Sitzung: 07.06.2013 Kreistag
Beschluss: mehrheitlich beschlossen
Abstimmung: Ja: 32, Nein: 24
Vorlage: 072/2013
Nach Vortrag des Berichterstatters fasst der Kreistag des Landkreises Coburg folgenden Beschluss als Empfehlung für die Verbandsversammlung Zweckverband Grünes Band – Rodachtal – Lange Berge – Steinachtal:
§ 1
Die Satzung des Zweckverbandes Grünes Band – Rodachtal – Lange Berge – Steinachtal in der Fassung vom 21. Dezember 2012 (Oberfränkisches Amtsblatt Nr. 12/2012, S. 144) wird wie folgt geändert:
§ 19 Satz 1 erhält folgenden Wortlaut:
„Der Zweckverband ist mit Ablauf der Phase I zum 31. August 2014 aufgelöst, wenn die Verbandsmitglieder nicht zuvor dem Übergang in die Phase II des Naturschutzgroßprojektes zustimmen.“
§ 2
Diese Änderung tritt einen Tag nach Bekanntmachung im Amtsblatt der Aufsichtsbehörde in Kraft.
Sachverhalt:
Die
zeitliche Existenz des Zweckverbandes wurde in § 19 der Verbandssatzung
befristet. § 19 hat folgenden Wortlaut:
„Der
Zweckverband ist mit Ablauf der Phase I am
Zunächst
gingen die Verbandsmitglieder davon aus, dass mit der Projektphase I im Jahr
2009 begonnen werden kann. Dies hat sich aufgrund der Überprüfung der
rechtlichen Voraussetzungen und wegen der notwendigen Abstimmungen der
Verbandssatzung erheblich verzögert. Der Förderbescheid wurde nun am
Zweckverbände
sind grundsätzlich aufgrund ihrer körperschaftlichen Struktur auf Dauer
angelegt. Im Einzelfall ist etwa schon von der Aufgabe des Zweckverbandes her
eine zeitliche Befristung möglich.
Vorliegend
haben sich die Verbandsmitglieder darauf verständigt, das Projekt in zwei Phasen
zu realisieren, wobei der Zweckverband mit Ablauf der Phase I zum 30.06.2013 aufgelöst
sein sollte, wenn die Verbandsmitglieder nicht zuvor dem Übergang in die Phase
II des Naturschutzgroßprojektes zustimmen (§ 19 Satz 1 der Verbandssatzung),
oder die Phase I verlängert wird.
Ohne
eine Änderung der bestehenden Verbandssatzung wäre der Zweckverband zum
Hierbei handelt es sich um eine
Entscheidung von grundsätzlicher Bedeutung, die mit der Neubildung eines
Zweckverbands vergleichbar ist. Zwar wird hinsichtlich des Organisationsstatuts
auf die vorliegende Satzung zurückgegriffen. Die Fortexistenz des Zweckverbands
über den
aus der Beratung:
Landrat Michael Busch verliest nach dem Sachvortrag seine Stellungnahme:
Es gilt das gesprochene Wort.
„Liebe
Kolleginnen und Kollegen,
heute
steht nach vielen Verhandlungen in den Projekt begleitenden Arbeitsgruppen, in
den Ministerien, in den Landkreisen mit den unterschiedlichsten Partnern in
diesem Naturschutzgroßprojekt eigentlich keine fachliche Entscheidung an,
sondern eine politische!
Wollen
wir als Kreistag, dass wir in einer nun ausgehandelten Zwischenphase, die das
Projekt bisher nicht vorgesehen hatte, die Sorgen und Ängste der Landwirte und
Waldbauern ausräumen und den Landwirten, die das Projekt sogar als ein
Standbein benötigen, eine Chance geben?
Das
ist die Frage, die sich heute stellt.
Thomas
Müller und ich haben dafür in den vergangenen Tagen und Wochen viele Gespräche
über das weitere Vorgehen beim Naturschutzgroßprojekt Grünes Band geführt.
Weil
wir die Sorgen der Landwirte und Waldbauern sehr ernst nehmen. Deshalb haben
wir uns mit der Abteilungsleiterin im Bundesumweltministerium, Gertrud Sahler,
darauf verständigt, zunächst eine Zwischenphase einzulegen.
Ziel
ist, in dieser Zeit bis zum 31.08.2014 den Antrag für die Umsetzung des Naturschutzgroßprojektes
offen und nachvollziehbar mit allen Betroffenen, vor allem den Landwirten und
Waldbauern, vorzubereiten. Wir haben erkannt, dass zu viel Spekulationen und
Eventualitäten hineininterpretiert werden können, dass zu viel Misstrauen
herrscht, um den Antrag erst in der bereits beschlossenen Phase II vom
Zweckverband aus zu stellen.
Wir
haben allergrößtes Interesse, alle noch offenen Fragen abzuklären, die Bedenken
auszuräumen und höchstmögliche Transparenz zu gewährleisten. Und vor allem
aufzuzeigen, wer denn überhaupt betroffen ist.
Wir
haben erkannt, dass dies wohl bisher die Schwäche der Phase I in dem Projekt
war.
Am
Ende dieser Zwischenphase erst wird der Antrag stehen, der schließlich die
Voraussetzung bildet, um überhaupt die Phase II - die Umsetzungsphase - in den
Kreistagen zu beschließen.
Diese
Vorgehensweise hat Landrat Thomas Müller mit Landwirten seines Landkreises
Hildburghausen und Vertretern der Ministerien am 30.05.2013 bereits abgestimmt.
Auch dort waren große Widerstände der Landwirte und Waldbauern aufgetreten. Ich
habe diese Vorgehensweise von Freitag bis Montag den Fraktionschefs und KR
Gerhard Ehrlich im Landkreis Coburg vorgestellt und schlage dem Kreistag diese
neue Beschlussfassung vor.
Der
Beschlussvorschlag wird folglich dahingehend abgeändert, dass zunächst nicht
in die Phase II eingetreten, sondern die Phase I bis zum 31.08.2014
verlängert wird. Wir gehen davon aus, dass damit ausreichend Zeit zur Verfügung
steht, um Klarheit zu schaffen und das gegenseitige Einvernehmen mit den
Betroffenen herzustellen.
§
Wir
werden in dieser Zeit ständig Infoveranstaltungen anbieten. Ich bitte Sie,
liebe Kolleginnen und Kollegen, diese nach Möglichkeit auch wahrzunehmen.
§
Wir
werden Gespräche mit den Betroffenen führen.
§
Wir
werden die Regelungen klar mit den Betroffenen abstimmen, so dass sie auch
wissen, was sie betrifft.
§
Wir
werden - soweit irgend möglich - konkrete offene Fragen mit den Ministerien
besprechen und die Ergebnisse jeweils kommunizieren.
§
Wir
werden auch – nach Rücksprache mit Hans Michelbach - die Politik viel stärker
einbinden. Denn das Projekt ist ein Bund-Länder-Projekt. Beschlossen von Bundestag
und Landtag!
So
sollte es meiner Meinung nach möglich sein, dass die Landwirte und Waldbauern,
die sich von dem Naturschutzgroßprojekt einen Nutzen erwarten, auch zu Ihrem
Recht kommen.“
Anschließend erklären die Fraktionsvorsitzenden ihren Standpunkt zum Naturschutzgroßprojekt „Grünes Band – Rodachtal – Lange Berge – Steinachtal“:
Fraktionsvorsitzender Bernd Lauterbach, Bündnis 90/Die
Grünen:
Eine Verlängerung der Projektphase I um ein Jahr ist richtig. In vielen Gesprächen mit den Landwirten ist auch deutlich geworden, dass die Verunsicherungen weiterhin bestehe. Bis August 2014 besteht ausreichend Zeit, um zu kommunizieren und Spekulationen zu beseitigen. Das ist auch im Sinne der Region und der Natur notwendig.
Fraktionsvorsitzender Martin Mittag, CSU/LV:
Die Fraktion befürworte das Naturschutzgroßprojekt „Grünes Band“ auf dem ehemaligen Grenzstreifen, aber eine Ausweitung auf Anrainerflächen werde abgelehnt. Einige Fragen sind zu den Gesamtkosten für die Verlängerung und über die Arbeit im Zweckverband offen.
Kreisrat Mittag bittet folgendes im Protokoll zu vermerken:
Die Verwaltung wird gebeten, bis zur nächsten Kreistagssitzung im Juli einen verbindlichen Zeitplan für die Verlängerungsfrist bis Ende August 2014 vorzulegen.
Landrat Michael Busch macht deutlich, dass dies aufgrund des fehlenden Personals nicht möglich ist. Martina Gundelwein und Stefan Beyer sind nicht mehr für den Zweckverband tätig. Es muss erst eine Verbandsversammlung stattfinden um entscheiden zu können, wie es personell weitergeht.
Fraktionsvorsitzender Gerold Strobel, FW:
Das die Phase I verlängert wird zeigt das der Dialog, die Auseinandersetzung und die Informationen gegenüber den Landwirten und Waldbauern nicht ausreichend war. Es soll möglich sein, Ausgleichsflächen für Infrastrukturmaßnahmen wie die Ebersdorfer Umgehung „CO 13“ und die Verlegung der Staatsstraße 2205 in das Naturschutzgroßprojekt „Grünes Band“ einfließen zu lassen.
Um nicht in Zeitdruck zu geraten, sollten die konkreten Vorstellungen und Pläne zur Umsetzung des Projektes bis Ende des Jahres 2013 fertig gestellt sein.
Der Vorsitzende fügt hinzu, dass eine projektbegleitende Arbeitsgruppe eingesetzt werden soll, die die Informationen an die richtigen Stellen weitergeben.
Stellvertretender Fraktionsvorsitzender Thomas Lesch,
SPD:
Die SPD-Fraktion hat sich dahin gehend beraten, dass es mehr Argumente gibt, die für das Naturschutzgroßprojekt „Grünes Band“ sprechen. Durch die Verlängerung bis August 2014 können alle offenen Fragen geklärt werden und somit die existenziellen Ängste der Betroffenen abgebaut werden. Einige Landwirte und Waldbauern sind nicht dagegen, sondern befürworten bereits das Naturschutzgroßprojekt.