Sitzung: 29.07.2014 Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Senioren
Beschluss: Kenntnis genommen
Vorlage: 106/2014
Sachverhalt:
„Gesundheitsförderung
zielt auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung
über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit
zu befähigen. Um ein umfassendes körperliches, seelisches und soziales
Wohlbefinden zu erlangen, ist es notwendig, dass sowohl einzelne als auch
Gruppen ihre Bedürfnisse befriedigen, ihre Wünsche und Hoffnungen wahrnehmen
und verwirklichen sowie ihre Umwelt meistern bzw. sie verändern können. In
diesem Sinne ist die Gesundheit ein wesentlicher Bestandteil des alltäglichen
Lebens zu verstehen und nicht als vorrangiges Lebensziel. Gesundheit steht für
ein positives Konzept, das die Bedeutung sozialer und individueller Ressourcen
für die Gesundheit ebenso betont wie die körperlichen Fähigkeiten. Die Verantwortung
für Gesundheitsförderung liegt deshalb nicht nur bei dem Gesundheitssektor,
sondern bei allen Politikbereichen und zielt über die Entwicklung gesünderer
Lebensweisen hinaus auf die Förderung von umfassendem Wohlbefinden.“
(Definition Gesundheitsförderung, Ottawa-Charta der Weltgesundheitsorganisation
(WHO), 1986)
In Anlehnung an
diese Definition von Gesundheitsförderung der WHO wird deutlich, dass die
Verantwortung für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger als Pflichtaufgabe
von den Kommunen übernommen werden muss. Durch kommunale Gesundheitsförderung
kann die Stärkung der Gesundheit direkt dort beginnen, wo Menschen spielen,
lernen, arbeiten also kurz gesagt: leben. Durch aktuelle demografische,
epidemiologische und soziale Veränderungen sowie sich wandelnde Werte und
Einstellungen, wird es dringend notwendig auch die Versorgungsstrukturen in den
Städten und Gemeinden anzupassen. Es wird hier immer mehr Aufgabe der Kommunen
ein Umfeld zu schaffen, in dem die Voraussetzungen für ein Leben in Gesundheit
und Wohlergehen gegeben sind. Wenn wir von Verantwortung der Kommune im Bereich
Gesundheit sprechen, reden wir nicht nur von ärztlicher Versorgung, sondern
auch von Bildung, Infrastruktur, wohnortnaher Versorgung, Flächen- und
Leerstandsmanagement, etc. Das bedeutet, dass Gesundheitsförderung ein
Querschnittsthema ist, das von vielen Ressorts und Institutionen gemeinsam
getragen und umgesetzt werden muss. Es ist wichtig, dass die kommunale
Gesundheitsförderung einen ebenso hohen Stellenwert wie andere Themen in den
Kommunen bekommt.
Die Kommune kann
sicherlich nicht alle Aufgaben bewältigen und finanziell schultern, gerade in
einer Zeit, in der Ressourcen knapp sind. Wichtig ist jedoch die Bereitstellung
finanzieller und organisatorischer Rahmenbedingungen und die Förderung einer
Vernetzung aller lokalen Akteure und Kooperationspartner, um Kräfte zu bündeln
und eine gesundheitsförderliche Struktur in der Gemeinde aufzubauen. So
vielfältig das Thema Gesundheit ist, so vielfältig ist auch das Spektrum seiner
Zielgruppen und Themen. Ansatzpunkte und Zugangswege müssen deshalb
entsprechend gestaltet werden. Das Thema Gesundheit liegt also nicht nur in
unserer Verantwortung als Individuum, sondern auch in der Verantwortung der
politischen Gremien.
Um das hier
geschilderte Thema der kommunalen Gesundheitsförderung in den bayerischen
Städten und Gemeinden voran zu treiben hat das Bayerische Staatsministerium für
Gesundheit und Pflege zu Beginn der Jahres 2013 das
Modellprojekt „Gesunder Landkreis- Runde
Tische zur regionalen Gesundheitsförderung“ ins Leben gerufen.
