Beschluss: Kenntnis genommen

Der Zweckverband „Alte Schäferei – Gerätemuseum des Coburger Landes, Ahorn“ wurde durch Veröffentlichung der Satzung im Amtsblatt der Regierung von Oberfranken vom 25.11.2014 gegründet. Die Zweckverbandsversammlung bestellte Frau Martina Berger in ihrer Sitzung vom 05.12.2014 zur Geschäftsführerin. Die Bestellung erfolgte für den Zeitraum von drei Jahren.

 

Im Jahr 2017 wurde der Zweckverband „Museen im Coburger Land“ gegründet. Er hat die Trägerschaft des Museums „Alte Schäferei – Gerätemuseum des Coburger Landes, Ahorn“ übernommen. Der Rechtsübergang erfolgte zum 01. Oktober 2017. Somit endet auch die Tätigkeit der bisherigen Geschäftsführung.

 

Dem Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport wird in der Sitzung ein Bericht der bisherigen Geschäftsführerin, Martina Berger, über die Entwicklung des Museums während der letzten drei Jahre gegeben.

 


Aus der Beratung:
Zweckverband Alte Schäferei 

Abschlussbericht der Geschäftsleiterin

 

„Als ich im Dezember 2014 die Funktion der Geschäftsleiterin übernommen habe, wusste ich, was laut Museumsentwicklungskonzept umgesetzt werden sollte, welche

Entwicklungsschritte für die Zukunft geplant waren und ich wusste auch, welche Finanz­mittel zur Verfügung stehen.

Was ich jedoch völlig unterschätzt hatte war, wie vielfältig die Aufgaben sind, die die Ge­schäftsführung eines Zweckverbandes mit sich bringt:  Personalplanung und – abrech­nung, Haushaltsplanung und –führung, Pachtbetrieb, gemeinnützigem Betrieb,

Betrieb gewerblicher Art, Bierlieferungsverträgen, Verhandlung mit Finanzamt,

Marktgestattungen, insgesamt allem rund um die Feste und Veranstaltungen,

Fördermittelaquise, Fördermittelabrechnung, neue Fördermittelaquise ….. zu gut Deutsch: Langweilig war mir in der Zeit nicht und ich kann auch mehr als sauberen Ge­wissens sagen, dass ich gesichert NIE zu wenig zu tun hatte.

 

Ich möchte die Zeit aber keinesfalls missen. Mir haben die knapp zweieinhalb Jahre die Möglichkeit geboten jede Menge Neues dazu zu lernen. Wer hat schon die Möglichkeit in so kurzer Zeit einen Zweckverband aus der Taufe zu haben und ihn dann gleich auch noch wieder aufzulösen – mit allem was dazu gehört …. Da war quasi sowas wie „Lernen auf der Überholspur“…..

Neben den ganzen beschriebenen Geschäftsführungsaufgaben habe ich aber noch viel mehr kennengelernt: engagierte Landfrauen, die mit Spaß die Feste bereichern, die Ar­beitsgruppe – viele Landwirte, die nicht mal alle aus dem Landkreis Coburg kommen, denen aber die „Sache“ am Herzen liegt, die im Museumsbetrieb zeigen wollen, wie länd­liches Leben funktioniert. Die ganzen anderen Ehrenamtlichen, die während der Feste und Veranstaltungen helfen und unterstützen und die maßgeblich dafür verantwortlich sind, dass die Einnahmenseite so gut aussieht und die Wirtsleute, die mit der Wirtsstube für regen Betrieb auf dem Gelände das ganze Jahr über sorgen.

 

Das alles ist so wie es ist, weil es in der alten Schäferei sehr engagierte Mitarbeiter gibt, die für dieses Museum brennen – jeder in seinem Bereich und die sowas wie der Klebstoff sind, der die ganzen verschiedenen Bestandteile des Museums zusammen hält.

Wir haben hier ein sehr sehr schönes Gebäudeensemble, das für sich alleine genommen schon mal ein Schmuckstück darstellt. Wir haben

-       eine tolle Ausflugsmöglichkeit für unsere Bürgerinnen und Bürger – auch dank des gastronomischen Angebots,

-       einen beständigen Heimat- und Sachkundeunterricht für alle Altersklassen durch die Ausstellungen und das museumspädagogische Angebot und 

-       wir haben hier jedes Jahr jede Menge Feste und Veranstaltungen – mit insgesamt 7 Markttagen – die bestens angenommen werden – und das durchaus auch über­regional.

