Sitzung: 21.04.2016 Ausschuss für Umwelt, Energie und Mobilität
Beschluss: Kenntnis genommen
Vorlage: 049/2016
Im
Februar 2016 konnte nach langjährigen Vorarbeiten das Projekt II (Umsetzung)
des Naturschutzgroßprojekts „Grünes Band Rodachtal - Lange Berge – Steinachtal“
starten, um die im Pflege- und Entwicklungsplan vorgesehenen Projektmaßnahmen
bis 2026 zu realisieren. Von 2010 bis 2013 wurde dazu im Projekt I (Planung)
der Pflege- und Entwicklungsplan in enger Abstimmung mit Vertretern aller
betroffenen Behörden, Verbände, Vereine, Kommunen sowie Landnutzern und
Eigentümern erarbeitet.
Das
Projekt wird grenzüberschreitend zwischen Bayern und Thüringen umgesetzt.
Träger des Projekts ist der Zweckverband „Grünes Band Rodachtal - Lange Berge -
Steinachtal“, der aus den Landkreisen Hildburghausen und Sonneberg (Thüringen)
sowie Coburg und Kronach (Bayern) besteht. Dieser wird finanziell und fachlich
durch den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und den Landesbund
für Vogelschutz in Bayern unterstützt.
Das
8.207 ha große Fördergebiet schließt einen 126,5 km langen Abschnitt des Grünen
Bandes ein. Vom Grünen Band aus weisen die Flusstäler von Rodach und Steinach
sowie der Muschelkalkzug der Langen Berge als Quervernetzungsachsen sowohl nach
Thüringen als auch nach Bayern. Der geologisch heterogen aufgebaute
Landschaftsraum zeichnet sich insbesondere durch landesweit bedeutsame Kalkhalbtrockenrasen,
nährstoffarme Flachland-Mähwiesen, Zwergstrauchheiden, naturnahe Wälder
(Buchen- sowie Erlen-Auen- und Bruchwälder) und kulturhistorisch bedeutsame
Mittelwälder (Eichen-Hainbuchenwälder), Feucht- und Nassgrünland mit
strukturreichen Fließgewässern sowie naturnahen Teichen und Mooren aus. Im
Fördergebiet kommen zahlreiche bundesweit „vom Aussterben bedrohte“ oder „stark
gefährdete“ Tier- und Pflanzenarten vor. Strenge Schutzgebiete (NSG, GLB, FND,
Naturwaldreservat/-parzelle) und Natura 2000-Gebiete nehmen insgesamt einen
Anteil von 70,5 % des Fördergebiets ein.
Leitziel
des Naturschutzgroßprojektes ist der Biotopverbund zahlreicher
naturschutzfachlich wertvoller Lebensräume, wobei dem Grünen Band als
„Rückgrat“ eine Vernetzungsfunktion zukommt. Hauptzielsetzung ist es, naturnahe
Abschnitte des Grünen Bandes im Projektgebiet dauerhaft in ihrer Lebensraum-
und Strukturvielfalt zu erhalten und andere Bereiche gezielt zu entwickeln, um
den naturschutzfachlichen Wert wiederherzustellen. Weitere Ziele sind der
dauerhafte Schutz, die Pflege und die Entwicklung wertvoller, seltener oder
bedrohter Waldgesellschaften und Kulturlandschaftsbiotope sowie die
Fließgewässerrenaturierung in ausgewählten Abschnitten.
Um
diese Ziele zu erreichen, stehen in den nächsten 10 Jahren Finanzmittel in Höhe
von 9,065 Mio. € zur Verfügung. Damit sollen für den Biotopverbund wertvolle
Grundstücke erworben (166,5 ha) oder langfristig gepachtet (80 ha) werden. Mit
Hilfe von Ausgleichszahlungen soll auf ca. 75 ha Land die Extensivierung der
Flächennutzung im Offenland und im Wald langfristig gefördert werden.
Im
Naturschutzgroßprojekt stellen jedoch die Maßnahmen des Biotopmanagements (z.B.
Entbuschen von Offenlandbiotopen; Auflichten von Wäldern bzw. Waldumbau; Anlage
von Kleingewässern und Feuchtmulden; Renaturierung von Fließgewässern) mit ca.
4,1 Mio. € den größten Ausgabeposten dar. Im Grünen Band, wo die Stiftung
Naturschutz Thüringen und die beiden beteiligten Naturschutzverbände schon
viele Grundstücke besitzen und weitere Flächen durch den Zweckverband erworben
werden sollen, liegt ein Schwerpunkt der Landschaftspflegemaßnahmen. Dort
sollen beispielsweise verbuschte Feuchtwiesen, Magerrasen und
Zwergstrauchheiden wieder entbuscht werden. Durch Extensivweidesysteme (überwiegend
mit Schafen, Ziegen und Rindern) soll möglichst durchgängig der halboffene
Zustand des Grünen Bandes mit einem mosaikartigen Wechsel aus Weiden, Wiesen,
Brachen, Offenbodenflächen, verbuschten und bewaldeten Bereichen erhalten und
entwickelt werden. Dazu kann der Zweckverband den Landwirten und Schäfern auch
Beweidungseinrichtungen und Weidetiere zur Verfügung stellen. In großflächigen
Beweidungsgebieten sind außerdem besucherlenkende Maßnahmen wie der Bau von
Beobachtungstürmen und –ständen geplant, um ohne Beeinträchtigung der dort
vorkommenden Wiesenbrüter die Natur erleben zu können.
Im
bayerischen Teil des Fördergebiets sind 2016 neben Maßnahmen des Flächenerwerbs
auch Maßnahmen zur Förderung der extensiven Beweidung im Rodachtal und in den
Muggenbacher Tongruben geplant. Außerdem sollen die wasserrechtlichen Verfahren
zur Renaturierung von Fließgewässern und ihrer Auen vorbereitet werden.
Das
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit fördert im
Rahmen des Förderprogramms „chance.natur - Bundesförderung Naturschutz“ das
Naturschutzgroßprojekt mit 75 %, die beiden Bundesländer Bayern und Thüringen
tragen 15 % und der Projektträger 10 % der Gesamtkosten.
Weitere Infos:
Zweckverband
Grünes Band Rodachtal - Lange Berge - Steinachtal
c/o
Landratsamt Coburg
Lauterer
Str. 60
96450
Coburg
Telefon
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Fax
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stefan.beyer@ngpr-gruenes-band.de