Beschluss:
Vorbehaltlich der Bereitstellung der Bundes- und Landesmittel wird die
Verwaltung mit der Umsetzung des Projektes „ZUSAMMEN LEBEN“ – Wohnen und Leben
in Familien für ältere Menschen im Landkreis Coburg mit Beginn 01.12.2013
beauftragt.
Die erforderlichen Eigenmittel sind entsprechend des Finanzierungsplans
für die Dauer von zwei Jahren vorzusehen.
Sachverhalt:
Der Landkreis Coburg verfügt zwar bereits über
eine vielfältige ambulante Versorgungslandschaft für ältere Menschen, die gut
ausgebaut ist und beständig weiterentwickelt wird. Handlungsbedarf besteht
jedoch im Bereich von alternativen Wohn- und Versorgungskonzepten für
Seniorinnen und Senioren - jetzt und erst recht im Hinblick auf die zukünftige
Veränderung der Altersstruktur.
Wenn es gelingt, diesen bestehenden
Entwicklungsbedarf auch mit innovativen neuen Ansätzen anzugehen, verbreitert
sich die Angebotsvielfalt und älteren Menschen wird damit eine ihrer
individuellen Situation angepasste Wahlmöglichkeit eröffnet.
Im Rahmen des Modellvorhabens MORO wurde das
Konzept „ZUSAMMEN LEBEN“- Wohnen und Leben in Familien für ältere Menschen im
Landkreis Coburg- entwickelt und in der Sitzung der zentralen
MORO-Entscheidungsebene am 18.06.2013 den Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen
und den Bürgermeistern der kreisangehörigen Städten und Gemeinden vorgestellt
und einstimmig zur Antragstellung und Umsetzung beschlossen worden.
Konzept
Das geplante Umsetzungsprojekt bietet gute
Möglichkeiten, das Potenzial von sozial engagierten Familien mit dem Bedürfnis älterer
Menschen nach individueller Versorgung, Betreuung und familiärer Einbindung zusammenzubringen.
Dabei ist es ein besonderes Anliegen, auch der
jüngeren Generation die Möglichkeit zu eröffnen, an den Prozessen mitzuwirken
und sich – im Sinne eines Mehrgenerationenansatzes – einzubringen.
Wie sehen Anforderung, Aufgaben und
Gegenleistung der Beteiligten genau aus ?
Die Familie
·
ist bereit und in der
Lage, einen oder zwei ältere Menschen bei sich aufzunehmen, sich auf diese
einzulassen und sie in ihr Leben, ihre gemeinsamen Aktivitäten und ihren Alltag
zu integrieren
·
stellt Wohnraum und je
nach individuellem Bedarf hauswirtschaftliche, betreuerische und ggf.
pflegerische Dienstleistungen zur Verfügung
·
wird dafür pauschal und
für den Wohnraum in Form von Mietzahlungen vergütet
·
ist bereit, sich auf die
fachliche Beratung und Begleitung durch die Projektmitarbeiter einzulassen.
Die Seniorin / der Senior
·
kann sich eine
wohnortnahe Aufnahme in einer Familie vorstellen und ist bereit, sich auf diese
einzulassen und an deren Familienleben teilzuhaben
·
übernimmt die Kosten für
die Vermittlung, Wohnen, Lebensunterhalt, Betreuungsleistungen
·
ist bereit, sich auf die
fachliche Beratung und Begleitung durch die Projektmitarbeiter einzulassen.
Die Projektmitarbeiter/innen
·
akquirieren Familien,
informieren und beraten diese umfänglich (auch z.B. bei baulicher Wohnanpassung
incl. der damit verbundenen Finanzierungsfragen)
·
beraten die an dem
ZUSAMMEN LEBEN interessierten älteren Menschen, ihre Angehörigen, Betreuer,
etc.
·
vermitteln die
Seniorinnen und Senioren in geeignete Familien
·
begleiten fachlich den
Einzug und das Zusammenleben
·
vermitteln ggf.
erforderliche ergänzende Hilfen
·
moderieren in
Konfliktsituationen
·
klären der formalen
Rahmen, leiten notwendige Klärungsprozesse in die Wege, sind aktiv in der
Entwicklung von Qualitätsstandards und der Evaluation des Projektes
·
leisten
Öffentlichkeitsarbeit.