 

Wir haben hier ein Pfund, mit dem wir als Region wuchern können. Davon war ich immer überzeugt und bin es nach den zweieinhalb Jahren nur umso mehr.

 

Steuermann eines Schiffes ist man am liebsten dann, wenn der Kurs festliegt und einge­halten wird, der Wind stimmt, viel Wasser unter dem Kiel ist und wenn die Mannschaft, die das Boot segelt gut zusammen arbeitet.

 

In der Zeit in der ich die Geschäftsführung innehatte, hatten wir durchaus auch Turbulen­zen, wir sind zum Teil hart am Wind gesegelt und auch die ein oder andere Flaute war dabei. Wir hatten Personalwechsel und haben neues Personal dazu bekommen – das alles führt dazu, dass sich die kleine Mannschaft beständig neu justieren musste.

 

Wir haben zwei große Förderprojekte auf den Weg gebracht – die (mittlerweile abge­schlossene) Nachqualifizierung der Sammlungsdatenbank gleich zu Beginn meiner Tätig­keit und dann in der Folge die Sammlungsqualifizierung. Insgesamt flossen so bisher

21.800 Euro für Projekt 1 und jetzt nochmal knapp 120.000 Euro für Projekt 2 (Samm­lungsqualifikation) in die Haushalte ein, weitere knappe 200.000 € sind für die Jahre 2018-2020 bereits fest zugesagt, und ca. 65.000 Euro wurden zusätzlich in Aussicht ge­stellt, um das Projekt auch 2021 noch laufen zu lassen. Somit war es insgesamt möglich mehr als 400.000 (406.800 Euro) Euro Fördermittel in den 2 ½ Jahren zu generieren, seit der Zweckverband besteht. Die enge Zusammenarbeit mit der KulturServicestelle des Bezirks, die gleichzeitig auch die begutachtende Stelle für die Oberfrankenstiftung ist, wenn wir Anträge stellen zahlt sich ebenso aus, wie die gute Kooperation mit der Landesstelle für nichtstaatliche Museen, die selbst Fördergeber ist.

 

Im Bereich der Mieten und Pachten konnten wir mittlerweile das Depot in der Finkenau kündigen, die anderen Depots werden – entsprechend den Mietverträgen – leer geräumt und gekündigt. Die in Grub am Forst neu angemieteten Depotflächen sind mittlerweile gut gefüllt mit Objekten, die in der Sammlung verbleiben sollen und es zeichnet sich ab, dass eventuell auch ein Depotneubau durch die Gemeinde Ahorn bereits schneller reali­siert werden kann als ursprünglich angenommen.

 

Ein neuer Pachtvertrag für die Wirtsstube ist unterschriftsreif ausgearbeitet und wurde dem Zweckverband Museen im Rahmen des Betriebsübergangs abschlussreif übergeben. Auch in diesem Bereich können wir zufrieden sein, denn die Zusammenarbeit mit den Pächtern klappt gut. Sie sprühen vor Ideen und haben beispielsweise das Wirtshaus­singen neu etabliert, das sehr starken Zulauf hat. Die Zusammenarbeit zwischen Museum und Wirtsstube klappt gut.

 

Zusammenarbeit ist das Stichwort – die findet auch mit der Hochschule Coburg und da nicht mit einem einzelnen Studiengang, sondern mit dem sogenannten Coburger Weg und damit mit allen Studiengängen statt. Hier machen sich Studierende Gedanken, wie man die alte Schäferei noch besser in Szene setzen kann – sowohl werbetechnisch als auch inhaltlich und nicht zuletzt beleuchten sie den Museumsbetrieb auch betriebswirt­schaftlich.

 

Zusammenarbeit gibt es auch mit dem Fotoclub, der uns seine Bilder zur Verfügung stellt was uns erhebliche Kosten im Bereich der Werbemittel einspart.

 

Und natürlich gibt es beständig und immer wieder Zusammenarbeit mit den verschiede­nen Organisationen, Vereinen und Verbänden die in irgendeiner Art und Weise thema­tisch mit dem Museum zu tun haben.