Alle bayerischen
Landkreise und Städte hatten die Möglichkeit sich hierfür zu bewerben. Neben
den sieben anderen Landkreisen Ansbach, Bamberg, Dillingen, Erlangen-Höchstadt,
Passau, Weilheim-Schongau und Würzburg hat auch der Landkreis Coburg die Zusage
für eine Förderung erhalten. Das Modellprojekt hat eine Laufzeit von zwei
Jahren und endet somit für den Landkreis Coburg zum 31. Dezember 2014. Die
Projektkoordinatorinnen (Projektleitung Tanja Setzer und Projektmitarbeiterin
Susanne Bauer) sitzen im Fachbereich Gesundheitswesen, Abteilung
Gesundheitsförderung des Landratsamtes Coburg. Das Projekt finanziert sich aus
Mitteln des Ministeriums und des Landkreises, sowie aus möglichen Projektmitteln
der Techniker Krankenkasse und richtet sich an alle 17 Kommunen des
Landkreises. Hier soll es gelingen das Thema Gesundheitsförderung in den
einzelnen Kommunen anzustoßen und langfristig auch in den Strukturen zu
verankern.
Zu Beginn des Projektes im Februar 2013 wurden alle Kommunen des
Landkreises angeschrieben um einerseits über den Projektstart zu informieren
und den Kommunen andererseits die Möglichkeit zu geben, sich mittels eines
Fragebogens als Modellkommune für das Projekt zu bewerben. Nach der
Bewerbungsphase wurden die beiden Modellkommunen Ahorn und Neustadt bei Coburg
ausgewählt. Die dort erarbeiteten Konzepte sollen idealerweise auch nach Ablauf
der Projektlaufzeit landkreisweit auf alle Kommunen ausgeweitet werden.
Projektziele sind die Unterstützung der Kommunen im
Bereich Gesundheitsförderung in der Gemeindeentwicklung sowie das Initiieren
bzw. die Durchführung bedarfsorientierter Maßnahmen um gesunde Gemeinden in der
Region Coburg zu entwickeln. Konkret werden diese Ziele nach dem Schema des
klassischen Public-Health-Action-Zyklus erarbeitet:
Für die Arbeit in den Modellkommunen ergaben sich im Laufe
der Projektzeit konkret folgende durchgeführte Maßnahmen:
1. Ahorn:
-
Bürgerbefragung
anhand einer Postkartenaktion (alle Bürger/innen Ahorns wurden zum Thema
Gesundheit und den Wünschen für mehr Gesundheitsförderung in der Gemeinde
befragt)
-
Gründung eines
Runden Tisches mit Verantwortlichen aus den Bereichen Senioren, Kita, Schule,
Gemeindeverwaltung, Sportvereine und Ehrenamt
-
Teilnahme an
Zukunfts- und Bürgerwerkstätten, um den Bedarf gemeinsam mit den Bürgern zu
erheben
-
Planung und
Einführung der Kontaktstelle „Wohnen und Leben in Ahorn“ (beinhaltet u.a.
Ehrenamtsbörse, Information für Neubürger, Anlaufstelle für Bürger)
-
Weitere Projekte
für 2014 in Planung:
Bürgerbroschüre und Tag der offenen Tür (Gesundheitstag) im Bewegungspark in
Ahorn. Dies beinhaltet die Neubeschilderung der Geräte sowie eine
professionelle Anleitung, so dass die Bewegungsgeräte von allen Generationen in
Ahorn sinnvoll und mit einem Benefit für die Gesundheit der Bürger genutzt
werden können.
2. Neustadt:
-
Thema „Bewegung“
als Wunsch des Oberbürgermeisters von Neustadt
-
Bürgerbefragung
zum Bewegungsverhalten der Bürger/innen
-
Treffen mit
Experten (Bereiche Sport, Kitas, Schulen, Vereine, Senioren,
Migrationsbeauftragte, Presse, regionaler Fernsehsender, Betriebe)
-
Stempelkartenaktion
zum Thema Bewegung für die Zielgruppe "Junge Familien" mit
Vortragsreihe zu den Themen Ernährung, Bewegung, Entspannung sowie Kursangebote
für Yoga, Kinderyoga und Kochen für junge Mütter.
