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Teaser Notfallübung im ICE Tunnel Reitersberg

Am 11. März 2017 fand eine Übung auf der ICE Strecke Nürnberg – Erfurt im Bereich des Reitertunnels und im Bereich der dortigen Notzugänge bei Rödental/Oberwohlsbach statt. Geschult wurde das Zusammenwirken von Einsatzkräften der DB mit den lokalen Notfallkräften. Dazu ist eigens eine ICE-Zuggarnitur vor Ort. Unter Federführung der Feuerwehr (Ansprechpartner: Kreisbrandinspektor Stefan Zapf) wurden im Landkreis Coburg und übergreifend auch mit Einsatzkräften aus Sonneberg insgesamt 10 Tunnelbasiseinheiten gebildet. Die Einsatzkräfte probten verschiedene Durchgänge von Rettungseinsätzen. Für einen Durchgang wurde für die Presse die Möglichkeit eröffnet, daran teilzunehmen und im Anschluss sich über Fragen und Antworten ein komplettes Bild über den Stand der Sicherheitsmaßnahmen zu machen.
Neben den Fachkräften aus dem Bereich Feuerwehr und Rettungskräfte waren auch kompetente Ansprechpartner der DB und politische Vertreter vor Ort sein.
Hinsichtlich der Berichterstattungen in den lokalen Printmedien könne die Berichte in der NEUEN PRESSE und dem Coburger Tageblatt nachgelesen werden.
Seitens der DB wird auf die Internetseite mit umfangreichem Begleitmaterial (auch Fotos) auf die Internetseite www.vde8.de verwiesen.


Zugunfall im Tunnel - Ein Sonderfall für alle Rettungskräfte
(von Stefan Zapf, Kreisbrandinspektor, Landkreis Coburg)


Die neue Bahn-Hochgeschwindigkeitsstrecke VDE 8.1 wird ab Dezember 2017 in Betrieb gehen. Hierfür müssen sich Feuerwehren, THW, Rettungsdienst und alle weiteren Hilfsdienste besonderen Herausforderungen stellen. Die Personenzüge fahren bis zu 300 km/h im Begegnungsverkehr - gemischt mit Güterverkehr. Bis zu ca. 900 Personen können sich in einem vollbesetzten ICE aufhalten. Hierbei gibt es sämtliche Bevölkerungsgruppen. Vom sportlichen Jugendlichen, über die Mutter mit 3 Kindern und Kinderwagen, den Menschen mit Rollator bis hin zum Rollstuhlfahrer.

Die geografische Lage der Strecke durch den Thüringer Wald mit ihren 22 Tunnel- und 29 Brückenbauwerken zwischen Ebensfeld und Erfurt (davon 8 Tunnel und 11 Brücken in Nordbayern) stellen ebenfalls besondere Anforderungen an die Rettungskonzepte der Organisationen.
Seitens der Bahn wurden zahlreiche Vorbereitungen getroffen Unfälle und deren Folgen möglichst zu vermeiden bzw. auf ein Minimum zu begrenzen. Dies reicht von Notbremsüberbrückung (d.h. beim Ziehen der Notbremse kann der Lokführer den Zug möglichst außerhalb von Tunnel oder Brücke zum Halten bringen), über Brandschutzvorkehrungen in den ICE-Zügen (schwerentflammbare Materialien, Brandschutztüren, ...), beleuchtete Tunnel mit Notausgängen in max. 500 m Entfernung bis zu fest eingebauten Löschwasserleitungen, Stromversorgung für Rettungsgeräte oder Rettungsplätzen für die Rettungskräfte.
Sollte trotz aller vorbeugenden Maßnahmen doch einmal ein Unfall oder Brand mit einem Zug im Tunnel geschehen, müssen die Konzepte der Rettungskräfte hierfür ausgelegt sein. Besonders schwierig sind Brandeinsätze im Tunnel. Nach langen Anfahrten durch Waldwege (auch im Winter) müssen mehrere Kilometer lange Tunnel unter schwerem Atemschutz erkundet werden. Für die ehrenamtlichen Helfer ist dies physisch und psychisch außerordentlich belastend. Es gibt große Gefahren, die im Feuerwehralltag so nicht auftreten. Im Tunnel kann z.B. Rauch und Hitze nicht einfach nach Oben wegziehen. Es gibt auch keine seitlichen Öffnungen wie Fenster. Die Einsatzkräfte müssen lernen die Gefahr zu bewerten und richtig zu reagieren, um sich nicht selbst zu gefährden. Das Einsatzgerät muss über weite Strecken auf Rollwägen geschoben oder auch getragen werden. Am Zug angekommen beginnt man mit einem Brand-Innenangriff im Zug, obwohl man sich bereits in einem geschlossenen Raum (Tunnel) befindet. Die Anzahl verletzter Personen kann sehr hoch sein und der Anblick der Verletzungen stark belastend. Zahlreiche weitere Gefahren (z.B. Zugverkehr, Oberleitung, ...) und Belastungssituationen machen den Einsatz zu einem speziellen Szenario.
Daher treffen sich bereits seit einigen Jahren verschiedene Arbeitsgruppen der Feuerwehren und Rettungsdienste aus Nordbayern und Thüringen, um Wege und Lösungen für schwierige Situationen zu erarbeiten.
In diesen Arbeitsgruppen wurden die Anforderungen analysiert und in einem gemeinsamen Einsatzkonzept festgeschrieben. Die Besonderheit ist, dass erstmals die zuständigen Stellen aus Bayern und Thüringen ein durchgängig abgestimmtes Konzept von Ebensfeld bis Erfurt erarbeitet haben. Daher können Rettungskräfte aus Nordbayern genauso bei einem Einsatz in Thüringen eingesetzt werden, wie auch umgekehrt. Jede Einsatzkraft kennt dann die Vorgehensweise und die nötigen Schritte.
Auch reicht die vorhandene Ausstattung der Feuerwehren nicht für solche Spezialszenarien aus. Hier konnte in Verhandlungen mit der Bahn die Beschaffung zusätzlicher Ausrüstung wie Langzeit-Atemschutzgeräte, Wärmebildkameras, spezielle Tragen mit Rädern, Gerätewagen für jeden Landkreis und vieles mehr. Auch die Landkreise halfen unbürokratisch bei der Beschaffung der Ausrüstungsgegenstände, die durch die Bahn nicht zu beschaffen waren.
Die wichtigste Einheit zum Einsatz ist die sog. Tunnel-Basis-Einheit (=TBE).
Diese Einheit besteht aus einem Führungsfahrzeug, zwei Löschfahrzeugen und wird bei Bedarf um Rüstwägen oder Mannschaftstransportfahrzeuge ergänzt. Mit zwei TBE's pro Rettungsplatz (je an den Portalen und an den Notausgängen) kann jedes Szenario nach Konzept abgearbeitet werden.
Weitere TBE's werden dann nach Bedarf aus bestimmten Bereitstellungsräumen hinzugezogen.
In Nordbayern gibt es 9 TBE's und in Thüringen 18 an der Zahl.
Um sowohl die Vorgehensweise, als auch den Umgang mit dem Gerät in den TBE's zu schulen wurden zunächst Multiplikatoren (=Lehrer in den Feuerwehren) an der „International Fire Academy" in der Schweiz ausgebildet. Dort gibt es die einzige gasbefeuerte Übungsanlage für Zugbrände in Tunnelanlagen in Europa. Die Multiplikatoren bilden dann die Feuerwehrkräfte vor Ort zunächst in Theorie und Praxis aus, soweit dies ohne realen Tunnel und Zug möglich ist.
In der Übung im Tunnel Reitersberg gilt es nun das erworbene Wissen an einzelnen Stationen im realen Einsatzumfeld zu vertiefen und den Umgang mit der besonderen Situation zu üben. Hier werden die 9 TBE's aus Nordbayern mit ca. 300 ehrenamtlichen Teilnehmern geschult. Die Bahn stellt einen ICE-T (dieselbetrieben, da die Oberleitung noch außer Betrieb ist) zur Verfügung. Es bietet sich die einmalige Möglichkeit die Sicherheitseinrichtungen am Tunnel, die Vorgehensweise in einem Notausgang, das Vorgehen bei der Erkundung, Löschangriff und Personenrettung am und im Zug real zu trainieren. Eine einzigartige Chance für die Einsatzkräfte.
Gleichartige Detailausbildungen werden dann in Kürze Thüringen für die dortigen Einsatzkräfte folgen.
Die Tests, ob das Einsatzkonzept im Zusammenspiel funktioniert erfolgen dann im Laufe des Jahres 2017 erfolgen. Bei zahlreichen weiteren Übungen mit ICE-Zügen können die Hilfs- und Rettungsdienste zeigen, dass die Vorgehensweise zum gewünschten Erfolg führt.
Auch die kleineren Ortsfeuerwehren spielen eine wichtige Rolle. Sind sie doch beim Ereignis als erste vor Ort. Sie kennen „Ihren" Rettungsplatz, können bereits erkunden bevor die erste TBE eintrifft und helfen bei Löschwasserförderung und Koordination. Jede ehrenamtliche Hand wird in diesem Fall benötigt.
Aus Sicht der Feuerwehr ist festzustellen, dass die Vorgehensweise in Zusammenarbeit mit Bayern und Thüringen ein gemeinsames Konzept zu erstellen außerordentlich erfolgreich ist. Die ehrenamtliche Arbeit wurde und wird hierbei allerdings bis an das Maß des Machbaren gefordert. Nur die Tatsache, dass solche Einsätze hoffentlich nur äußerst selten vorkommen hält manchen Ausbilder und viele ehrenamtliche Kräfte bei der Stange. „Wir setzen darauf, dass die Belastung der Ehrenamtlichen durch das Projekt VDE 8.1 nach der Inbetriebnahme im Dezember 2017 wieder auf ein erträgliches Maß zurückgeht".

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