 

Was ich in meiner Zeit als Geschäftsführerin erlebt habe ist, dass jeder, der sich hier engagiert – egal ob im Rahmen einer Aktion einmalig oder auch dauerhaft – mit großer Freude und hohem Einsatz dabei ist. Genau das ist es, was die alte Schäferei braucht und genau das ist es auch, was wir mit dem Zweckverband erreichen wollten: ein vielfältiges Bildungsangebot für die Bürgerinnen und Bürger des Coburger Landes zu schaffen, das angenommen wird.

 

Für die Museumspädagogik werden wir bayernweit gelobt. Ich bin von vielen Menschen, die aus dem Museumsmetier stammen darauf angesprochen worden, was für ein tolles und hochwertiges Angebot wir hier haben – und das bei geringem Personaleinsatz. Ein Angebot nach dem sich größere Freilichtmuseen mitunter die Finger lecken würden. Auch hier stimmt der Weg und der Museumspädagogik ist es gelungen, das Team aus Hono­rarkräften und damit auch das Angebot weiter auszubauen.

 

Die Museumspädagogik hängt sehr eng an der vorhandenen Sammlung. Hier ist – und das ist bekannt – Kernerarbeit zu leisten und zwar in jedweder Hinsicht. Die Sammlung war zu Beginn der Deakzession doppelt so groß wie ursprünglich angenommen, die Ob­jekte sind zum Teil schwer und sperrig, es gab keine Gerätschaften um die Objekte zu bewegen, keine Lagerflächen um sinnvoll einzulagern und auch keine passende Regalie­rung. Wir sind hier noch lange nicht am Ende dessen was zu tun ist. Aber jeder, der die bestehenden Depots kennt, wird einen deutlichen Unterschied vom Jahr 2014 bis zum Jahr 2017 feststellen können. Die Depots machen jetzt einen durchaus ausgelichteten Eindruck – wie gesagt – und wir sind noch lange nicht durch. Dass wir schon so weit sind, haben wir neben unserer Museologin, die als ehrenamtliche THWlerin auch technisches Verständnis mitbringt und selbst Gabelstapler fährt auch der ehrenamtlichen Museums­arbeitsgruppe zu verdanken. Hier nehmen sich Leute mitunter Urlaub um in den Depots mit räumen zu können – und wenn ich das höre, dann ziehe ich in unserer heutigen „je­der schaut auf sich-Gesellschaft“ den Hut! Die Arbeitsgruppe, die zum großen Teil aus Landwirten besteht, hat es auch geschafft uns sehr günstig einen Gabelstapler und einen Hubwagen zu vermitteln. Das führt dazu, dass es auch im Bereich der Deakzession bis­lang gelungen ist, deutlich unter den veranschlagten Mittelansätzen zu bleiben. Die För­dermittel können somit nach Absprache mit den Fördermittelgebern an anderer Stelle – beispielsweise zur Regalierung des Depots – eingesetzt werden. Ein Teil davon wurde bereits zur Erneuerung des Textildepots incl. Schädlingsbekämpfung gebraucht – Ausga­ben, die ursprünglich nicht vorgesehen waren….

 

Ausgaben die ursprünglich nicht vorgesehen waren gibt es im Übrigen viele. Sie betreffen den investiven Bereich. Beispielhaft sei hier nur der Brandschutz genannt (Bau einer Brandschutzaußentreppe 2016; Erneuerung der Brandmeldeanlage etc.) Diese zusätzli­chen Investitionen hat der Zweckverband aus eigener Kraft gestemmt, obwohl die jähr­lich zur Verfügung stehenden Mittel nur für den laufenden Betrieb und nicht für Investi­tionen gedacht waren.

 

Im Bereich der Feste, Veranstaltungen und Märkte hat sich auch einiges getan – und es ist mehr als beachtlich, was die kleine Mannschaft da leistet. Mit beständigem Einsatz wer­den

Händler umworben und angeworben, und neben den Verkaufsständen gibt es an den Markttagen immer auch noch ein reichhaltiges weiteres Programm – sei es der Feuer­spucker beim Schlenkermarkt oder das Wettspinnen beim Schaffest. Hier sprechen die Bilder für sich und geben denke ich auch einen kleinen Eindruck, was in der Organisation für Arbeit steckt.

Im Museum geht es Hand in Hand und genau so muss es auch gehen.

