Der Ausschuss für Jugend, Familie und Senioren beschließt das Grundlagenpapier zum Jugendschutz im Landkreis Coburg und befürwortet die Schwerpunktsetzung in den Bereichen Medien, Demokratie und Sucht.

 

Sachverhalt:

Ausgangslage

Die Anforderungen an den Kinder- und Jugendschutz richten sich nach den fachlichen und gesellschaftlichen Notwendigkeiten. Neue Gefährdungslagen erfordern neue Handlungsstrategien. Auf diesem Hintergrund wurde beispielsweise das Projekt „HaLT“ als Reaktion gegen Komatrinken im Landkreis Coburg entwickelt. Heute benötigen wir adäquate Reaktionsformen z. B. gegen Crystal-Meth, Cyber-Mobbing, exzessiven Internetkonsum (sozial media und online-gaming) sowie neue Formen extremistischer Gefährdungen. Der Zuschnitt an konkreten Handlungsstrategien, Aufgaben und Angeboten muss sich aber immer auch an den Erfordernissen vor Ort orientieren.

 

Die Zielvorstellungen sind im Einzelnen:

 

Strukturen definieren

Kinder- und Jugendschutz ist eine Querschnittsaufgabe, die in vielen Lebens- und Arbeitsbereichen verankert ist. Insofern ist es sinnvoll, dass an wichtigen Schnittpunkten unterschiedliche Institutionen zusammenarbeiten, um die Wirksamkeit der Maßnahmen zu verbessern, möglichst viele Zielgruppen anzusprechen und Synergien zu schaffen. Im Landratsamt selbst befassen sich unterschiedliche Fach- und Arbeitsbereiche mit Segmenten des Kinder- und Jugendschutzes.

 

Der nachfolgenden Liste sind Erstansprechpersonen und Partner zu entnehmen:

 

Gefährdungsbereiche	Erstansprache	Partner
Gewalt ·       Körperliche, seelische Gewalt, Vernachlässigung ·       Sexuelle Gewalt ·       Gewalt unter Kindern, Jugendlichen und jungen Volljährigen ·       Gewalt gegen sich selbst	anlassbezogen	Allgemeiner Sozialer Dienst KoKi Jugendsozialarbeit an Schulen Jugendarbeit Gesundheitsförderung Jugendschutz

 

Gefährdungsbereiche	Erstansprache	Partner
Medien ·       Neue Kommunikationstechnologien ·       Fernsehen, Hörfunk, Printmedien ·       Film, Video, DVD Tonträger ·       Computer, elektronische Speichermedien ·       Dating-lines, Sexting	Jugendschutz	Jugendarbeit Bildung, Kultur, Sport Jugendsozialarbeit an Schulen
Sucht ·       Alkohol ·       Nikotin ·       Illegale Drogen ·       Arzneimittel ·       Ess-Störungen ·       Suchtmittelunspezifische Prävention	Gesundheits-förderung       anlassbezogen	Jugendarbeit   Jugendschutz   Jugendsozialarbeit an Schulen   Bildung, Kultur, Sport
Freizeit ·       Gaststätten ·       Veranstaltungen ·       Spielhallen, Spielautomaten, Glücksspiel ·       Spielzeug ·       Konsum, Kinder- und Jugendmarketing	Jugendschutz	Jugendarbeit
Ideologie ·       Konfliktträchtige religiöse und weltanschauliche Gruppierungen ·       Extremistische politische Gruppierungen	Jugendschutz	Jugendarbeit
Umfeld ·       Gesundheit ·       AIDS ·       Umwelt ·       Verkehr ·       Arbeit ·       Häuslicher Bereich, Sport und Spiel	anlassbezogen	Gesundheitsförderung KiTa Jugendschutz Jugendarbeit Jugendsozialarbeit an Schulen

 

Darüber hinaus engagieren sich Freie Träger (z.B. EJOTT, Blaues Kreuz, Kinderschutzbund), Kommunen (JugendpflegerInnen der kreisangehörigen Städte und Gemeinden), Schulen, die Polizei, Kirchen und weitere Institutionen mit Inhalten des Kinder- und Jugendschutzes. Dieses Engagement wird heute mehr denn je benötigt. Dabei ist besonders die Ganztagsschulentwicklung zu berücksichtigen. Konkret bedeutet dies, dass zunehmend Angebote und Veranstaltungen des Jugendschutzes im schulischen Kontext stattfinden sollten.

 

Schwerpunkte setzen

Während es einerseits sinnvoll erscheint, nicht jedem kinder- und jugendgefährdenden Modetrend eine öffentliche Plattform zu bieten, gibt es andererseits Entwicklungen, die nur im gesamtgesellschaftlichen Kontext - unter Einbeziehung Aller bewältigt werden können.

 

 

 

 

Schwerpunkt Nr. 1: Medien

Die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen hat sich in den vergangenen zehn Jahren deutlich erhöht und verändert. Damit steigen die Chancen, dass Heranwachsende Zugang zu Information und Bildung erhalten, aber auch die Risiken, dass sie mit nicht altersgerechten Medieninhalten in Berührung kommen. Elternhaus und Schule scheinen überfordert.

·       Netzwerk „Medien“ bilden

·       Langfristig Kooperationen vereinbaren

·       Alle Zielgruppen einbeziehen

·       Kernbereiche: Internet, soziale Netzwerke, Smartphones und Online-Games

 

Schwerpunkt Nr 2: Für Demokratie – gegen Extremismus

„Das Coburger Land ist bunt, weltoffen und tolerant. Gewalt, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und jede Form von Menschenfeindlichkeit sind mit den Grundwerten unserer Verfassung unvereinbar und haben bei uns keinen Platz…

Als Netzwerk reagieren wir nicht nur, wenn Menschenrechte und Demokratie ausgehöhlt und mit Füßen getreten werden, sondern sind kontinuierlich und präventiv tätig. Wir fördern in unseren Institutionen Aufklärung und Information, Begegnung und Verständigung und stärken kulturelle Vielfalt. Mit unseren Zielen treten wir an die Öffentlichkeit. Wir unterstützen neue und bestehende Veranstaltungen und Aktionen von Vereinen, Verbänden, Unternehmen und Organisationen im Coburger Land, die unser Anliegen einer offenen und menschenfreundlichen Gesellschaft im Alltag lebendig werden lassen.[1]

Politische Jugendbildung ist ein Teil der Jugendarbeit, der verstärkten Eingang in den Alltag von Kindern und Jugendlichen finden sollte.

 

Schwerpunkt Nr. 3: Sucht

Gerade im nordbayerischen Raum ist die Modedroge Chrystal durch die Grenznähe zu Tschechien weit verbreitet und stellt eine ernst zu nehmende Gefahr für die Jugendlichen unserer Region dar[2].

 

Öffentlichkeitsarbeit / Informationsarbeit

In allen Bereichen des Kinder- und Jugendschutzes ist flankierend zu den beschriebenen Maßnahmen verstärkte Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Die soll bewirken, dass sich alle Zielgruppen in ansprechender und motivierender Form über Themen des Jugendschutzes informieren können. Mit Teilen der neuen Homepage im Bereich des Jugendschutzes ist bereits ein erster Anfang gemacht.

 

Dem Ausschuss für Jugend, Familie und Senioren wird vorgeschlagen, folgenden Beschluss zu fassen: