Sachverhalt:
Ausgangslage
Zwischen Jugendhilfe
und Schule findet seit Jahrzehnten eine Zusammenarbeit statt. In der Regel
konzentriert diese sich auf Einzelfälle, in den die Jugendhilfe tätig ist oder
auf Veranlassung der Schule tätig wird. In geringeren Teilen werden gemeinsame
Projekte durchgeführt.
Die Jugendhilfe
bedient sich in ihrer Aufgabenwahrnehmung der Leistungen der Hilfen zur
Erziehung bzw. der Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und
Jugendliche und setzt, soweit diese notwendig und geeignet ist, ambulante,
teilstationäre oder stationäre Leistungserbringer (freie Träger oder
Honorarkräfte) ein. Diese Fachkräfte kooperieren ebenfalls im jeweiligen
Einzelfall mit der Schule.
Hier hat die Weiterentwicklung des Bildungsbereichs, insbesondere mit der
Ganztagsschule, bereits Auswirkungen auf die Jugendhilfe gehabt. Kinder und
Jugendliche verbringen weniger Zeit daheim, in ihren Familien, dem originären
Ansatzpunkt der Jugendhilfe und mehr Zeit in der Schule. Die geleisteten Hilfen
verschieben sich damit vermehrt in den späten Nachmittagsbereich, auf die
Wochenenden, wenn Eltern und Kinder gemeinsam erreicht werden, oder finden,
soweit sie sich in Einzelelementen ausschließlich auf den jungen Menschen
beziehen, in der Schule statt.
Die Jugendsozialarbeit
an Schulen ist seit mehreren Jahren die „Filiale des Jugendamtes in der
Schule“, wendet sich an benachteiligte SchülerInnen und soll niederschwellig diesen
Benachteiligungen entgegenwirken und zu ihrem Abbau beitragen. Voraussetzung
für die Aufnahme in das staatliche Förderprogramm sind den Bedarf bestätigende
Analysen.
In der Jugendarbeit
besteht insbesondere in der Gemeindejugendpflege ein gewachsener Kontakt zu den
Schulen, insbesondere, wenn die Nachmittagsbetreuung in kommunaler
Verantwortung organisiert wird. Z.T. arbeiten Vereine mit Schulen zusammen.
Dennoch besteht hier noch weiterer Entwicklungsbedarf der Angebote insbesondere
im Hinblick auf die ganztägige schulische Eingebundenheit der Kinder und
Jugendlichen.
Handlungsbedarf
Was ist Schule
heute ? Gesetzlich normiert ist ihr Bildungs- und Erziehungsauftrag, der aber
wenig darüber aussagt, wie der Alltag in der Schule heute aussieht.
Plakative Aussagen hierzu finden sich in
hoher Zahl. In den Grundlagen des E.V.A. Unterrichtskonzeptes[1]
wird die aktuelle Situation an den Schulen wie folgt beschrieben:
„Was Schüler/innen dazu sagen:
Sie beklagen sich über langweiligen Unterricht,
gegenüber dem Lernangebot besteht
ein Desinteresse, Disziplinlosigkeit auf darauf
folgende Reaktion.
Was Betriebe dazu sagen:
Schlüsselqualifikationen werden gefordert
(Selbständigkeit, Problemlösevermögen,
Organisationsfähigkeit, Methodenbeherrschung ,
Kommunikations- und
Teamkompetenz)
Was in Vergleichsstudien ermittelt wurde:
Schulen in der BRD sind Mittelmaß, ein veraltetes
Methodenrepertoire herrscht vor.
Was die Politiker fordern:
Mehr Schulautonomie ist gefordert,
Qualitätssicherung durch Evaluation.
Was die Lehrer sagen:
Schlechtere Rahmenbedingungen, Verunsicherung,
Überlastung durch immer neue
Forderungen.
Was die Eltern meinen:
Sie sehen die Berufschancen ihrer Kinder bedroht.
Sie fordern zeitgemäße
Unterrichtsarbeit.“
Schulen melden einen
Handlungsbedarf, nicht ausschließlich, aber auch an die Jugendhilfe adressiert:
die Kinder seien immer schwieriger und es werde sozialpädagogische
Fachkompetenz benötigt. Auch im Landkreis Coburg stellen jährlich Schulen einen
Antrag auf Jugendsozialarbeit an Schulen oder Schulsozialarbeit.
Seitens der Jugendhilfe wird eine stärkere
Verzahnung zwischen Jugend- und Erziehungshilfe und Schule für erforderlich
gehalten. Und: Schule ist inzwischen eine eigene und zeitlich umfassende
Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen. Die vertiefte Auseinandersetzung mit
dieser Lebenswelt und der Einsatz der eigenen Fachlichkeit, diese Lebenswelt
mit zu gestalten, hat damit an Bedeutung gewonnen.
Projektidee
In einer
Arbeitsgruppe –bestehend aus Frau Deuerling, Schulleiterin der
Hermann-Grosch-Grundschule in Weitramsdorf, Herrn Hoydem, Schulleiter der
Grund- und Mittelschule Seßlach, Herrn Löffler von Seiten des Staatlichen
Schulamts, sowie von Seiten des Landratsamts Coburg Frau Keyser als
Fachbereichsleiterin Bildung, Kultur und Sport, Frau Sachtleben,
Fachbereichsleiterin Jugend, Familie und Senioren, Frau Spindler als
verantwortlicher Aufgabenbereichsleiterin für Jugendsozialarbeit an Schulen und
Frau Zietz als Kreisjugendpflegerin- wurde ein Grundlagenpapier mit dem
Arbeitstitel „COole Schule“ erarbeitet (Anlage 1).
Die Idee ist, dass
Schulen die sozialpädagogische Fachlichkeit der Jugendhilfe und –arbeit für
eine vertiefte Analyse in Anspruch nehmen können, diese Erkenntnisse
anschließend mit der Schule besprochen und daraus folgende
Handlungsempfehlungen angegangen werden. Schulen, die sich diesem Verfahren und
der Umsetzung stellen, gelten als „COole Schule“.
Diese Projektidee
soll zunächst probeweise nur an den beiden Schulen in Weitramsdorf und in
Seßlach durchgeführt werden. Über Verlauf und Ergebnisse werden die Ausschüsse
für Jugend, Familie und Soziales, sowie Bildung, Kultur und Sport im nächsten
Jahr informiert.
Anlage: 1