Zum Museum gehören auch die Außenanlagen - und damit natürlich auch die Schafe, die seit dem letzten Sommer das Ambiente bereichern und die viele Familien mit Kindern anlocken.

Im Museumsentwicklungskonzept war die Schafhaltung ab 2018 vorgesehen. Es ist schön, dass dieser Punkt durch das Engagement von Herrn Stoschek vorgezogen werden konnte.

Schön unter zwei Aspekten: zum einen haben wir faktisch früher Schafe am Museum und zum zweiten haben wir dauerhaft keine Kosten für die Schafhaltung, da die Kosten Herr Stoschek übernimmt. Wir hatten zwar auch im Finanzplan kaum Mittel vorgesehen (ein­malig 2000 € und dann laufend 500 € pro Jahr), aber jeder Cent, den wir aufgrund der Einsparung an anderer Stelle investieren können ist viel wert und bringt uns weiter.

 

Im extern erstellten Personal- und Kostenkonzept, dem die Finanzausstattung des beste­henden Zweckverbandes und auch des neuen Zweckverbandes zugrunde liegt, sind – wie sich herausstellte – elementare Kostenfaktoren zum damaligen Zeitpunkt unberücksich­tigt geblieben: so ist dort beispielsweise die Neukonzeption der

Dauerausstellung nicht berücksichtigt worden, deren Notwendigkeit aber damals schon feststand. Gerade die Ausstellungskonzeption ist jedoch ein großer Finanzposten, wenn man das Museum zukunftsgerichtet aufstellen will. Eine entsprechende mediale Aus­stattung gehört hier ebenso dazu, wie einzelne „Erlebnisstationen“ bei denen Besucher Dinge erproben können. Und spätestens bei der Neukonzeption der Dauerausstellung muss auch das Thema „Barrierefreiheit“ für die Museumsgebäude mitgedacht werden. Auf diese zukünftigen Herausforderungen, die der neue Zweckverband übernimmt, möch­te ich heute schon hinweisen. Ich halte sie alle für schulterbar, zumal die Kulturservice­stelle des Bezirks mit der Oberfrankenstiftung schon erkennen ließen, dass sie im Bereich der

Ausstellungskonzeption wohl nicht abgeneigt wären sich einzubringen und wir auch Lea­derRegion sind, und somit auch hier auf gute Förderung hoffen können. ……

 

Um auf mein eingangs erwähntes Bild mit dem Schiff zurück zu kommen:

-       Der Kurs des Museumsschiffes ist festgelegt und er wurde und wird konsequent        gehalten.

 

-       Das Museum hat durch das Engagement vieler Menschen  sehr guten und dauer­haften Wind in den Segeln der trägt und antreibt, 

 

-       Der Zweckverband ist in den vergangenen Jahren so vorsichtig gesegelt, und hatte auch das Glück ein paar Klippen umschiffen zu können, dass wir jetzt – was die Finanzen angeht – auch gut Wasser unter dem Kiel haben und

 

-       die Mannschaft, die das Schiff segelt ist gut aufeinander eingespielt. Jeder hat sei­ne Funktion, jeder hat seine eigenen Qualitäten und jeder wird seinen Fähigkeiten entsprechend eingesetzt.

 

Das Museumsschiff hat also alle Voraussetzungen, auch den ein oder anderen Sturm zu überstehen, sollte er kommen und so konnte ich mit einem guten Gefühl das Steuer mei­nem Nachfolger, Herrn Sonnauer, übergeben.

Das möchte ich aber nicht tun, ohne mich ganz herzlich zu bedanken: und zwar bei Ihnen allen und natürlich zu allererst beim Verbandsvorsitzenden für das große Vertrauen, dass Sie mir entgegengebracht haben. Sie haben mir dieses Schiff anvertraut, haben mich navigieren lassen, haben es nie für nötig befunden mir ins Steuer zu greifen. Vielen Dank dafür.

 

Coburg, 29.09.2017

Martina Berger, Geschäftsleiterin“

 

Mit dieser guten Struktur ist das Gerätemuseum Ahorn in den Zweckverband „Museen im Coburger Land“ übergegangen.

Auch das „Museum der Deutschen Spielzeugindustrie, Neustadt b. Coburg“ gehört seit Gründung des Zweckverbandes dem „Museen im Coburger Land“ an und wird fortan von Herrn Sebastian Sonnauer gelenkt.