Zur Umsetzung des Projektes ist eine Aufteilung vorgesehen. Die
Federführung des ZUSAMMEN LEBEN liegt beim Landkreis Coburg, der im Schwerpunkt
alle administrativen, strukturellen und qualitativen Fragen angeht. Die
Fachstelle für pflegende Angehörige Coburg in Trägerschaft des Bezirksverbands
der AWO Oberfranken/Mittelfranken übernimmt im Wesentlichen die fachliche
Beratung und Begleitung der Familien. Alle anderen Bereiche decken beide
Kooperationspartner ab, die auch gemeinsam das Konzept entwickelt haben.
Das Projekt bietet die Chance, einen weiteren regionalen Aspekt proaktiv
aufzugreifen: Gerade in von Schrumpfung betroffenen ländlichen Räumen ist
Gebäudeleerstand und ungenutzter Wohnraum eine Herausforderung, der sich die
Kommunen ebenso wie die jeweiligen Eigentümer stellen müssen. Einige Bereiche
des Landkreises Coburg weisen eine stark landwirtschaftliche Prägung auf. Aus
den früheren Vollerwerbslandwirtschaften sind oft Nebenerwerbsbetriebe geworden
und Teile des Betriebs stehen leer. Zum Teil haben die Eigentümer bereits
reagiert und begonnen ihren Gebäudebestand so umzurüsten, dass zusätzlicher
Wohnraum, z. B. für Ferienwohnungen im Rahmen von „Urlaub auf dem Bauernhof“
entsteht. Dieser wird jedoch nur einer dauerhaften Nutzung zugeführt werden
können, wenn entsprechendes Mieterpotenzial generiert werden kann. An dieser
Schnittstelle bietet „Zusammen Leben“ früheren landwirtschaftlichen Betrieben
ein neues Betätigungsfeld.
Dass es für diese Form des ZUSAMMEN LEBEN Potential gibt, haben bereits
Anfragen aus der Bevölkerung gezeigt.
Rahmenbedingungen / Finanzierung
Das Projekt ist auf 2 Jahre angelegt und wird
in diesem Zeitraum durch eine Verwaltungsfachkraft im Landratsamt und eine/n
Sozialpädagogen aus der Seniorenarbeit bei der Fachstelle für pflegende
Angehörige durchgeführt.
Die Verwaltungsstelle endet mit Abschluss der
Implementierung und Evaluierung zum 30.11.2015. Die sozialpädagogische Beratung
und Begleitung soll sich im 2. Jahr der Umsetzung bereits in Teilen und nach 2
Jahren vollumfänglich selbst tragen.
Projektstart ist –vorgegeben durch das
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) –der
01.12.2013.
Der Bund trägt fast 50 % der Projektkosten,
die sich in den 2 Jahren summarisch auf 180.000 € belaufen. Die verbleibenden
Kosten übernimmt zu knapp 40 % der Freistaat Bayern; ca. 10 % Eigenmittel sind
vom Landkreis aufzubringen. Der entsprechende Finanzierungsplan wurde am
08.10.2013 dem Bund vorgelegt. Er sieht wie folgt aus:
|
2013 |
2014 |
2015 |
Eigenmittel |
838,33 |
10.120,00 |
9.291,67 |
Landesmittel |
7.000,00 |
28.000,00 |
38.000,00 |
Drittmittel |
0,00 |
0,00 |
0,00 |
Bundesmittel |
3.480,00 |
33.060,00 |
50.460,00 |
Die Höhe der Bundes- und Landeszuschüsse –verteilt auf die Jahre 2013, 2014 und
2015- sind vorgegeben und sehen 2015 die höchste Fördersumme vor.
Dies passt nicht zur inhaltlichen Umsetzungsplanung, die für 2015 vorsieht,
dass Teile des Projektes sich dann bereits selbst tragen. Die Ausgaben sind im
Projektverlauf 2014 am höchsten und sinken dann ab.
Für diese Ungleichzeitigkeit sehen die
Zuwendungsgeber die Zwischenfinanzierung durch den Zuwendungsempfänger vor. Für
den Landkreis Coburg heißt das, in 2014 zusätzlich Ausgaben in Höhe von 21.360
€ einzuplanen, für die die entsprechende Einnahme erst 2015 erfolgt.
Dem Seniorenbeirat wird vorgeschlagen,
folgenden Beschluss zu fassen: