Die
Verwaltung wird beauftragt, die vorliegende Leistungs-, Entgelt- und
Qualitätsentwicklungsvereinbarung für den Zeitraum September 2013 bis August
2014 mit dem IPSG abzuschließen.
Sachverhalt:
Immer mehr Kindergartenkinder verhaltensauffällig
Kinderärzte warnen vor einer enormen Zunahme von
Entwicklungsstörungen: Einer Studie zufolge ist jedes fünfte Kind in
bayerischen Kindergärten sozial auffällig Jedes fünfte
Kindergartenkind in Bayern zeigt auffällige Verhaltensweisen. Das geht aus
einer neuen Untersuchung des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte
(BVKJ) zusammen mit Betriebskrankenkassen hervor. Bei der
Auswertung von 4318 Vorsorgeuntersuchungen bei Vier- und Fünfjährigen (U8 und
U9) zeigte sich, dass 21,8 Prozent der Kinder als auffällig eingestuft wurden. Wir sehen
nicht nur eine Zunahme der sogenannten »ADHS-Kinder» - also von hyperaktiven
und oft auch unkonzentrierten Kindern, die nicht selten Schulprobleme
haben", sagte Lang laut Mitteilung. Auch die Zahl von Kindern mit
emotionalen Problemen und viele, die im Umgang mit Gleichaltrigen
Schwierigkeiten haben, sei gestiegen. Das ist jetzt schon ein großes
gesellschaftliches Problem, erklärt Lang. Die Welt, im
März 2011 |
Auch, wenn sich die
Aussage des Zeitungsartikels auf Kindergartenkinder bezieht, deckt sie sich mit
den Erkenntnissen und Erfahrungen der Grundschulen aus Stadt und Landkreis
Coburg. Sie berichten, dass es deutlich
mehr Schülerinnen und Schüler gäbe, bei denen Zweifel an der Schulfähigkeit
bestehen und die insbesondere im Bereich der sozio-emotionalen Entwicklung
einen hohen Förderbedarf haben. Das Gesundheitsamt bestätigt dies auf der
Grundlage der zum Schuljahr 2013/2014 durchgeführten
Schuleingangsuntersuchungen.
Das war deshalb in
den zurückliegenden Monaten ein Schwerpunkt der Kooperationsgespräche mit den
Frühförderstellen und schulvorbereitenden Einrichtungen (SVE). Die Beteiligten
waren sich einig, dass Entwicklungsdefizite bei Kindern so früh wie möglich
erkannt werden müssen und eine lückenlose Versorgung im Rahmen der
Frühförderung besteht. An der
Heinrich-Schaumberger-Schule wird deshalb zum kommenden Schuljahr eine weitere
SVE-Gruppe eingerichtet.
Konsens bestand aber
auch dahingehend, dass es auch in Zukunft Schülerinnen und Schüler geben wird,
die aufgrund ihres hohen Förderbedarfs befristet eine besondere Form der
Beschulung benötigen werden. Erklärtes Ziel dabei ist und bleibt die
Rückführung und Wiedereingliederung in die Regelschule.
Die Stütz- und Förderklassen
sind eine strukturelle und methodische Kooperation von Jugendhilfe und Schule.
Sozialpädagogen und sonderpädagogische Lehrkräfte arbeiten gemeinsam an Lern-
und Entwicklungsprozessen im kognitiven, emotionalen und sozialen Bereich der
Kinder, fördern die Eltern und Familien in ihrer Erziehungsfähigkeit und
eröffnen stützende Perspektiven im sozialen Umfeld.
Das
Kooperationsmodell der Stütz- und Förderklassen gibt es an der
Heinrich-Schaumberger-Schule seit dem Schuljahr 2005/2006 und wird als
Kooperationsmodell von Jugendhilfe und Schule gemeinsam von Stadt und Landkreis
Coburg getragen. Es ist ein Leuchtturmprojekt des Qualitätssiegels
Bildungsregion Stadt und Landkreis Coburg.
Bislang wurden die
Schülerinnen und Schüler frühestens mit Beginn der 2. Klasse aufgenommen und
blieben bis zum Übergang in die weiterführenden Schulen. In den das
Kooperationsmodell begleitenden und auswertenden Gesprächen wird inzwischen
eine flexibilisierte Form der Aufenthaltsdauer der Kinder in den Stütz- und
Förderklassen favorisiert. D.h. die Schülerinnen und Schüler sollen
zukünftig mindestens zwei Jahre die
Förderschule besuchen und nur bei entsprechendem Bedarf eine längere Versorgung
erhalten können. Außerdem soll bereits
im nächsten Schuljahr die direkte Einschulung in die 1. Klasse der Stütz- und
Förderklassen möglich sein. Dies wird ab dem kommenden Schuljahr realisiert.
Um einen
Quereinstieg auch in der 4. Klasse zu ermöglichen, ist perspektivisch
vorgesehen, das Konzept auch auf die 5. und 6. Jahrgangsstufe auszuweiten. An
den Gesprächen ist die Regierung von Oberfranken beteiligt.
Bisher wurden
jährlich bis zu 24 Grundschülerinnen und -schüler aus der Stadt und dem
Landkreis Coburg in Lerngruppen ganztägig beschult. In diesem Schuljahr gab es
nur eine 2. und eine 3. Klasse, die mit Schuljahreswechsel die 3. und 4. Klasse
besuchen.
Die vereinbarte
Flexibilisierung wird im Schuljahr 2013/
2014 in der neuen dritten Lerngruppe für Schülerinnen und Schüler der 1. und 2.
Klasse realisiert.
Zur Zeit besuchen 16 Kinder die Stütz- und
Förderklassen an der Heinrich-Schaumberger-Schule, von denen 13 aus dem
Landkreis kommen. Nach dem momentanen Stand der
Anmeldungen wird sich die Anzahl der Schülerinnen und Schüler auf 22
erhöhen, von denen 16 im Landkreis wohnen.
Jugendhilfeseitig
wird das Kooperationsmodell vom Institut für psychosoziale Gesundheit (IPSG)
auf der Grundlage einer Leistungs-, Entgelt- und
Qualitätsentwicklungsvereinbarung umgesetzt. In der Leistungsvereinbarung ist
u.a. das finanzielle Gesamtvolumen des Projektes ausgewiesen.
Durch die
Erweiterung um eine Klasse im nächsten Schuljahr wird der Einsatz einer dritten
sozialpädagogischen Fachkraft erforderlich; damit steigen diese Gesamtkosten
von 99.630 € auf 148.820 €. Die Eigenleistungen des Trägers werden mit 15.270 €
berücksichtigt (siehe Leistungsvereinbarung 3.2.1 und 3.2.2).
Diese Summe wird
aber nicht als struktureller Zuschuss gewährt, sondern tatsächlich wird
fallbezogen monatlich abgerechnet. Da bei der vorgesehenen Ausweitung keine
Steigerung der Sachkosten erfolgt, reduzieren sich diese Monatspauschalen
geringfügig von 518,91 € auf 516,74 € je Kind.
Bereits in diesem
Haushaltsjahr entstehen prognostisch um 2.000 € höhere Ausgaben. Diese
Mehrausgaben werden innerhalb des Deckungsrings erzieherischer Hilfen
kompensiert.
Für das nächste
Haushaltsjahr ist von 20.000 € höheren Ausgaben auszugehen. Diese werden in der
Haushaltsplanung 2014 berücksichtigt.