Beschluss: Kenntnis genommen

Im Februar 2016 konnte nach langjährigen Vorarbeiten das Projekt II (Umsetzung) des Naturschutzgroßprojekts „Grünes Band Rodachtal - Lange Berge – Steinachtal“ starten, um die im Pflege- und Entwicklungsplan vorgesehenen Projektmaßnahmen bis 2026 zu realisieren. Von 2010 bis 2013 wurde dazu im Projekt I (Planung) der Pflege- und Entwicklungsplan in enger Abstimmung mit Vertretern aller betroffenen Behörden, Verbände, Vereine, Kommunen sowie Landnutzern und Eigentümern erarbeitet.

 

Das Projekt wird grenzüberschreitend zwischen Bayern und Thüringen umgesetzt. Träger des Projekts ist der Zweckverband „Grünes Band Rodachtal - Lange Berge - Steinachtal“, der aus den Landkreisen Hildburghausen und Sonneberg (Thüringen) sowie Coburg und Kronach (Bayern) besteht. Dieser wird finanziell und fachlich durch den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und den Landesbund für Vogelschutz in Bayern unterstützt.

 

Das 8.207 ha große Fördergebiet schließt einen 126,5 km langen Abschnitt des Grünen Bandes ein. Vom Grünen Band aus weisen die Flusstäler von Rodach und Steinach sowie der Muschelkalkzug der Langen Berge als Quervernetzungsachsen sowohl nach Thüringen als auch nach Bayern. Der geologisch heterogen aufgebaute Landschaftsraum zeichnet sich insbesondere durch landesweit bedeutsame Kalkhalbtrockenrasen, nährstoffarme Flachland-Mähwiesen, Zwergstrauchheiden, naturnahe Wälder (Buchen- sowie Erlen-Auen- und Bruchwälder) und kulturhistorisch bedeutsame Mittelwälder (Eichen-Hainbuchenwälder), Feucht- und Nassgrünland mit strukturreichen Fließgewässern sowie naturnahen Teichen und Mooren aus. Im Fördergebiet kommen zahlreiche bundesweit „vom Aussterben bedrohte“ oder „stark gefährdete“ Tier- und Pflanzenarten vor. Strenge Schutzgebiete (NSG, GLB, FND, Naturwaldreservat/-parzelle) und Natura 2000-Gebiete nehmen insgesamt einen Anteil von 70,5 % des Fördergebiets ein.

 

Leitziel des Naturschutzgroßprojektes ist der Biotopverbund zahlreicher naturschutzfachlich wertvoller Lebensräume, wobei dem Grünen Band als „Rückgrat“ eine Vernetzungsfunktion zukommt. Hauptzielsetzung ist es, naturnahe Abschnitte des Grünen Bandes im Projektgebiet dauerhaft in ihrer Lebensraum- und Strukturvielfalt zu erhalten und andere Bereiche gezielt zu entwickeln, um den naturschutzfachlichen Wert wiederherzustellen. Weitere Ziele sind der dauerhafte Schutz, die Pflege und die Entwicklung wertvoller, seltener oder bedrohter Waldgesellschaften und Kulturlandschaftsbiotope sowie die Fließgewässerrenaturierung in ausgewählten Abschnitten.

 

Um diese Ziele zu erreichen, stehen in den nächsten 10 Jahren Finanzmittel in Höhe von 9,065 Mio. € zur Verfügung. Damit sollen für den Biotopverbund wertvolle Grundstücke erworben (166,5 ha) oder langfristig gepachtet (80 ha) werden. Mit Hilfe von Ausgleichszahlungen soll auf ca. 75 ha Land die Extensivierung der Flächennutzung im Offenland und im Wald langfristig gefördert werden.

 

Im Naturschutzgroßprojekt stellen jedoch die Maßnahmen des Biotopmanagements (z.B. Entbuschen von Offenlandbiotopen; Auflichten von Wäldern bzw. Waldumbau; Anlage von Kleingewässern und Feuchtmulden; Renaturierung von Fließgewässern) mit ca. 4,1 Mio. € den größten Ausgabeposten dar. Im Grünen Band, wo die Stiftung Naturschutz Thüringen und die beiden beteiligten Naturschutzverbände schon viele Grundstücke besitzen und weitere Flächen durch den Zweckverband erworben werden sollen, liegt ein Schwerpunkt der Landschaftspflegemaßnahmen. Dort sollen beispielsweise verbuschte Feuchtwiesen, Magerrasen und Zwergstrauchheiden wieder entbuscht werden. Durch Extensivweidesysteme (überwiegend mit Schafen, Ziegen und Rindern) soll möglichst durchgängig der halboffene Zustand des Grünen Bandes mit einem mosaikartigen Wechsel aus Weiden, Wiesen, Brachen, Offenbodenflächen, verbuschten und bewaldeten Bereichen erhalten und entwickelt werden. Dazu kann der Zweckverband den Landwirten und Schäfern auch Beweidungseinrichtungen und Weidetiere zur Verfügung stellen. In großflächigen Beweidungsgebieten sind außerdem besucherlenkende Maßnahmen wie der Bau von Beobachtungstürmen und –ständen geplant, um ohne Beeinträchtigung der dort vorkommenden Wiesenbrüter die Natur erleben zu können.

 

Im bayerischen Teil des Fördergebiets sind 2016 neben Maßnahmen des Flächenerwerbs auch Maßnahmen zur Förderung der extensiven Beweidung im Rodachtal und in den Muggenbacher Tongruben geplant. Außerdem sollen die wasserrechtlichen Verfahren zur Renaturierung von Fließgewässern und ihrer Auen vorbereitet werden.

 

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit fördert im Rahmen des Förderprogramms „chance.natur - Bundesförderung Naturschutz“ das Naturschutzgroßprojekt mit 75 %, die beiden Bundesländer Bayern und Thüringen tragen 15 % und der Projektträger 10 % der Gesamtkosten.

 

Weitere Infos:

Zweckverband Grünes Band Rodachtal - Lange Berge - Steinachtal

c/o Landratsamt Coburg

Lauterer Str. 60

96450 Coburg

Telefon 09561 514738

Fax 09561 514400

stefan.beyer@ngpr-gruenes-band.de

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