung Koordinierender Kinderschutzstellen KoKi ist vorgegeben, dass der
Zuwendungsempfänger, also der Landkreis Coburg, diese dem Ausschuss für Jugend
und Familie zur Beschlussfassung vorlegt.