à Die
Bürgerinnen und Bürger können hier Stempel für die Teilnahme an den
Vorträgen/Kursen oder bei Besuch des Hallenbades und Freizeitparks in Neustadt
sammeln und nehmen mit den vollgestempelten Karten an einer Verlosung mit
Preisen teil.
-
„Abenteuer Stadt“
als Aktion im Oktober 2014: Ziel ist es, Bewegungsräume in Neustadt durch einen
Stadtrundgang, begleitet durch verschiedene Stationen und Aktionen mit der
ganzen Familie, zu entdecken; gekoppelt mit der Erstellung eines Stadtplans,
der vor allem Bewegungsräume und Lauf- bzw. Wanderwege aufzeigt
Vorrangige
Netzwerkpartner sind also v.a. im ersten Projektjahr die beiden Modellkommunen
Neustadt und Ahorn gewesen. Wie schon erwähnt ist es aber ein Hauptziel
gesundheitsfördernde Konzepte auch nach
Ablauf der Projektlaufzeit landkreisweit auf alle Kommunen auszuweiten. Ein
erster Schritt zur landkreisweiten Gesundheitsförderung wurde bereits durch die
Arbeit des Projektes Moro (Aktionsprogramm regionale Daseinsvorsorge) des
Landratsamtes Coburg getan. Im Rahmen dieses Projektes gründete sich der
Arbeitskreis Gesundheit, der sich aus den Tandempartnern Tanja Setzer
(Landratsamt Coburg) und Tobias Ehrlicher (1.Bürgermeister Bad Rodach) sowie
Vertretern aus VHS, Klinikum Coburg, Hochschule Coburg, Schulamt Stadt und
Landkreis, Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe, Landratsamt Coburg,
Sportland, BLSV, Gute gesunde Schule, Jugendpflege, Amt für Landwirtschaft und
Forsten, HUK Coburg, Gewerbeärtzlicher Dienst – Regierung von Oberfranken, AWO
Kreisverband, Jugendmigrationsdienst und der Stadt Coburg zusammensetzt. Dieser
Arbeitskreis versteht sich als Steuerungsgremium zum Thema Gesundheit /
Gesundheitsförderung auf Landkreisebene. In den ersten Treffen wurden die ersten
beiden Zielgruppen und das Thema mit dem man sich beschäftigen wird,
festgelegt. Dies ist das Thema Bewegung bei Jugendlichen von 10 bis 18 Jahren
sowie Senioren von 65 bis 80 Jahren. Ab Juli 2014 werden hierfür konkrete
Maßnahmen im Arbeitskreis erarbeitet.
Eine weitere
Aktivität für den gesamten Landkreis ist neben dem oben genannten Arbeitskreis
noch die Multiplikatorenschulung zum Thema „Kommunale Gesundheitsförderung“,
die im Oktober 2014 als Angebot für Mitarbeiter/innen in den Kommunen
stattfinden wird. Weiterhin wird es bis Ende der Projektlaufzeit die erste
Gesundheitsberichterstattung für den Landkreis Coburg sowie Gesundheitstage in
einigen Kommunen des Landkreises geben. Die ersten beiden Gesundheitstage zum
Thema „Senioren 65 plus“ fanden bereits in den Gemeinden Itzgrund und
Niederfüllbach statt. Den restlichen Kommunen wird dieses und auch noch
nächstes Jahr die Durchführung eines Gesundheitstages angeboten.
Durch all diese
erläuterten Maßnahmen sollen nach und nach alle Kommunen des Landkreises Coburg
als Netzwerkpartner gewonnen werden um die Region Coburg als Ganzes
gesundheitsförderlich für alle Einwohner zu gestalten.
Die Präsentation
wird als Anlage 4 der Niederschrift beigefügt.
Die Mitglieder des
Ausschusses nehmen von dem Vortrag Kenntnis.