Sitzung: 16.07.2013 Ausschuss für Jugend und Familie
Vorlage: 091/2013
Sachverhalt:
Ein
familienfreundliches Lebensumfeld wertet den kommunalen und regionalen Standort
auf und erhöht die Wettbewerbsfähigkeit zu anderen Regionen. Für die zunehmende
Konkurrenz sind familienfreundliche Rahmenbedingungen der Städte, Gemeinden und
des Landkreises von großer Bedeutung.
Familien sind die
soziale Mitte unserer Gesellschaft und bewahren die Zukunftsfähigkeit unserer
Gesellschaft. Sie sind zentraler Bestandteil des Umfelds, in dem Kinder
heranwachsen, da sie die Sozialisation, Erziehung und Bildung sichern. Sie
vermitteln Sicherheit, bieten emotionale Unterstützung und sozialen Rückhalt
und schaffen so die Basis lebenslanger Generationensolidarität.
Nicht zuletzt
deshalb haben Familien auch verfassungsmäßig einen hohen Stellenwert. Gemäß
Art. 6 des Grundgesetzes stehen sie „unter dem besonderen Schutz der
staatlichen Ordnung“. Für Bund, Länder und Gemeinden bildet dies die
familienpolitische Grundlage.
Der Ausschuss für Jugend und Familie hat sich in einer
Schwerpunktsitzung im Februar 2008 mit dem Thema Familie befasst und seinerzeit
familienpolitische Leitlinien beschlossen. Diese bilden seither den
Orientierungsrahmen für Familienfreundlichkeit im Landkreis Coburg:
„Dem Ausschuss für
Jugend und Familie ist es wichtig, stabile Eltern – Kind – Beziehungen zu
fördern, um somit die Grundlage zu schaffen, dass Kinder den Anforderungen des
Lebens gerecht werden.“
2011 hat der Landkreis die „Charta für
Familienfreundlichkeit“ der Europäischen Metropolregion Nürnberg unterzeichnet
(Anlage 1) und sich damit verpflichtet, das Thema Familienfreundlichkeit für
die Region weiter voran zu bringen, den regionalen Zusammenhalt, die
Lebensqualität und den nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg im Landkreis Coburg
zu fördern. Ziel ist u.a., durch generationenübergreifendes und
lebensphasenorientiertes Handeln den unterschiedlichen Bedürfnissen und
Ansprüchen Rechnung zu tragen. Um eine Chancengerechtigkeit im Bildungs- und
Entwicklungsbereich für alle zu sichern, sollen erforderliche Rahmenbedingungen
weiterentwickelt und ausgebaut werden. Basis dafür ist die Zusammenarbeit mit
regionalen Akteuren, um langfristig eine Sensibilisierung und Verankerung von
Familienfreundlichkeit als gesamtgesellschaftliches Thema in der Region zu
erreichen.
In der Praxis vor Ort findet diese
Ausrichtung Ausdruck in vielfältigen Maßnahmen und Aktivitäten, in denen Politik, Wirtschaft und Verwaltung zusammenarbeiten.
Willkommensbesuche, Ferienprogramme, der Ferienpass, die FamilienCard, Events
wie Kinder sind Zukunft und der HABA-Familientriathlon, die Lokalen Bündnisse
für Familien oder die Entwicklung der Seniorenarbeit sind beispielhaft für die
konstruktive Zusammenarbeit der letzten Jahre. Nicht zuletzt ist der Ausbau der
Kinderbetreuung der unter 3jährigen Zeichen einer erfolgreichen kommunalen Familienpolitik.
Im Landkreis Coburg stehen mit Eintritt des Rechtsanspruchs auf einen
Betreuungsplatz 69 % der 1 bis 3jährigen Kinder ein Platz in einer Kinderkrippe
oder der Tagespflege zur Verfügung. Er nimmt damit bundesweit einen
Spitzenplatz in der Versorgung ein.
Familiengerechte
Kommunalpolitik muss heute mehr denn je auf demographische und
sozialstrukturelle Veränderungen der Familienstrukturen, lebensphasen- und
lebenslagenbedingte Anforderungen sowie spezifische örtliche und regionale
Rahmenbedingungen reagieren. Politikbereiche wie familiengerechtes Wohnen,
familiengerechte Arbeitswelt, familienergänzende Betreuung, Erziehung und
Bildung, Freizeit und familienorientiertes Gesundheitswesens sowie Angebote für
Senioren und pflegende Angehörige sind hier relevante Handlungsfelder.
Für die
organisatorische Umsetzung dieses „lebensräumlichen Präventionsansatzes“ und zur
Sicherstellung und Weiterentwicklung passgenauer Angebote und zur Vermeidung
von Doppelstrukturen ist es sinnvoll, eine zentrale Anlaufstelle – das
Familienbüro- nach innen und nach außen wirksam zu etablieren.
Das Familienbüro
bietet dem Landkreis Coburg die Chance, ein umfassendes Bild der Bedürfnisse
der Familien vor Ort zu gewinnen, erleichtert den Zugang zu den Zielgruppen und
entlastet die Kooperationspartner. Darüber hinaus stellt es einen Profilvorteil
im kommunalen Wettbewerb dar und macht
die Region vor allem für junge Familien attraktiv.
Durch die Bündelung
familienbezogener Angebote in einer Anlaufstelle ist das Familienbüro ein
effizientes Stellwerk auf kommunaler Ebene, das verschiedene Funktionen
ausfüllen soll:
- Informations- und Servicestelle
- Koordinations- und Kooperationsstelle
- Lotsenfunktion und Impulsgeber für Angebotsentwicklung
und –gestaltung
- Plattform für familienbezogene Netzwerke
- „Seismograph“ für die Bedarfe von
Familien und
- Schnittstelle
zu Politik, Wirtschaft, Verwaltung und den Vertretern familienbezogener
Interessen.
Der umfassende Leitfaden ist als Anlage 2
beigefügt.
Mit der Etablierung des Familienbüros als Anlaufstelle für Familien
einerseits und den familienpolitisch tätigen Akteuren andererseits wird ein
weiterer Baustein der Familienfreundlichkeit im Landkreises Coburg realisiert.
Es wird am 16.07.2013 offiziell eröffnet.
Mit der Einrichtung des Familienbüros wird keine neue Stelle geschaffen,
sondern familienbezogene Aufgaben wie die FamilienCard, der Familientriathlon
und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gebündelt. Beabsichtigt ist, das
Familienbüro auszuweiten und ihm auch die Aufgaben der Familienbildung
zuzuordnen. Grundlage dafür ist ein vom Bayerischen Staatsministerium für
Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen (StMAS) neu aufgelegtes Förderprogramm
zur strukturellen Weiterentwicklung der kommunalen Familienbildung und von
Familienstützpunkten.
Frau Bächer-Sürgers lädt ein, im Anschluss an die Sitzung das Familienbüro im Raum E 05 zu besichtigen.